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Amazon zahlt Steuern in Deutschland

24. Mai 2015

Der Internethändler versteuert seine deutschen Gewinne offenbar nicht mehr in Luxemburg, sondern in Deutschland. Dass Amazon viele Steuern in die deutsche Staatskasse zahlt, ist aber unwahrscheinlich.

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Versandhandel Amazon Logistikzentrum in Pforzheim (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Seit dem 1. Mai würden die deutschen Verkäufe nicht mehr wie bisher in Luxemburg, sondern hierzulande verbucht, sagte ein Unternehmenssprecher der "Süddeutschen Zeitung". Damit würden die Gewinne erstmals auch in Deutschland versteuert. Bei der Umstellung hab die wachsende Kritik an der Steuerpraxis von Amazon aber keine Rolle gespielt, sie sei vielmehr einer Umstrukturierung geschuldet, sagte der Sprecher.

Steuerdeals unter der Lupe

Das Großherzogtum Luxemburg gilt als Steueroase. Die Europäische Kommission prüft derzeit, ob Amazons bisheriges Konstrukt mit einer Versteuerung dort legal ist. Konzerne haben in Luxemburg zum Teil Steuerraten von weniger als einem Prozent auf die nach Luxemburg verlagerten Gewinne erhalten. EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker steht dabei unter Druck, weil er dort 18 Jahre lang Regierungschef war. Als Präsident der EU-Kommission hat er nun Steuersparmodellen den Kampf angesagt.

Außerdem prüft die Kommission den Steuerdeal einer Sparte des italienischen Autoherstellers Fiat mit Luxemburg. Desweiteren hat sie Übereinkünfte des iPhone-Herstellers Apple mit Irland und der Kaffeehauskette Starbucks mit den Niederlanden im Visier. Wegen günstiger Steuer-Deals zahlen Großkonzerne auch dort auf ihre Gewinne nur minimale Abgaben.

Deutschland als wichtiger Markt

Allein die Tatsache aber, dass Amazon seine in Deutschland erwirtschaften Gewinne auch in Deutschland versteuern will, ist für den deutschen Fiskus noch kein Grund zum Jubeln. Zwar ist Deutschland für Amazon ein sehr wichtiger Markt, der enorm wächst. Laut "Süddeutscher Zeitung" hat der Konzern hierzulande im vergangenen Jahr Waren im Wert von etwa 10,8 Milliarden Euro verkauft. Doch der Online-Händler investiert traditionell massiv in den Ausbau des Geschäfts und fährt deshalb bestenfalls schmale Gewinne ein.

Lizenzkosten statt Gewinn

Außerdem nutzt Amazon, wie andere US-Firmen auch, ein Lizenzsystem mit es die zu versteuernden Gewinne seiner Tochterfirmen in Europa kleinhalten kann: die europäischen Töchter müssen dem US-Mutterhaus für die Nutzung verschiedener Lizenzen viel Geld zahlen, was wiederum die zu versteuernden Gewinne schmälert.

cw/rb (rtr, dpa, afp)