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Aids-Behandlung oft unbezahlbar

21. Juli 2014

Der Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids wird an zwei Fronten geführt. Die Welt-Aids-Konferenz in Australien zeigt deutlich: Nicht allein die medizinischen, auch die politischen Hürden sind hoch.

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AIDS-Buchstaben auf einem Platz in Melbourne anlässlich der Welt-Aids-Konferenz (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Arzneimittel gegen Aids werden immer besser - aber sie sind für viele Betroffene zu teuer. Vor allem in Schwellenländern sind Medikamente für HIV-Infizierte nach einer Studie der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) weiterhin unerschwinglich. Das HI-Virus löst die Immunschwächekrankheit aus.

Betroffen seien nicht in erster Linie die ärmsten Länder, wo die Preise fielen. Dort kosteten Aids-Präparate teils nur noch 100 Euro im Jahr pro Person. In Staaten mit mittlerem Einkommen seien die Medikamente hingegen deutlich teurer, weshalb viele Patienten auf sie verzichten müssten. MSF hat die Studie auf der 20. Welt-Aids-Konferenz im australischen Melbourne vorgelegt.

Hohe Monopolpreise und Patente

Problematisch sei die Lage auch bei Arzneimitteln der zweiten und dritten Generation in Fällen, in denen die ersten Mittel nicht mehr wirken. Hohe Monopolpreise und Patente verhinderten in vielen Fällen die Umstellung auf neuere Präparate. Sogar Tests, um die Viruslast zu messen und die Medikation optimal einzustellen, seien in vielen Staaten zu teuer.

"Wir wissen heute genau, welche Instrumente wir brauchen, um die Viruslast bei Menschen, die mit HIV leben, unter die Nachweisgrenze zu drücken und dort zu halten", sagte Jennifer Cohn, eine Ärztin von MSF. Die Patentbarrieren müssten überwunden und ausreichende finanzielle Mittel bereitgestellt werden, so die Hilfsorganisation. Die Behandlungserfolge seien groß, doch noch immer warteten Millionen Menschen weltweit vergeblich auf bezahlbare Therapien.

Ausgrenzung per Gesetz

Zugleich zeichnet sich im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit eine politische Spaltung ab. Während in den meisten Industriestaaten die Diskriminierung von Minderheiten untersagt ist, halten viele ärmere Staaten an Gesetzen fest, die Ausgrenzung fördern, oder verschärften sie sogar noch.

Die Nobelpreisträgerin Françoise Barré-Sinoussi sagte auf der Konferenz in Melbourne, es sei "grausame Wahrheit", dass Stigmatisierung und Diskriminierung in vielen Regionen der Welt sowohl die Aufklärung wie auch die effiziente Behandlung von Infizierten behinderten. Die Mitentdeckerin des HI-Virus rief dazu auf, den verantwortlichen Regierungen klarzumachen, "dass wir nicht einfach tatenlos zuschauen, wenn sie abscheuliche Gesetze verabschieden, die wehrlose Menschen noch stärker an den Rand drängen".

Strafen fördern Aids-Ausbreitung

Nach Angaben der UN-Organisation UNAIDS gilt Homosexualität in 79 Staaten als Verbrechen. In sieben Ländern wird sie mit dem Tod bestraft. Wem Haft oder Strafe drohten, der werde sich jedoch weder testen lassen noch einer Behandlung unterziehen. Dadurch werde die weitere Ausbreitung von Aids unterstützt, argumentieren die Experten.

Die Industriestaaten tragen einen großen Teil der Kosten, die ärmeren Ländern im Kampf gegen die Krankheit entstehen. Der französische Virologe Jean-François Delfraissy schlug vor, mit Hilfe des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria Druck auszuüben. Der Fonds sei "nicht nur einfach eine Bank, sondern auch eine moralische Instanz", sagte Delfraissy der Nachrichtenagentur AFP. "Er kann die Auszahlung von Geldern an Bedingungen knüpfen."

jj/kle (dpa, afp)