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Interview Andreas Möller

Olivia Fritz13. Oktober 2013

Welt- und Europameister Andreas Möller sieht im Interview mit der Deutschen Welle für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien gute Chancen auf den Titel. Südamerikaner seien aber im Vorteil.

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Andreas Möller. (Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)
Bild: Getty Images

Andreas Möller spricht über seine Erfahrungen als Spieler der Weltmeisterschaft 1990 in Italien und die Entwicklung des deutschen Fußballs in den letzten Jahren.

DW: Andreas Möller, Sie selbst sind Weltmeister und Europameister geworden. Welchen Stellenwert nimmt die Teilnahme an einem solchen Turnier bei einem Fußballprofi ein?

Andreas Möller: Die Weltmeisterschaft in Brasilien zu spielen muss für jeden Spieler in seiner Karriere ein Highlight sein. Aber es geht noch einige Zeit ins Land und die Spieler sind weiterhin gefordert, in der Bundesliga gute Leistungen zu bringen und sich in Form zu spielen. Man muss im Verein weiter an sich arbeiten und gute Leistungen bringen.

Bundestrainer Joachim Löw und Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff haben nach dem Confederations Cup in Brasilien gewarnt, dass man die besonderen klimatischen Umstände nicht unterschätzen darf. Sehen Sie ähnliche Probleme für die deutsche Elf?

Eine WM in Südamerika zu spielen und dort erfolgreich zu sein ist sehr schwierig. Da haben die Südamerikaner einen gewissen Vorteil. Sie kennen die Gegebenheiten, sie kennen das Land, sie kennen die Umstände. Die deutsche Nationalmannschaft kann trotzdem eine gute Rolle spielen, weil wir Deutschen immer eine Turniermannschaft gewesen sind, deshalb habe ich da auch keine Bedenken.

Die deutsche Elf kann eine gute Rolle spielen? Ist sie nicht nach den Leistungen der Qualifikation und dem enorm starken Kader sogar Favorit auf den Titel?

Wir können dort auch Weltmeister werden, warum nicht? Wir sind stark, wir haben eine richtig gute Nationalmannschaft, die auch in der Vergangenheit jetzt auch schon das ein oder andere Mal um den Titel mitgespielt hat. Es hat immer noch ein kleines Stückchen gefehlt. Vielleicht sind wir in acht Monaten von der Erfahrung her und von der Reife her ein bisschen weiter. Mit einer guten Gruppenauslosung, wenn man gut auch in so ein Turnier startet, dann haben wir wieder die Möglichkeit um den Titel zu spielen. Und das ist doch das Wichtige. Wir haben eine sehr gute Nationalmannschaft und wir können sehr froh sein in Deutschland, dass wir wieder die Chance haben, um den Titel mitspielen zu können.

Die Spieler von Borussia Dortmund (vorne links mit Pokal Andreas Möller und Stephane Chapuisat und Michael Zorc, r) jubeln nach dem 3:1-Sieg gegen Juventus Turin mit der Trophäe. (Foto: Achim Scheidemann)
Andreas Möller (l.) feiert 1997 den Champions-League-Sieg mit Borussia DortmundBild: picture-alliance/dpa

BVB und Bayern sind Stützen der deutschen Elf

Viel diskutiert wurde zuletzt die "Block-Bildung" um die beiden Mannschaften Bayern München und Borussia Dortmund. Ist es ein Vorteil, wenn viele Spieler derselben Vereinsmannschaft auf dem Platz stehen?

Borussia Dortmund und Bayern München sind aktuell die zwei besten Mannschaften in Deutschland. Ich denke, das ist legitim, dass man aus diesen beiden Vereinen den Stamm der Nationalmannschaft bildet. Es gibt immer wieder Überraschungen, andere Spieler, tolle Talente, die dazu stoßen, die das Ganze ergänzen. Aber es ist mit Sicherheit kein Nachteil, wenn man auf die Spieler dieser zwei Vereine zurückgreift.

Sie selbst haben die wichtigste Trophäe gewonnen. Was hat sich seit Ihrer Zeit im Nationalteam in der Turniervorbereitung getan?

Ich kann nur von meiner Zeit früher sprechen. Da hat man schon gedacht, das sei das Maximum, das man machen könne, in der Vorbereitung auf ein solches Turnier. Aus Gesprächen habe ich erfahren, dass man wissenschaftlich noch mehr an der Fitness von Spielern gearbeitet hat und dass man noch mehr Erkenntnisse aus der Vergangenheit einfließen lässt, um noch besser vorbereitet zu sein. In Deutschland hat man rein wissenschaftlich schon so gute Erfahrungen und so gute Erkenntnisse, dass das auch vielleicht die paar Prozentpunkte sein können, um letztlich erfolgreich zu sein.

Sie beobachten mittlerweile die Nationalmannschaft im Fernsehen oder drücken auf der Tribüne die Daumen - würden Sie gern nochmal mitspielen?

Manchmal juckt es noch in den Füßen. Aber die biologische Uhr macht vor keinem halt. Aber ich gebe zu: Manchmal juckt es natürlich schon nochmal.

v.l. Andreas Möller, Guido Buchwald, Rudi Völler mit dem WM-Pokal, Andreas Brehme, Lothar Matthäus (Foto: picture-alliance / ASA)
Die wichtigste Trophäe seiner Karriere: Andreas Möller (l.) nach dem WM-Triumph 1990 in ItalienBild: picture-alliance/ASA

Fußball kann vermitteln

Beim Confed-Cup in Brasilien hat es viele Ausschreitungen und Demonstrationen gegeben. Die Menschen, die sonst als eher unpolitisch gelten, haben sich Gehör verschafft und auf ihre Situation aufmerksam gemacht. Wie politisch kann eine Fußball-Weltmeisterschaft sein, welche Rolle nimmt der Fußball mittlerweile ein?

Ich denke, das ist eine Sache, die man auf jeden Fall sehr ernst nehmen muss. Die Bedürfnisse der Menschen stehen momentan hintenan. Es ist ein Land, wo sehr viel Unzufriedenheit herrscht. Ich denke, der Fußball war schon immer ein Mittel, um zu vermitteln, um den Leuten Freude zu bringen und Hoffnung. Gerade im Zuge einer WM kann er sehr viel vermitteln.

Sie standen zuletzt in den Schlagzeilen und wurden als neuer Co-Trainer beim HSV unter Bert van Marwijk gehandelt. Ist das Kapitel abgehakt?

Im Moment ist das vom Tisch und man muss abwarten, wie es weitergeht. Aktuell steht das nicht zur Debatte.

Klingt nicht so, als wären die Überlegungen endgültig vom Tisch?

Natürlich gibt es Überlegungen. Es gab auch das Interesse von Bert van Marwijk, sein Trainerteam zu komplettieren. Aber im Moment steht das nicht im Raum.

Das Interview führte Olivia Fritz

Andreas Möller wurde als Spieler Weltmeister (1990) und Europameister (1996). Zudem gewann er unter anderem mit Borussia Dortmund den Weltpokal und die Champions-League, mehrfach die deutsche Fußball-Meisterschaft und den DFB-Pokal. Mit Juventus wurde er UEFA-Pokal-Sieger. Möller spielte von 1995 bis 2004 in der Fußball-Bundesliga für Eintracht Frankfurt, Borussia Dortmund und den FC Schalke, sowie zwischendurch für den italienischen Erstligisten Juventus Turin. Nach Ende seiner Fußballerkarriere absolvierte er die Ausbildung zum Fußballlehrer und trainierte den Oberligisten Viktoria Aschaffenburg, bevor er von 2008 bis 2011 als Manager beim Drittligisten Kickers Offenbach arbeitete. Zuletzt wurde Andreas Möller von HSV-Trainer Bert van Marwijk als dessen Co-Trainer ins Gespräch gebracht.