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AKW-Betreiber Vattenfall unter Druck

5. Juli 2009

Nach der Pannenserie im Kraftwerk Krümmel wächst die Kritik an der Atomkraft wieder. Umweltminister Sigmar Gabriel fordert die Union auf, die Laufzeit alter Atommeiler nicht zu verlängern.

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Atomkraftwerk Krümmel (Foto: AP)
Das umstrittene Atomkraftwerk KrümmelBild: AP

Wegen der Panne im Atomkraftwerk Krümmel nimmt die Kritik am Betreiber Vattenfall zu. Grünen-Chefin Claudia Roth verlangte am Sonntag (05.07.2009), den Vorfall umfassend aufzuklären. Ebenso wie mehrere Umweltorganisationen forderte sie die endgültige Abschaltung des Atomkraftwerks.

Im Kraftwerk Krümmel war es am Samstag zu einem Störfall gekommen, infolge dessen der Reaktor abgeschaltet wurde. Offenbar war die Panne schlimmer als zunächst angenommen. "Es stimmt nicht, wenn Vattenfall sagte, nur der nicht-atomare Teil des Kraftwerks sei betroffen gewesen. Das hat sich bis in den Reaktor hineingefressen", kritisierte die Umweltorganisation Greenpeace. Vattenfall entschuldigte sich am Sonntag für die Informationspolitik. "Wir werden aus dem gestrigen Ablauf klare Konsequenzen ziehen", sagte der Chef der Atomsparte in Deutschland, Ernst Michael Züfle. "So etwas darf nicht wieder vorkommen."

Pannenserie im Kernkraftwerk

Atomkraftwerk Krümmel (Foto: AP)
2007 musste ein Feuer im Atomkraftwerk Krümmel gelöscht werdenBild: AP

Ursache für die Panne war laut Vattenfall ein Kurzschluss in einem der beiden Transformatoren. "Für die Ursache des neuen Kurzschlusses haben wir bisher keine Erklärung", sagte Züfle. Die Zeitung "Die Welt" berichtete, bei der Panne am Samstag sei die vorgeschriebene Audio-Überwachung noch nicht in Betrieb gewesen. Das hätten Mitarbeiter und die Aufsichtsbehörde, das Sozialministerium von Schleswig-Holstein, bestätigt.

Die Panne war die zweite innerhalb weniger Tage. Schon am Mittwoch war Krümmel vom Netz genommen worden, nachdem ein Eigenbedarfstransformator ausgefallen war. Dabei war das Kraftwerk nach fast zwei Jahren Stillstand erst am 19. Juni wieder angefahren worden. Krümmel machte in den vergangenen Jahren immer wieder Schlagzeilen durch Pannen. Der Betreiber Vattenfall hatte danach regelmäßig teure Reparaturen durchgeführt. Trotz der Pannenanfälligkeit will Vattenfall das AKW noch acht bis neun Jahre lang am Netz halten.

Neue Debatte um längere Laufzeiten

Sigmar Gabriel (Foto: AP)
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel ist gegen längere Laufzeiten für ältere AtomkraftwerkeBild: AP

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte, eine Laufzeitverlängerung für ältere Atomkraftwerke wie von der Union befürwortet sei unverantwortlich. "Ich fordere Bundeskanzlerin Angela Merkel und Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg im Interesse der Sicherheit der Bürger auf, ihren Kurs aufzugeben", sagte Gabriel. Er kündigte an, die Elektronik in allen deutschen Atommeilern überprüfen lassen. "Wer will, dass alte Schrottreaktoren wie Krümmel abgeschaltet werden, muss mit uns gegen eine schwarz-gelbe Koalition im Bund kämpfen", sagte Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast mit Blick auf die Bundestagswahl im September.

Die Union hält dagegen an der Atomenergie fest. "So lange Kernkraftwerke sicher sind, sollen sie auch laufen können", sagte der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder. Sonst drohe eine Erhöhung der Strompreise. Wann Krümmel wieder ans Netz gehen soll, ist nach Aussage des zuständigen Vattenfall-Geschäftsführers Züfle noch nicht absehbar. (det/zi/ap/dpa)

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