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Aktien hui, Anleihen pfui

von Johannes Beck15. August 2002

In Westdeutschland scheint trotz der Regenfälle im Osten wieder die Sonne.

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Und auch über der Frankfurter Börse herrschte an diesem Donnerstag ein fast wolkenloser Himmel bei 26 Grad Celsius. Dazu passte wunderbar, dass sich auch der DAX nach oben bewegte. Er gewann 2,1 Prozent auf 3.666 Punkte. Der Nemax50, in ihm sind die wichtigsten Aktien am Neuen Markt zusammengefasst, legte 3,5 Prozent auf 491 Punkte zu.

Doch das gute Sommerwetter war natürlich nicht die Ursache für das freundliche Börsenklima. Die positiven Impulse kamen vielmehr aus den Vereinigten Staaten. Dort hatte die Wall Street in den letzten Handelsstunden des Mittwochs noch einen kleinen Endspurt hingelegt. Die Manager zahlreicher Firmen waren dem Aufruf der US-Börsenaufsicht SEC nachgekommen und hatten ihre Bilanzen beeidet. Damit blieben die befürchteten, neuen Bilanz-Skandale aus. Das gibt offenbar neues Vertrauen in die Aktie als Anlageform.

Im späten Handel gab der DAX allerdings einen Teil seiner Gewinne wieder ab, nachdem bekannt wurde, dass der Konjunkturindex der US-Notenbank aus Philadelphia stärker als erwartet gesunken ist.

Mit United Airlines ist elf Monate nach den Anschlägen von New York und Washington nun eine weitere amerikanische Fluggesellschaft in massive Finanznot geraten. Die Muttergesellschaft der zweitgrößten amerikanischen Fluggesellschaft, UAL, warnte, man müsse im Herbst Insolvenz anmelden, falls bis dahin das drastische Sparprogramm nicht greife. Die Meldung hat auch Konsequenzen für Deutschland: United Airlines ist der wichtigste Partner der Lufthansa im weltweiten Bündnis Star Alliance. Die Lufthansa-Aktie verlor daraufhin 2 Prozent.

Der Finanzdienstleister MLP hat seine Gewinnerwartungen für 2002 drastisch nach unten korrigiert. Die Aktie stieg davon unbeeindruckt um 5,6 Prozent und war damit Tagesgewinner. Das Ergebnis vor Steuern werde 2002 rund 100 Millionen Euro betragen, hatte MLP-Chef Bernhard Termühlen bekannt gegeben. Noch vor einem Monat hatte er etwa doppelt so viel Gewinn erwartet. Im zweiten Quartal sank der Gewinn vor Steuern im Vergleich zum Vorjahresquartal bereits um 19 Prozent auf 28,6 Millionen Euro. Damit lag MLP aber leicht über den Erwartungen der von Reuters befragten Analysten, vielleicht der Grund für das Kursplus.

Die Dresdner Bank, Tochterfirma der größten europäischen Versicherung Allianz, hat im ersten Halbjahr erwartungsgemäß einen dicken Gewinneinbruch verzeichnet. Der Vorsteuergewinn sank auf 171 Millionen Euro - das war nicht einmal mehr ein Drittel des Vorjahresgewinns. Dazu musste die Dresdner ihre Risikovorsorge deutlich erhöhen, unter anderem wegen der Krise in Lateinamerika und der steigenden Zahl von Unternehmenspleiten. Dem Allianz-Kurs schadete es zumindest an diesem Tag nicht mehr, die Aktie legte 0,5 Prozent auf 126,50 Euro zu. Allerdings hat die Allianz Aktie seit der Übernahme der Dresdner Bank im Juli 2001 fast zwei Drittel ihres Wertes verloren. Damals notierte sie noch über 300 Euro. Das entspricht einer Kapitalvernichtung von sage und schreibe mehr als 60 Milliarden Euro.

Rentenmärkte

Aktien hui, Anleihen pfui konnte man diesen Börsentag zusammenfassen. Während die Aktien in die Höhe gingen, gaben die Anleihen-Kurse deutlich ab. Der Bund-Future verlor 0,7 Prozent auf 110,77 Punkte. Damit hat er seine Gewinne aus den Vortagen praktisch wieder abgegeben, als die Anleger kräftig in Anleihen investiert haben. Nun haben sie wohl plötzlich entdeckt, dass die Anleihen nur eine geringe Rendite bringen. Beispielsweise werfen die Wertpapiere des Bundes, die in der Umlaufrendite zusammengefasst werden, derzeit nur 4,34 Prozent Rendite ab.

Devisenkurse

Nach den Referenzkursen der Europäischen Zentralbank entsprach ein Euro:

0,9777 US-Dollar,
0,6381 Britische Pfund und
114,82 Japanische Yen

Die Dax-Kurse im Einzelnen, wie immer in Euro und ohne Gewähr:

Adidas-Salomon 76,82 +0,02
Allianz 126,50 +0,62
BASF 41,40 +0,90
Bayer 24,01 +0,71
Bay. HypoVereinsbank 20,66 +0,68
BMW 40,20 +0,85
Commerzbank 10,54 -0,07
DaimlerChrysler 45,23 +1,73
Degussa 31,85 +0,90
Deutsche Bank 60,26 +0,76
Deutsche Post 10,35 -0,04
Deutsche Telekom 10,65 +0,23
E.ON 51,94 +1,29
Epcos 14,97 +0,52
Fresenius Medical Care 33,40 +1,35
Henkel 64,95 +0,15
Infineon Technologies 11,35 +0,07
Linde 45,50 +0,43
Lufthansa 11,85 -0,25
MAN 19,23 -0,12
Metro 25,67 +0,14
MLP 15,00 +0,79
Münchener Rück 193,35 +8,08
TUI 37,64 +1,39
RWE 76,05 +0,55
SAP 57,74 -0,74
Schering 48,09 +1,29
Siemens 12,61 +0,18
ThyssenKrupp 20,22 -0,05
VW 48,10 +0,70