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Amnesty: Flüchtlingsleid auf dem Balkan

7. Juli 2015

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat der Europäischen Union Versäumnisse in der Flüchtlingspolitik vorgeworfen. In Serbien und Mazedonien sei die Lage dramatisch.

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Amnesty International Symbolbild
Bild: picture-alliance/dpa/W. Kumm

Tausende Flüchtlinge, die über den Balkan den Weg in die EU suchten und an den Grenzen abgewiesen würden, litten in Serbien und Mazedonien unter Missbrauch, Gewalt und Erpressung, heißt es in einem in Brüssel veröffentlichten Bericht von Amnesty International (AI).

Der Report basiert auf Untersuchungen zwischen Juli 2014 und März 2015, in denen Interviews mit mehr als 100 Flüchtlingen und Migranten gemacht wurden.

Eine Steigerung um mehr als das 20-fache

Die Zahl der festgenommenen Flüchtlinge, die die serbisch-ungarische Grenze überqueren wollten, sei alleine seit 2010 von damals knapp 2.400 Menschen nach oben geschnellt und nun auf mehr als 60.000 Migranten gestiegen. Amnesty sieht die Ursache darin, dass die Route von der Türkei nach Griechenland und dann über den Landweg über Mazedonien nach Serbien und Ungarn immer noch weniger gefährlich sei als über das Mittelmeer. Der hohe Anstieg, so die Menschenrechtsorganisation, mache auch das Versagen der EU-Asylpolitik deutlich.

Serbien Ungarn Flüchtlinge aus Syrien an der Grenze
In Serbien und Mazedonien müssen viele Flüchtlinge leiden, beklagt AmnestyBild: Reuters/L. Balogh

Vor allem Serbien und Mazedonien seien zu einer "Senke für den Überfluss an Flüchtlingen und Migranten geworden, die keiner in der EU aufnehmen will", heißt es. Flüchtlinge würden bei ihrer Ankunft von der Polizei misshandelt oder seien gezwungen, Bestechungsgelder zu zahlen. Andere Flüchtlinge berichteten von Schlägen und willkürlichen Festnahmen. Auch Schwangere und Kinder müssten Gewalt erleiden.

Ein Appell an Kanzlerin Merkel

Aufenthaltslager seien überfüllt, die Versorgung sei menschenunwürdig, kritisieren die Menschenrechtler. Nur ein Umdenken in der EU-Asylpolitik könne den Menschen helfen.

Amnesty appellierte an Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Situation der Flüchtlinge auf ihrer für Mittwoch und Donnerstag geplanten Reise in die Staaten des Westbalkans anzusprechen. Die Regierungschefin wird Albanien, Serbien und Bosnien-Herzegowina besuchen.

haz/jj (epd, kna, dpa)