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An kommunalen Kliniken droht ein Ärztestreik

11. Januar 2012

Die Ärztegewerkschaft macht ernst. Der Marburger Bund hat einen Ausstand beschlossen. Die Patienten müssen sich ab Ende Januar auf einen flächendeckenden Ärztestreik an den 600 kommunalen Kliniken einstellen.

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So modern wie in diesem Neubau in Offenbach sieht es nicht in allen Kliniken aus (Foto: dpa)
So modern wie in diesem Neubau in Offenbach sieht es nicht in allen deutschen Kliniken ausBild: picture alliance/dpa

Die Große Tarifkommission des Marburger Bundes entschied am Dienstagabend einen unbefristeten Vollstreik ab 26. Januar. Das teilte ein Sprecher der Organisation in Berlin mit. In einer einmonatigen Urabstimmung hatten sich zuvor 92,7 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder unter den Ärzten für einen Arbeitskampf ausgesprochen. Bei einem Streik müssen sich Patienten laut Marburger Bund auf eine Verschiebung geplanter Behandlungen einstellen. Akute Behandlungen seien aber ähnlich wie an Wochenenden gewährleistet.

Die Tarifverhandlungen für die rund 45.000 Ärzte an kommunalen Krankenhäusern waren Anfang Dezember gescheitert. Der Marburger Bund will sechs Prozent mehr Gehalt und Verbesserungen bei den Bereitschaftsdiensten durchsetzen. Die Arbeitgeber hatten zuletzt eine Anhebung der Ärztegehälter um rund 1,5 Prozent angeboten. Dies hatte der Marburger Bund als "schlechten Witz" bezeichnet, da damit nicht einmal die Inflationsrate ausgeglichen werde. Jeder dritte Krankenhausarzt in Deutschland arbeitet in einer kommunalen Klinik.

Ärzte wollen Druck erhöhen

Der MB-Vorsitzende Rudolf Henke sagte, die Ärztinnen und Ärzte seien entschlossen, "ihren Forderungen größtmöglichen Nachdruck zu verleihen". Jetzt sei es an den Arbeitgebern, aus dem Abstimmungsergebnis "die richtigen Schlüsse zu ziehen".

Die Arbeitgeber nannten das Abstimmungsergebnis "nicht überraschend" und riefen die Ärztegewerkschaft zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) erklärte, sie strebe "ein Tarifergebnis ohne Streik" an. Dies sei auch nach der Urabstimmung noch möglich. Ein Streik belaste die Patienten und verschärfe "die Nöte bei den Krankenhäusern, die ohnehin in einer schwierigen Finanzsituation stecken".

Auch der Deutsche Städtetag verwies auf eine angespannte Finanzlage der kommunalen Kliniken und warnte vor Streiks. Die Gewerkschaftsforderungen gingen an der Realität vorbei, sagte Hauptgeschäftsführer Stephan Articus. Bei zu hohen Tarifabschlüssen bestehe die Gefahr einer "Spirale von noch mehr Arbeitsverdichtung und noch schlechterer Personalausstattung".

kle/gmf (dpa, afp, dapd)