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Stammzellen ohne Krebsgen

Judith Hartl5. Februar 2009

Deutschen Forschern vom Max-Planck-Institut in Münster ist es gelungen, Mäuse-Hirnzellen in eine Art embryonale Stammzellen zurückzuverwandeln. Dabei war nur noch ein einziges Krebs-Gen notwendig.

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Menschliche Stammzelle
Menschliche StammzelleBild: AP

Lange Zeit war die Reprogrammierung sehr viel komplizierter: Forscher mussten zur Gewinnung solcher Alleskönner noch vier Erbanlagen einschleusen: Ein Teil der Gene Oct4, c-Myc, Klf4 und Sox2. Klf4 und c-Myc aber fördern die Entstehung von Krebs, wenn sie künstlich in die Zelle gebracht werden.

Schon vor einem halben Jahr gelang es dem Team um Professor Hans Schöler ein wichtiger Schritt: Sie schaffen es, die Zahl der benötigten Reprogrammierungs-Gene von vier auf zwei zu senken. Mit dem jetzigen Erfolg brauchen sie nur noch eines. Und Hans Schöler ist überzeugt, dass es schon bald so weit sein wird, dass man diese alles könnenden Stammzellen - man nennt sie ipS-Zellen - gänzlich ohne Gene erhält. "Wir sind quasi am Ziel", sagt Schöler selbstsicher.

Alleskönner-Zellen

In ipS-Zellen setzen Mediziner große Hoffnungen. Denn diese reprogrammierten Stammzellen haben dieselben Qualitäten wie die begehrten Embryonalen. So lassen sich aus den Mulititalenten alle nur vorstellbaren Arten von Zellen züchten: Blutzellen, Nervenzellen oder Muskelzellen. Bei einem Parkinsonpatienten könnten diese nachgewachsenen Zellen beispielsweise wieder genug Dopamin produzieren (die Parkinsonkrankheit beruht auf Dopaminmangel im Gehirn), um die Krankheitssymptome abzuschwächen oder gänzlich verschwinden zu lassen.

Horst Schöler setzt für die Zukunft auf reprogrammierte Stammzellen. Die umstrittenen embryonalen Stammzellen hält er – langfristig - für eine Sackgasse.

In den USA wurde Hans Schöler zum Star

Stammzellforscher Hans Schöler
Stammzellforscher Professor Hans Schöler, Direktor Max-Planck-Institut für molekulare BiomedizinBild: picture-alliance/ dpa

Hans Schöler ist erst seit 2004 wieder in Deutschland. Bis dahin forschte er in den USA. Denn trotz bester Noten, trotz einer Promotion mit Auszeichnung und anschließender Habilitation, trotz großem Talent und jeder Menge Ehrgeiz, gab man ihm keine Chance. An deutschen Universitäten habe er das Gefühl gehabt, "nicht erwünscht zu sein". Dann kam der Anruf aus Philadelphia. Ob er sich nicht einmal vorstellen wolle. Man plane ein neues Institut. Hans Schöler flog hin und war verwundert, wie intensiv sich dort die Professoren mit ihm beschäftigten: „Alle Gesprächspartner waren top vorbereitet und hatten meine Publikationen gelesen“, erinnert sich Schöler. 1999 verließ der Biologe mit Frau und Kindern Deutschland, um an der renommierten University of Pennsylvania zu arbeiten. Er wurde einer der führenden Stammzellforscher weltweit. In den USA war er ein Star – trotzdem kehrte er 2004 zurück nach Deutschland.

Back to Germany

Weil er ein "Traumangebot" bekam, wie er sagt: Die Leitung des Max-Planck-Instituts für Molekulare Medizin in Münster. In die Stadt habe er sich richtig verliebt, schwärmt er, aber mit dem deutschen Umgang mit Forschung hat er sich noch immer nicht gewöhnt. In den USA habe er eine Begeisterung für Forschung erlebt, hierzulande eher Skepsis: "In Deutschland bekommt man als Naturwissenschaftler erstmal schlechte Absichten unterstellt, bis man bewiesen hat, dass es wirklich gute Absichten sind. In den USA ist das umgekehrt", resümiert Schöler.

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