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Am Schwitzen wird nicht gespart

Michael Knigge2. Juli 2003

Ob Reisekonzern oder Telekomanbieter, im dritten Jahr der Wirtschaftsflaute klagen alle Branchen über Kundenzurückhaltung und Gewinneinbußen. Fast alle, denn die Fitness-Branche wächst weiter.

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Kein Ende absehbar: die Fitness-Welle rollt weiterBild: AP

Der Trend ist ungebrochen: Immer mehr Menschen gehen in Fitness-Klubs und sind bereit, dafür immer mehr Geld auszugeben. Noch 1995 waren in Deutschland nach einer Studie der Wirtschaftsberatungsfirma Deloitte & Touche nur rund drei Millionen Kunden Mitglied in einem Klub. Inzwischen sind es fast doppelt so viele. Im Vergleich zu Großbritannien ist Deutschland trotzdem Entwicklungsland. "In England wird der Markt viel stärker von großen Ketten beherrscht und ist viel weiter entwickelt als in Deutschland", sagt Karsten Hollasch, Branchen-Fachmann bei Deloitte & Touche.

Verdrängungskampf in Deutschland

Doch auch in Deutschland ist die Konsolidierung im Gang. Die zahlreichen kleinen, oft nur regional präsenten Klubs mit beschränkten Angeboten bekommen zunehmend Konkurrenz von großen nationalen und internationalen Ketten. Zwar werden es reine Muskel-Buden mit schlechtem Service und schlechter Lage künftig schwer haben, am Markt zu bestehen. Innovative und gut geführte Einzel-Studios haben aber auch in Zukunft eine Chance, prognostiziert Hollasch. "Nischenanbieter, die sich beispielsweise auf Frauen- oder Wellness-Angebote spezialisieren, wird es auch künftig geben."

Dennoch geht der Trend eindeutig weg vom kleinen Studio um die Ecke hin zum Fitness- und Wellness-Tempel in der Stadtmitte. "Die größten Wachstumsraten bietet eindeutig der Premiumbereich", erläutert Hollasch. Im Gegensatz zu anderen Ländern sei dieser Bereich in Deutschland noch unterrepräsentiert. Zielgruppe der Premium-Klubs sind die Über-45-Jährigen. Jüngere Menschen sind häufig schon Mitglied in einem Klub, dagegen gibt es bei der älteren Generation noch ein großes Wachstumspotential.

Schwimmbad und Yoga

"Diese Klientel verfügt auch über das Einkommen, um sich Premiumangebote leisten zu können", betont Hollasch. Mehr als 100 Euro sollte man für eine Premium-Mitgliedschaft pro Monat schon erübrigen. Dafür bieten diese Klubs dann weit mehr als nur Aerobic und Krafttraining: Mehrere Schwimmbäder, Yoga-Kurse und Tennisplätze können ebenso zum Angebot gehören wie kostenlose Handtücher und die Dienste einer Kosmetikerin.

Zwar bleibt auch die Fitness-Sparte nicht ganz von der Wirtschaftskrise verschont. "Aber während die Luxusgüterbranche davon stark betroffen ist, ist die Fitness-Branche relativ konjunkturunabhängig", sagt Branchen-Kenner Hollasch. Statt beim Training im Fitness-Studio sparen die Menschen offenbar lieber an anderen Ausgaben. Deshalb dürfte die Fitness-Branche den Prognosen zufolge auch weiterhin jährlich um rund zwei Prozent wachsen.