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Alarmierende Arbeitslosigkeit in China

2. Mai 2002

In China ist die Anzahl der Arbeitslosen drastisch angestiegen: Bis zum 2005 könnten mehr als 20 Millionen Menschen erwerbslos sein. Kürzlich wurden Demonstrationen wütender Arbeiter niedergeschlagen.

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Nur 22 von 70 Millionen Landarbeiter finden Arbeit in chinesischen StädtenBild: AP

Die chinesische Regierung sagt für die nächsten vier Jahre die höchste Arbeitslosenzahl in der Geschichte der Volksrepublik voraus: Bis zum Jahr 2005 drohe ein Anstieg der Zahl der Erwerbslosen auf mehr als 20 Millionen Menschen, erklärte der Vizeminister für Arbeit und Soziale Sicherheit, Wang Dongjin, in einem Bericht der Tageszeitung China Daily.

Erschreckende Zahlen

Offiziellen Zahlen zufolge finden derzeit von 470 Millionen ländlichen Arbeitskräften 160 Millionen keine Beschäftigung und suchen in den Städten nach Arbeit. 6,8 Millionen Arbeitslose sind bisher amtlich registriert. Außerdem strömen zusätzlich zu den derzeit fünf Millionen Entlassenen der Staatsbetriebe ohnehin jährlich 12 bis 13 Millionen neue Arbeitskräfte auf den Markt. Laut Vizearbeitsminister Wang Dongjin ständen diesen Zahlen allerdings nur etwa acht Millionen freie Stellen im Jahr gegenüber. Selbst bei einem guten Wirtschaftswachstum, das bei derzeit rund sieben Prozent liegt, werde es nicht möglich sein, Arbeit für alle zu finden, so der Minister. Derzeit leben ca.1,27 Milliarden Menschen in China – ohne Berücksichtigung der Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macao. Davon verfügen rund 730 Millionen über einen Arbeitsplatz.

Geringe Qualifikation - Keine Jobs - soziale Instabilität

Der Staatsrat stellte am Montag ein "Weißbuch über Arbeit und soziale Sicherheit in China" vor, in dem der Rat vor allem die mangelnde Qualifizierung und das Alter als Hauptgründe für die hohe Arbeitslosigkeit nannte. Das betreffe die meisten Entlassenen aus Staatsbetrieben und Arbeiter aus dem Bereichen Kohle, Textil oder Maschinenbau. Die Massenentlassungen haben das durchschnittliche Pensionsalter auf 51 Jahre fallen lassen. Alarmiert von wochenlangen Unruhen entlassener Arbeiter von Staatsbetrieben in Nordostchina warnte Minister Wang Dongjin davor, dass die düstere Beschäftigungslage die soziale Stabilität im Lande untergraben könnte.

Unterdrückte Arbeiterproteste

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International kam es bereits vereinzelt zu Demonstrationen gegen Entlassungen, ausstehenden Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen, denen aber sofort mit staatlichen Restriktionen begegnet wurde. Den Arbeitern würden grundlegende Menschenrechte, wie die Versammlungs- und Meinungsfreiheit, verwehrt, hieß es. Die Organisation warf China vor, auf die zunehmenden Arbeiterproteste mit Inhaftierungen und Folter zu reagieren. Bei Zusammenstößen zwischen Arbeitern und bewaffneter Polizei habe es bereits erste Opfer und Verhaftungen gegeben. Auch die Berichterstattung über die Ereignisse würden von Seiten der Regierung behindert, heisst es in einem Amnesty-Bericht zum 1. Mai. Die chinesische Regierung wies die Vorwürfe zurück, räumte aber "Probleme" durch die hohe Arbeitslosigkeit ein. Experten schätzen, daß die tatsächliche Arbeitslosigkeit weit höher liegt als die gemeldeten 6,8 Millionen. In der Statistik sind 150 Millionen Landbewohner nicht berücksichtigt, die derzeit in die Städte drängen. (pt)