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Allen J. Bard - der Elektrozauberer

26. September 2009
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Prof. Allen J. Bard (Foto: Zentrum für Elektrochemie, Universität Texas)
Bild: Bard

"Wo Tauben sind, fliegen Tauben hin", pflegte meine Großmutter immer zu sagen (und auf Hessisch hat sich das sogar einigermaßen gereimt). Ein anderes Sprichwort besagt, dass der Teufel immer auf den größten Haufen macht. Ohne dem Nobelpreiskomitte satanistische Tendenzen unterstellen zu wollen: Man kann sicher annehmen, dass auch ein Nobelpreis nicht aus heiterem Himmel fällt. Die Laureaten sind im Normalfall bereits vorher ausreichend dekoriert worden.

Ein Kandidat, der bereits zwei der drei renommiertesten Preise gewonnen hat (und daneben auch noch ausreichend Kleinkram), ist der Elektrochemiker Allen J. Bard von der University of Texas in Austin. Die Priestley-Medaille, die höchste Auszeichnung der Amerikanischen Chemischen Gesellschaft, wurde ihm im Jahr 2002 verliehen, den Wolf Prize für Chemie erhielt er im vergangenen Jahr.

Organik und Elektrochemie

Allen Bard hat im Lauf seiner Karriere für die Elektrochemie neue Länder erschlossen. Die allerersten Forscher auf diesem Gebiet haben zu Beginn des 19. Jahrhunderts einfache Batterien zusammengebastelt. Vom Prinzip her ist das nicht kompliziert: Sie haben zwei verschiedene Salze in Wasser aufgelöst, ein Metallblech in jedes der beiden Töpfchen getaucht und dann das ganze so miteinander verbunden, dass ein Strom fließen kann.

Allen Bard hingegen hat solche Substanzen untersucht, die sich im Gegensatz zu den meisten Salzen nur widerwillig oder gar nicht in Wasser lösen – also vor allem organische Verbindungen. Als Lösungsmittel musste er dabei auf Flüssigkeiten wie Aceton oder Chloroform zurückgreifen. Schon rein experimentell keine einfache Angelegenheit, weil sich schon geringe Spuren von Feuchtigkeit auf solche organischen Systeme verheerend auswirken können.

Allround-Talent

Es fällt schwer, eine spezielle Entdeckung des Chemikers aus Texas besonders heraus zu stellen. Allen Bard hat sich einer Vielzahl von wissenschaftlichen Herausforderungen gestellt: Seine elektrochemischen Versuche an organischen Verbindungen haben dazu beigetragen, dass wir heute sehr viel mehr über den Charakter und die elektronische Struktur dieser Substanzen wissen.

Damals waren Bards Versuche reine Grundlagenforschung. Heute helfen seine Erkenntnisse und seine Analysemethoden dabei, neuartige Lichtquellen zu konstruieren, sogenannte organische Leuchtdioden. Außerdem hat er ein neuartiges Rastermikroskop erfunden, das die elektrochemischen Eigenschaften von Oberflächen abtasten kann.

Organik und Elektrochemie, diese beiden Disziplinen hat Bard im Laufe seiner Karriere miteinander verknüpft. Dabei stand die Organische Chemie am Anfang seiner Laufbahn. Als Student hatte er an der Harvard University in der Arbeitsgruppe des späteren Nobelpreisträgers Geoffrey Wilkinson geforscht. Naja, und wie meine Großmutter immer gesagt hat…