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Alles in Butter beim Karneval in Russland

Stephan Hille17. Februar 2004

Während ab diesem Donnerstag (19.2.) die "närrische" Jahreszeit in den Hochburgen des deutschen Karnevals ihrem Höhepunkt zusteuert, haben die Russen bereits mit ihrer Variante des Karnevals begonnen.

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"Masleniza", oder "Butterwoche" heißt das mehrtägige Spektakel, mit dem die Russen in diesen Tagen symbolisch den Winter verabschieden. Der Ursprung der "Butterwoche" liegt ebenso wie beim Karneval und der Fastnacht in heidnischen, vorchristlichen Traditionen und ist dem astrologischen Frühlingsanfang gewidmet. Höhepunkt der Woche ist das Verbrennen einer Strohpuppe - ähnlich der des rheinischen "Nubbels" - die den Winter und alle mit der kalten Jahreszeit verbundenen dunklen Kräfte symbolisiert.

Wodka fließt wie Wasser

Doch anders als am Rhein werden an der Moskwa keine Krawatten abgeschnitten, weder Elferräte gebildet noch Pappnasen angezogen. Zentrales Element der "Butterwoche" sind die "Bliny", die russischen Pfannkuchen, eines der ältesten und traditionellsten Gerichte Russlands.

Rund, goldgelb und warm stehen die "Bliny" als Symbol für die Sonne. Verspeist werden sie mit Sauerrahm, Pilzen oder Kaviar - und 'runtergespühlt, natürlich mit Wodka, wie die offizielle "Masleniza"-Wep-Page freudig verspricht. "Der Wodka fließt dann wie Wasser", heißt es dort.

Feuerwerk

Keine Festtage ohne Wodka - das ist in Russland ein ehernes Gesetz. Mit dem abschließenden Feuerwerk, auch dies ein wichtiger Bestandteil russischer Festtage, vor der dann anbrechenden Fastenzeit, ist es russischer Brauch, sich gegenseitig im privaten Kreis um Verzeihung und Vergabe der Sünden zu bitten.

War die "Butterwoche" ursprünglich ein Fest, das früher nur im Familienkreis gefeiert wurde, hat sich Moskaus Bürgermeister Jurij Luschkow zum Ziel gesetzt, mit dem "russischen Karneval" Touristen aus aller Welt anzuziehen. Erklärtes Ziel des bisweilen zum Größenwahn neigenden Stadtoberhauptes Luschkow ist es, sowohl den Karneval in Rio als auch das Münchner Oktoberfest in den Schatten zu stellen.

Pfannkuchen-Turm

Und da Pfannkuchen und Wodka - und das auch noch mitten im russischen Winter - für dieses ehrgeizige Ziel dann doch ein bisschen wenig sind, wirbt die Stadtverwaltung mit allerhand Umzügen, Folklore, Jazz- und Rockkonzerten. Denn gleichzeitig will Luschkow mit den Feiern zur "Butterwoche" Werbung für Moskau als Austragungsort für die olympischen Spiele 2012 machen.

Während die Chancen für Olympia in Moskau als eher mäßig eingeschätzt werden, dürfte der von den Veranstaltern angekündigte Weltrekord im Pfannkuchenturm-Bauen realistischer sein. Moskau hält noch aus dem Vorjahr den Weltrekord im "Bliny"-Stapeln, und in diesem Jahr soll der Pfannkuchenturm mindestens 15 Meter hoch werden. Der Rekord dürfte den Moskowitern auch in diesem Jahr sicher sein, denn wo sonst auf der Welt käme man auf die Idee, aus Pfannkuchen einen Turm zu bauen?