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Amerika wählt den Präsidenten

Christina Bergmann, zurzeit Washington DC2. November 2004

George W. Bush oder John F. Kerry? Das ist an diesem Dienstag (2.11.) bei der US-Präsidentschaftswahl die alles entscheidende Frage. Einige wenige Schlüsselstaaten spielen bei ihrer Beantwortung eine wichtige Rolle.

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Nun bleibt ihnen nur noch AbwartenBild: AP

Bei der Präsidentschaftswahl in den USA ist nicht entscheidend, wer landesweit die meisten Stimmen bekommt – auf die Zahl der Wahlmännerstimmen kommt es an. Das musste der Demokrat Al Gore vor vier Jahren feststellen. Er bekam zwar die Mehrheit der Stimmen, verlor die Präsidentschaftswahl aber trotzdem. Jeder Bundesstaat der USA entsendet - im Verhältnis zu seiner Bevölkerungszahl – eine feste Anzahl von Personen in das Wahlmännerkollegium. Dabei gilt für die meisten Bundesstaaten alles oder nichts: Wer die Abstimmung gewinnt, bekommt alle Wahlmännerstimmen. Die Wahlmänner wählen den Präsidenten. Insgesamt gibt es 538 Stimmen, der Sieger benötigt also mindestens 270.

Bei vielen Bundesstaaten ist offensichtlich, an wen die Wahlmännerstimmen vergeben werden – so wird in Kalifornien und New York mit ziemlicher Sicherheit John Kerry gewinnen, in Texas und Virginia dagegen George Bush. In einigen Bundesstaaten ist zumindest eine Tendenz zu erkennen. In New Mexiko, Minnesota, Iowa, Wisconsin, Florida und Ohio ist allerdings überhaupt nicht abzusehen, wer das Rennen machen wird. Das sind einige der so genannten Schlüsselstaaten. Dort haben beide Präsidentschaftskandidaten die Wähler heftig umworben.

"Krieg" im eigenen Land

"Bei dieser Wahl prallen in Amerika zwei kämpferische Nationen aufeinander", sagt der amerikanische Meinungsforscher John Zogby. "Beide Seiten sind etwa gleich groß, aber so polarisiert, wie wir es noch nicht gesehen haben." Sie unterscheiden sich fundamental in ihrem kulturellen, religiösen, ideologischen und demographischen Hintergrund, so Zogby.

Wahlen haben begonnen USA
Kerry könnte von einer hohen Wahlbeteiligung profitierenBild: AP

Entscheidend dürfte vor allem die Wahlbeteiligung sein. Eine hohe Wahlbeteiligung könnte den Demokraten, also Herausforderer John Kerry, zu Gute kommen. Unentschiedene Wähler, die ihre Stimme erst ganz zum Schluss abgeben, stimmen erfahrungsgemäß eher für den Herausforderer. Fest steht: Es haben sich wesentlich mehr Wähler registrieren lassen als vor vier Jahren. Und viele haben bereits von ihrem Recht der vorzeitigen Stimmabgabe Gebrauch gemacht. Denn ein Fiasko wie im Jahr 2000 will niemand noch einmal erleben. Damals bestimmte eine Entscheidung des höchsten Gerichts den Wahlsieger.

Anwälte lauern im Hintergrund

Wahlen haben begonnen USA
Wird es Probleme bei der Auszählung der Stimmzettel geben?Bild: AP

Aber was, wenn es doch wieder knapp wird, wenn es Probleme gibt bei der Auszählung, wenn Wähler abgewiesen werden? Wenn nicht klar ist, ob und wann die provisorischen Wahlscheine, die es erstmals landesweit gibt, gezählt werden? Beide Seiten, Demokraten wie Republikaner, haben mehrere Tausend Rechtsanwälte aufgeboten, die die Wahlen beobachten sollen – und im Zweifelsfall gerichtlich gegen einzelne Ergebnisse vorgehen werden.

Ohio und Florida

Durch die verschiedenen Zeitzonen und die unterschiedlichen Schließungszeiten der Wahllokale wird der Wahlabend lang und spannend werden. Entscheidend wird sein, welcher von beiden Kandidaten die Schlüsselstaaten für sich verbuchen kann – vor allem die mit vielen Wahlmännerstimmen wie Ohio und Florida.

Am 13. Dezember jedenfalls tritt das Wahlmännergremium zusammen, um den nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zu wählen. Am 6. Januar werden die Stimmen dann ausgezählt und der Sieger wird bekannt gegeben. Wer auch immer dies sein wird – ob Bush oder Kerry - er wird sich eventuell darauf einstellen müssen, dass die beiden Kammern des Kongresses dann von verschiedenen Parteien dominiert werden. Denn die Amerikaner wählen außer ihrem Präsidenten auch alle Sitze des Repräsentantenhauses und ein Drittel der Senatorenposten neu. Zurzeit haben die Republikaner die Mehrheit sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat. Dort ist ihr Vorsprung allerdings knapp – und ein Mehrheitswechsel zugunsten der Demokraten möglich.