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Politik

Merkel empört über Gewalt in Charlottesville

14. August 2017

Die Kanzlerin nimmt kein Blatt vor den Mund. Ihre Kritik nach den Exzessen im US-Staat Virginia hat eine eindeutige Richtung. US-Präsident Donald Trump hatte sich zunächst nur verwaschen geäußert - und justiert nun nach.

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Deutschland Berlin - Bundeskanzlerin Merkel berät sich mit Flüchtlingsorganisationen
"Das ist schrecklich, das ist böse": Angela Merkel (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/G. Fischer

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich angesichts der rechtsextremen Ausschreitungen in den USA empört über den zur Schau gestellten Rassismus gezeigt. "Das ist schrecklich, das ist böse", sagte Merkel im Deutschlandfunk. "Das ist rassistische, rechtsextreme Gewalt." Dagegen müsse man mit aller Kraft vorgehen, "egal, wo auf der Welt das passiert".

Ihr Sprecher Steffen Seibert hatte zuvor im Namen der Kanzlerin zu den Vorgängen in Charlottesville erklärt: "Das waren absolut abstoßende Szenen, die bei diesem rechtsextremen Aufmarsch zu sehen waren." Unverhüllt und in übelster Form seien Rassismus, Antisemitismus und Hass auf die Straße getragen worden. Die Bundeskanzlerin bedauere sehr den Tod der Frau aus den Reihen der Gegendemonstranten, die durch einen Amok-Fahrer getötet worden sei. "Wir sind solidarisch mit denen, die sich friedlich gegen solche aggressiven, rechtsextremistischen Haltungen stellen."

USA Charlottesville Virginia Konflikte "Unite The Right"  vs. Gegendemonstranten
"Absolut abstoßende Szenen": Gewalt zwischen Rechtsextremen und Gegendemonstranten am Samstag in CharlottesvilleBild: Getty Images/C. Somodevilla

Merkel hob sich mit ihren Äußerungen von US-Präsident Donald Trump ab, der nach den Ereignissen im Bundesstaat Virginia zunächst lediglich Hass und Fanatismus "von vielen Seiten" angeprangert hatte. Dafür erntete er scharfe Kritik auch aus seiner eigenen republikanischen Partei. Das US-Präsidialamt hatte darauf später reagiert und erklärt, Trump habe mit seiner Stellungnahme auch auf die "White supremacist"-Bewegung, den Ku-Klux-Klan und Neonazi-Gruppen gezielt.

Inzwischen justierte Trump nach und erklärte - zwei Tage nach den Ereignissen -, "Rassismus ist böse". Wer in diesem Namen Gewalt anwende, sei "kriminell" und ein "Verbrecher".

USA Virginia - Ausschreitungen nach Demonstrationen
In Virginia war auch die Nationalgarde im EinsatzBild: Getty Images/C. Somodevilla

Trumps Stellvertreter Mike Pence formulierte bereits seine erste Reaktion auf die Ausschreitungen bedeutend klarer: "Wir haben keine Toleranz für Hass und Gewalt von Vertretern der weißen Vorherrschaft, von Neonazis oder dem Ku-Klux-Klan. Diese gefährlichen Randgruppen haben keinen Platz im öffentlichen Leben und in der Debatte in Amerika." Der Vizepräsident äußerte sich während eines Besuchs in Kolumbien.

Außer der 32-jährigen Frau, die am Samstag in Charlottesville getötet worden war, als ein Auto wohl absichtlich in eine Gruppe von Gegendemonstranten fuhr, kamen bei den Zusammenstößen viele weitere Menschen zu Schaden. Nach Krankenhausangaben wurden mindestens 19 Personen verletzt. Schon vor dem offziellen Beginn des rechtsextremen Aufmarschs war es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit deren Gegnern gekommen.

Kolumbien Cartagena - Mike Pence bei Pressekonferenz mit Juan Manuel Santos
"Diese Randgruppen haben keinen Platz in Amerika": US-Vizepräsident Mike PenceBild: picture-alliance/AP Photo/F. Vergara

Viele prominente US-Bürger zeigten sich im Anschluss schockiert. Der Schauspieler und Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger erklärte, er sei "entsetzt von den Bildern der Nazis". "Es gibt kein weißes Amerika, es gibt nur die Vereinigten Staaten von Amerika", fügte er später hinzu. Etliche Demonstranten hatten auch Nazi-Symbole bei dem Aufmarsch mit sich geführt. Anders als etwa in Deutschland sind in den USA "Sieg Heil"-Rufe oder das Schwenken von Hakenkreuz-Flaggen nach dem ersten Verfassungszusatz durch die Meinungsfreiheit gedeckt.

Reality-Star Kim Kardashian schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter: "Wie tragisch, dass wir an diesem Punkt angelangt sind." Moderatorin Ellen DeGeneres fragte nur entgeistert: "Ist das jetzt Amerika?"

jj/qu (dpa, afp, rtr)