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Afrikanische Union hat neuen Vorsitz

1. Februar 2010

Der malawische Präsident Bingu wa Mutharika ist zum neuen Vorsitzenden der Afrikanischen Union gewählt worden. Er löst damit den libyschen Staatschef Muammar Gaddafi hab. Wer ist dieser Mann?

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Der malawische Präsident Bingu wa Mutharika (Foto: ap)
Der malawische Präsident Bingu wa MutharikaBild: AP

Die Hauptversammlung der Afrikanischen Union bestimmte am Sonntag (31.01.2009): Bingu wa Mutharika wird für ein Jahr ihr Vorsitzender sein. Die Herausforderungen für den 76-jährigen Präsidenten sind groß: Bei vielen Themen sprechen die Mitglieder der afrikanischen Union noch nicht mit einer Stimme, sind zerstritten. Im Vorfeld der AU-Hauptversammlung hatte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die afrikanischen Staats- und Regierungschefs aufgefordert, sich besonders dem Thema Sudan zu widmen und für einen geeinten sudanesischen Staat zu werben. Noch zeichnet sich aber auch in diesem Konflikt keine Lösung ab.

Gaddafi: Große Worte, keine Taten

Libyens Staatschef Muammar Gaddafi (Foto: ap)
Ein Mann, der sehr von sich überzeugt ist: Libyens Staatschef Muammar GaddafiBild: AP

So war es oft in der Vergangenheit. Im letzten Jahr hatte der exzentrische Staatschef Libyens, Muammar Gaddafi, den Vorsitz inne. Er hatte sein Amt mit großen Worten angetreten: Er wolle die Vereinten Staaten Afrikas schaffen, hatte er vollmundig erklärt. "König der traditionellen Könige Afrikas" sollten die Teilnehmer der Versammlung ihn nennen. Dabei war Gaddafi mehr durch einen Zufall an das Amt gekommen: Nach den Regeln der AU war turnusgemäß ein Vorsitzender aus einem nordafrikanischen Land zu bestimmen - und Gaddafi war der einzig Anwesende.

Fast prophetisch hatte Gaddafi zu Beginn erklärt: "Ich hoffe, meine Amtszeit wird eine Zeit der ernsthaften Taten und nicht der Worte." Genau das ist aber wohl eingetreten: Obwohl Gaddafi um eine zweite Amtszeit bat, verlängerten die Mitglieder der AU seinen Vorsitz nicht.

Wenig charismatischer Wirtschaftsingenieur

Stattdessen ist jetzt Mutharika an der Reihe. Und der malawische Präsident gilt längst nicht als so exzentrisch wie Gaddafi. "Wirtschaftsingenieur" wird er von seinen Kritiker genannt, belächelt wegen seinen wenig charismatischen Art zu reden.

Geboren wurde Mutharika 1934 als Ryson Webster Thom, Sohn eines Lehrers aus der Teeanbauregion Thyolo. Bei der panafrikanischen Bewegung der 60er Jahre gab er sich selbst den afrikanischer klingenden Namen Bingu Mutharika. Später fügte er noch das "wa" hinzu, um sich schon im Namen eine malawische Identität zu verleihen.

Steile Karriere

Mutharika (Foto: ap)
Mutharika machte eine steile politische KarriereBild: picture-alliance/ dpa

Bingu wa Mutharika war 1964 noch unter kolonialer britischer Herrschaft der erste Chef der öffentlichen Verwaltung Malawis. Als sich aber Gerüchte verbreiteten, dass er an einer Rebellion gegen den damaligen Präsidenten Banda beteiligt sei, floh Mutharika außer Landes. Er studierte Wirtschaftswissenschaften in Zambia, Indien und den USA. Dort erhielt er seien Doktortitel und begann eine steile Karriere im öffentlichen Dienst: Unter anderem arbeitete Bingu wa Mutharika für die Weltbank und wurde bei der UN der Direktor für Handel und Entwicklungsfinanzierung Afrika. Er veröffentliche mehrer Bücher über Wirtschaft - habe in seiner Freizeit aber auch schon Drehbücher geschrieben, verriet er einmal.

Wahlsieg im zweiten Anlauf

Und Bingu wa Mutharika strebte in die Politik: 1992 gründete er als Gegner vom damaligen malawischen Präsidenten Banda die Untergrundorganisation United Democratic Found (UDF). Diese wurde später zur stärksten politischen Partei Malawis, Mutharika war zehn Jahre lang deren Vorsitzender.

1999 kandidierte Mutharika zum ersten Mal für das Präsidentenamt und schaffte es unter die letzten fünf. 2004 gewann er die Präsidentschaftswahlen - unter welchen Umständen ist unklar. Internationale Organisationen sprachen damals von massivem Wahlbetrug. Dennoch schaffte es Bingu wa Mutharika, das Vertrauen der Internationalen Gemeinschaft zu gewinnen, mit zahlreichen Maßnahmen gegen die Korruption im Land und für die Sanierung des nationalen Haushalts.

Ende in Sicht

Die Hauptversammlung der Afrikanischen Union (Foto: ap)
Die Hauptversammlung der Afrikanischen Union tagt einmal im Jahr in ÄthiopienBild: AP Photo

Wegen innerparteilichen Streitigkeiten verließ Mutharika Ende 2005 die UDF und gründete eine neue Partei, die Democratic Progressive Party (DDP). Mit dieser Partei wurde er 2009 als Präsident im Amt bestätigt. Jetzt zusätzlich den Vorsitz der Afrikanischen Union zu stellen, betrachtet der gläubige Katholik als Herausforderung.

Im Gegensatz zu vielen seiner afrikanischen Amtskollegen sieht sich Bingu wa Mutharika keineswegs als Präsident auf Lebenszeit: Er hat bereits angekündigt, nach Ende seiner 2.Amtszeit 2014 in Rente gehen zu wollen. "Präsidentschaft ist wie ein Staffelrennen", sagte er. "Wenn du deinen Teil gerannt bist, gibst du den Staffelstab an den nächsten weiter".

Autorin: Anna Kuhn-Osius (dpa/ap/afp)

Redaktion: Katrin Ogunsade