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Analyse: Kommt 2006 der Aufschwung?

Karl Zawadzky29. Dezember 2005

Im kommenden Jahr soll es endlich mit der deutschen Wirtschaft aufwärts gehen. Die Wachstumsrate soll sich verdoppeln. Doch vielfach wird bezweifelt, dass der Aufschwung länger anhält. Eine Analyse von Karl Zawadzky.

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Wird es die lang ersehnte Konjunkturerholung geben?Bild: BilderBox

Erfreuliche Aussichten für 2006: Die Konjunktur zieht an. Bereits seit dem Spätsommer des zu Ende gehenden Jahres nimmt die Wirtschaftstätigkeit zu; alles spricht dafür, dass sich dieser Trend noch verstärkt. Denn die deutsche Wirtschaft wird überproportional vom anhaltenden Aufschwung der Weltwirtschaft begünstigt. Autos, Maschinen, Chemieprodukte, aber auch Elektroerzeugnisse, Arzneimittel, Informations- und Telekommunikationsgüter, ja sogar Nahrungsmittel aus Deutschland sind auf den internationalen Märkten heiß begehrt. Zwar sind deutsche Produkte zumeist teurer als die Erzeugnisse der Konkurrenz, aber: Sie sind meist qualitativ besser, der Service ist ausgezeichnet, das Design setzt den Trend. Hinzu kommt, dass Deutschland bei der Produktion wie bei den Produkten einen Vorsprung beim sparsamen Einsatz teurer Energie sowie beim Umweltschutz hat.

Made im Germany ist hoch im Kurs

Made in Germany steht auf dem Weltmarkt hoch im Kurs. Jetzt zahlt sich aus, dass die Unternehmen in den vergangenen Krisenjahren ihre Hausaufgaben gemacht haben. Sie haben die Produktion erneuert, die Produktpalette modernisiert und die Belegschaften verschlankt. Niedrigere Personalkosten und die leichte Abwertung des Euros verbessern die preisliche Wettbewerbsfähigkeit. Der anhaltend starke Export führt seit einiger Zeit zu einem Anstieg der Investitionen. Das wird begünstigt von niedrigen Zinsen und hohen Gewinnen. Hinzu kommen nächstes Jahr noch günstigere Abschreibungsmöglichkeiten. Wann sollen die Firmen investieren, wenn nicht 2006? Beim Auftragseingang ist absehbar, dass die Unternehmen sich die Chance nicht entgehen lassen.

Negative Entwicklungen begrenzen den Höhenflug

Frau in einem CD-Laden
Der private Verbrauch muss noch steigenBild: Bilderbox

Allerdings gibt es nach wie vor erhebliche negative Entwicklungen, die den Höhenflug in Grenzen halten. Die Arbeitslosigkeit ist unverändert hoch; sie wird bei einem harten Winter in den ersten Monaten des kommenden Jahres wieder die Fünf-Millionen-Grenze übersteigen. Die vom Arbeitsmarkt ausgehende Verunsicherung sowie die aus der Bevölkerungs- und der Arbeitsmarktentwicklung resultierenden Probleme des Rentensystems haben zu einem Angstsparen geführt. Im Ergebnis lahmt der private Verbrauch, der mehr als die Hälfte zum Bruttoinlandsprodukt beisteuert. So sehr also der Export von Rekord zu Rekord eilt, so sehr die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen zunehmen, so lange der private Verbrauch stagniert, bleibt die wirtschaftliche Wachstumsrate niedrig.

Wachstumsrate schwächt 2007 wieder ab

Die 1,6 Prozent Wirtschaftswachstum, die für das kommende Jahr erwartet werden, sind gemessen an den letzten 15 Jahren viel, aber im Vergleich zu früher und im Vergleich zu anderen großen Industriestaaten überaus bescheiden. Hinzu kommt die Gefahr, dass selbst diese Wachstumsrate sich 2007 wieder abschwächt. Der eine Teil des Wachstums dürfte zu tun haben mit der Anhebung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte zu Beginn des übernächsten Jahres. Wer Investitionen oder private Anschaffungen vorzieht, weicht der höheren Umsatzsteuer aus. Was vorgezogen wird, fehlt 2007 als Nachfrage. Hinzu kommt eine weitere Dämpfung der Nachfrage durch absehbare Steigerungen der Beiträge zur Renten- und zur Krankenversicherung. Schon wird mit Blick auf die Erholung des kommenden Jahres von einem Zwischenhoch gesprochen.