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Afrika beim Klimagipfel

21. Dezember 2009

Die afrikanischen Länder haben auf dem Klimagipfel für eine schärfere Reduktion der Treibhausgase seitens der Industrieländer gekämpft. Zudem forderten sie hohe Finanzhilfen. Doch die Erwartungen wurden enttäuscht.

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Klimawandel in Afrika (Fotos: AP, Montage DW)
Dürre und Fluten - Folgen des Klimawandels in AfrikaBild: AP/Montage DW

Die Erderwärmung soll auf unter zwei Grad begrenzt werden, besonders starke Einheizer-Nationen wie die USA, China und Indien wollen zumindest Ziele zur Reduzierung der Treibhausgase ausarbeiten, und die reichen Länder wollen den armen Finanzierungshilfen zusagen. Das sind die Kernpunkte des "Copenhagen Accord". Eine vorsichtige Grundlage für ein neues Weltklimaabkommen, loben die einen. Nicht mehr als eine magere, rechtlich unverbindliche Absichtserklärung, schimpfen Kritiker, auch aus Afrika.

Atmosphäre vergiftet

Afrikanische NGOs auf dem Klimagipfel (Foto: AP)
Vertreter afrikanischer NGOs in KopenhagenBild: AP

Dabei hatte sich zum Beispiel Algeriens Umweltminister Chérif Rahmani lange Zeit optimistisch geäußert. "Der afrikanische Kontinent, für den hier in Kopenhagen eine Entscheidung eminent wichtig ist, will Teil der Lösung sein und nicht mit dem Finger auf die anderen zeigen. Afrika will mitarbeiten und tut es auch." Doch der Streit zwischen armen und reichen Staaten über die Lastenverteilung beim Klimaschutz hatte bereits zur Halbzeit die Atmosphäre vergiftet. Die Rettung des Klimas habe sich auch in Kopenhagen einmal mehr zu einer Frage von Scheckbüchern und Interessen entwickelt.

Versprechen einhalten

Abdoulaye Wade, Präsident des Senegal mahnte das gemeinsame Ziel an den Planeten zu retten. Man solle nicht herumfeilschen für neue Hilfszusagen. "Es tut mir leid, aber das geht mir wirklich auf die Nerven – ich habe schon so viel in dieser Richtung erleben müssen – ob beim G8-Gipfel oder anderswo: Immer kamen neue astronomische Summen aufs Tableau, und nie wurden diese Versprechen gehalten", klagte Wade. Sein Appell an die Industrieländer: "Hören Sie auf mit diesen Versprechungen und halten Sie das ein, was Sie schon versprochen haben!"

Engagement definieren

Der Sudanese Lumumba Di-Aping (Foto: AP)
UN-Botschafter Di-Aping kritisiert IndustrieländerBild: AP

Die afrikanischen Delegierten hatten vorübergehend sogar die Verhandlungen mit den Industriestaaten abgebrochen. Der sudanesische UN-Botschafter Di-Aping, Sprecher der in der Gruppe G-77 zusammengeschlossenen Entwicklungs- und Schwellenländer, kritisierte die von der EU zugesagte Soforthilfe. Sieben Milliarden Euro, das sei viel zu wenig. Die EU und die USA gäben weit mehr Geld für Militär als für Klimaschutz aus. Vorsichtig optimistisch durfte nun Kameruns Präsident Paul Biya zur Kenntnis nehmen, dass die Industrieländer angeblich neue und zusätzliche milliardenschwere Klimahilfen in Aussicht stellen. Für Biya ein lange überfälliges Signal: "Es ist wichtig, dass das Engagement der Industrieländer zur Reduktion von Treibhausgasen endlich einmal genau definiert und messbar wird. Dass der Technologietransfer vorangetrieben wird, damit auch die Entwicklungsländer selbst zum Klimaschutz beitragen können."

Nach seinen scharfen Attacken von letzter Woche gab sich Afrikas oberster Klimaunterhändler Di-Aping zum Ende des Gipfeltreffens erstaunlich versöhnlich. Der ausgehandelte Vertrag bringe den Klimaprozess bis zum nächsten Jahr weiter. Die Rettung der Welt – also nicht gescheitert, sondern vertagt. Mindestens bis zur UN-Klimakonferenz Ende 2010 in Mexiko.

Autor: Alexander Göbel

Redaktion: Katrin Ogunsade