1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Aids in Deutschland

1. Dezember 2009

Nur weil Aidskranke in der Öffentlichkeit kaum auftauchen, und sie dank moderner Medikamente länger leben, ist die Krankheit auch in Deutschland noch längst nicht verschwunden.

https://p.dw.com/p/KkuN
Eine Frau hält eine Aidsschleife in ihrer Hand (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/ dpa

Aids ist immer noch unheilbar. Jedes Jahr sterben weltweit mehr als 2 Millionen Menschen an den Folgen dieser Krankheit, rund 33 Millionen sind HIV-infiziert. Auch in Deutschland infizierten sich 2008 nach Zahlen des Berliner Robert-Koch-Instituts rund 3000 Menschen neu mit dem Aids-Erreger HIV, nahezu doppelt so viele wie 2001. Es gäbe also keinen Grund zur Entwarnung, verlautet es deshalb aus der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Es infizieren sich wesentlich mehr Männer in Deutschland als Frauen - und zwar Männer im sexuell aktiven Alter zwischen 20 und 55 Jahren. Die Deutsche Aidshilfe spricht deshalb auch von einer eindeutig männlich geprägten Epidemie.

Aufklärung, Aufklärung und noch mal Aufklärung!

Bei Jugendlichen ist das Motiv, sich zu schützen, relativ hoch. Sie treibt jedoch seltener die Angst vor einer HIV-Infektion um als vielmehr die Sorge vor einer ungewollten Schwangerschaft. Die häufigste Triebfeder, um ein Kondom zu benutzen, ist die Aufklärung durch den Sexualkundeunterricht an den Schulen. Aufklärung im Unterricht bleibt eine große Herausforderung auch in den nächsten Jahren, weil sie gerade in den Elternhäusern immer weniger passiert.

Frau mit Reagenzgläsern (Foto: AP)
Zu wenige Menschen lassen sich impfenBild: AP

Ausgebrochen ist die Aids-Krankheit in Deutschland vor 25 Jahren. Seither haben sich rund 67.000 Menschen mit dem HI-Virus infiziert - so die offiziellen Zahlen. Allerdings weist der Bundesverband Deutsche Aidshilfe darauf hin, dass etwa ein Drittel der Menschen, die den HI-Virus in sich tragen, nichts davon wissen, weil sie noch nicht getestet sind. Die Hemmschwelle ist oft hoch, obwohl Aidstests in den Gesundheitsämtern anonym und kostenlos sind. Doch nur wer HIV getestet ist, kann ein mögliches Risikoverhalten auch ändern und andere schützen.

Der Schrecken ist ein wenig verloren gegangen

Von Kondom-Müdigkeit könne in Deutschland zwar generell keine Rede sein, meint der Bundesverband Deutsche Aidshilfe. Dennoch verliert die Aidskrankheit durch die großen Fortschritte in der medikamentösen Behandlung allmählich ihren Schrecken. Wird die HIV-Infektion frühzeitig genug erkannt, kann der Ausbruch der Krankheit inzwischen verhindert werden. Dadurch haben viele Menschen wieder mehr Sex auch mit mehreren Sexualpartnern und das Infektionsrisiko steigt wieder. Zudem nehmen in einigen deutschen Großstädten wie Köln, Hamburg und Berlin Geschlechtskrankheiten wie Syphilis rapide zu. Auch damit erhöht sich das Risiko einer HIV-Infektion.

Straßenwerbung mit Kondomen (Foto: AP)
Kondome helfen

Leben mit HIV wird derweil in den westlichen Ländern immer mehr vergleichbar mit einer schweren chronischen Krankheit, wie etwa Diabetes. HIV-Positive sind nicht mehr unmittelbar vom Tod bedroht, dennoch sterben auch in Deutschland jedes Jahr noch etwa 600 Menschen an Aids. Sie tragen das Virus schon viele Jahre in sich beziehungsweise haben sich zu spät therapieren lassen.

Diskriminierung - auch in Deutschland

Trotz der Erfolge in der HIV-Therapie ist die Diagnose HIV-positiv für viele Betroffene ein großer Schock. Manche werden in der Familie aufgefangen, andere verlieren ihre Beziehungspartner, aus Angst oder Vorurteilen gegenüber Aids. Und über allem steht dann die Frage, wie verhält man sich am Arbeitsplatz. Arbeitsrechtler empfehlen HIV-Positiven, genau abzuwägen, bevor sie sich zu einem Outing entschließen. Wer negative Folgen des Arbeitgebers befürchten muss, sollte seine Ansteckung lieber verschweigen. Jeder deutsche Arbeitnehmer hat dazu das Recht.

Denn auch in der Bundesrepublik werden Menschen mit HIV noch immer diskriminiert und stigmatisiert. Die deutsche Aidshilfe kennt viele Beispiele von HIV-Positiven, die ihren Job verloren haben, als ihre Krankheit im Betrieb bekannt wurde. Dass sie aufgrund ihrer Infektion also "diskriminierend" gekündigt worden sind, lässt sich allerdings nur selten nachweisen, wissen Fachanwälte für Arbeitsrecht zu berichten.

Autorin: Mechthild Brockamp

Redaktion: Kay-Alexander Scholz