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Anders Fische fangen

27. Februar 2013

Fische, die versehentlich ins Netz gegangen sind, dürfen nicht mehr zurück ins Meer geworfen werden. Darauf einigten sich Europas Fischereiminister. Ist die Lösung im Kampf gegen das Leerfischen der Meere damit gefunden?

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Trawler auf see (Foto: Eric Gevaert)
Fischerei TraflerBild: Eric Gevaert - Fotolia.com

Mit einer tiefgreifenden Reform will die Europäische Union erreichen, dass sich die Bestände von Scholle, Makrele und Co. auf absehbare Zeit erholen können. Die zuständigen Minister einigten sich deshalb auf ein Verbot des sogenannten Rückwurfs.

Die Einigung werde "die Art, wie Europa Fisch fängt, verändern", sagte der Verhandlungsleiter, Irlands Fischereiminister Simon Coveney nach zähen nächtlichen Verhandlungen. Nur Schweden hatte dagegen gestimmt.

Richtungswandel

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, zu deren Ressort die Fischereipolitik gehört, nannte den Kompromiss eine "überfällige Richtungsentscheidung", die bis zum Schluss auf Messers Schneide gestanden habe." Sie fügte hinzu: "Und dass es jetzt doch ein so eindeutiges Votum gegeben hat, freut mich sehr."

Das Rückwurfverbot hatten die Minister im Grundsatz bereits im vergangenen Sommer beschlossen, damals aber umstrittene Detailfragen zum Zeitplan und zu Ausnahmeregelungen vertagt.

Frischer Meeresfisch an der Fischtheke eines Supermarkts (Foto: dpa)
Statt auf der Fischtheke landet unverkäuflicher Fisch tonnenweise wieder im MeerBild: picture-alliance/dpa

Art der Lagerung garantiert Überleben

Zur Zeit werden von Europas Fischern etwa 1,9 Millionen Tonnen Fisch pro Jahr tot oder halb lebendig zurück ins Meer geworfen. Dies ist vor allem bei den Arten üblich, die nicht verkäuflich sind. Laut Umweltschützern verenden so jedes Jahr hunderttausende Tonnen Meerestiere.

Die Chancen auf Überleben oder Tod sind aber unterschiedlich. Es kommt vor allem darauf an, wie und wie lange die Tiere an Bord der Schiffe und Kutter liegen. Auch lassen sich die sogenannten Beifänge nicht ganz vermeiden. Deshalb bleiben sie in einer gewissen Höhe weiter erlaubt.

Die Menge wird aber jedes Jahr etwas verringert. Bis 2019 soll die Zahl der Rückwürfe bis auf sieben Prozent sinken. Zudem wird das Verbot in den unterschiedlichen europäischen Gewässern erst schrittweise eingeführt.

Schon ab Anfang kommenden Jahres müssten Fischer auch die Meerestiere an Land bringen, die ihnen ungewünscht ins Netz gegangen sind. Betroffen sind die auf hoher See gefangenen, die sogenannten pelagischen Arten. Egal, ob sie aus der Nordsee oder dem Mittelmeer kommen.

Sinn und Unsinn liegen im Detail

Der Deutsche Fischereiverband zeigte sich zurückhaltend: "Ob die Reform Sinn oder Unsinn macht, wird erst die Detailausgestaltung entscheiden", meinte Verbands-Generalsekretär Peter Breckling. Eine Verfeinerung der Fangtechniken sei nötig. Denn oberstes Ziel müsse die Vermeidung des Beifangs sein.

Auch die Frage, was denn mit dem ungewollten Fisch an Land passiere, müsse noch gelöst werden, so Breckling. In der Erklärung der Ratspräsidentschaft hieß es, ein Teil des Beifangs solle für wohltätige Zwecke verwendet werden dürfen.

Die Interessenvertretung der deutschen Fischwirtschaft begrüßte das Verhandlungsergebnis. Durch das Rückwurfverbot stehe die tatsächliche Fangmenge künftig genau fest, sagte der Geschäftsführer des Fisch-Informationszentrums, Matthias Keller, in Hamburg. Damit seien verlässlichere Bestandsprognosen möglich. Dies könne auch zu höheren Fangquoten führen.

Als nächstes stehen harte Verhandlungen mit dem Europaparlament an, das der Reform zustimmen muss. Denn die von dessen Verhandlungsführerin Ulrike Rodust (SPD) ausgearbeiteten Reformvorschläge gehen weit über den jetzt gefundenen Kompromiss hinaus.

uh/qu (afp,dpa)