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Aids breitet sich in Zentralasien aus

Christiane Hoffmann8. Juli 2004

In Europa ist Aids dank guter medizinischer Versorgung in den Hintergrund getreten. In vielen afrikanischen Ländern hinterlässt die Krankheit Millionen von Waisen. Jetzt erfasst Aids eine weitere Region - Zentralasien.

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Negativtrend: Immer mehr Kinder erkranken an AIDSBild: dpa

Aids macht nicht vor Grenzen halt, erklärte kürzlich der Direktor der Weltbank Dennis de Tray auf einer Konferenz der zentralasiatischen Länder Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan. Gleichzeitig forderte er die Länder auf, bei der Bekämpfung der Krankheit überregional zusammenzuarbeiten, Dass sie das wollen, bekundeten Vertreter der vier Länder in der vergangenen Woche. Sie sollen dafür von der Weltbank 20 Millionen Dollar erhalten. In den Ländern ist die HIV-Epidemie noch in einem frühen Stadium - man kennt Infizierte, doch es gibt bisher nur wenige Erkrankte.

Keine exakten Zahlen

Die vier zentralasiatischen Staaten wurden durch die jüngsten Zahlen aufgeschreckt. Die Zahl der offiziel HIV-Infizierten hatte sich verdoppelt - von 5.000 im Jahr 2003 auf jetzt offiziell 10.000. Doch das seien nicht die wahren Zahlen, sagt Valery Chernyawsky, Portfolio-Manager des Global Funds, der weltweit Geld zur Bekämpfung von Aids zur Verfügung stellt. Es sei, sagt er, auch sehr schwierig, exakte Zahlen herauszufinden: "Das Besondere in Zentralasien ist, dass 80 Prozent der neuen Fälle Drogenabhängige sind, und die sind nicht immer in der Lage, mit dem Gesundheitssystem in Kontakt zu treten und das Gesundheitssystem und einige Regierungen wollen diese Bevölkerungsgruppen auch nicht erreichen."

Die Vereinten Nationen rechnen mit fünf bis sechs Mal soviel HIV-Infizierten wie offiziell zugegeben wird. Andere Statistiken gehen davon aus, dass neun von zehn Infizierten in der Region nicht einmal wissen, dass sie infiziert sind. Um mehr Klarheit zu schaffen, will der Global Fund in den nächsten fünf Jahren 75 Millionen Dollar für die Aids-Bekämpfung in den zentralasiatischen Ländern bereitstellen.

Aufklärungsarbeit

Das Geld soll in die Verbesserung der Gesundheitssysteme, aber vor allem in die Prävention gehen. Denn das Hauptproblem der Länder ist es, ausreichend aufzuklären und so in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Gefahren von Aids zu schaffen. 40 Prozent der Bevölkerung sind junge Menschen, und sie sind besonders gefährdet, so Valery Chernyawsky: "Durch Zentralasien führt der Weg der Drogen, die aus Nachbarstaaten nach Westeuropa und alle anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion gehen. Daher ist Drogensucht eine der größten Bedrohungen für die Jugend. Und deshalb sind ein großer Schwerpunkt der Projekte des Global Fund Prävention- und Aufklärungsmaßnahmen. "

Doch Aufklärung ist nicht immer einfach. In Usbekistan und Tadschikistan sind die Behörden bisher eher zurückhaltend in der Zusammenarbeit gewesen. Dagegen unterstützen Kasachstan und Kirgisistan internationale Hilfsorganisationen bei ihren Projekten gegen die Immunschwächekrankheit. In den Ländern ist eher die überwiegend muslimische Bevölkerung das Problem, so die russische Aids-Foundation East West, die in der Region Beratungszentren betreibt. Es ist für die Menschen nicht einfach, offen über Sexualität und Geschlechtskrankheiten zu sprechen, so die Organisation.

Ähnliche Erfahrungen hat auch Michael Unland gemacht. Er arbeitet für die Vereinten Nationen in der kirgisischen Hauptstadt in Projekten zur Aids-Prävention: "Manchmal werden unsere Maßnahmen, also das Verteilen von Kondomen und das Aufklären über Safer Sex so gesehen, als würden wir die Jugend verderben."