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„Afrika beginnt, seine eigene Geschichte zu erzählen“

15. Juni 2012

Interview mit Trevor Ncube, Direktor des Mail und Guardian Südafrika and The Zimbabwe Independent. Der Medienunternehmer nimmt am Deutsche Welle Global Media Forum 2012 teil.

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In 2008, Trevor Ncube won the prestigious German Africa Award, given by the German Africa Foundation for his dedication for press freedom, human rights and democracy in Zimbabwe ans the whole of Southern Africa. Foto DW/Ute Schaeffer
Bild: DW

DW: Sie haben kürzlich in einem Interview gesagt, Pressefreiheit bedeute für die Völker Afrikas die Fähigkeit, sich selbst auszudrücken. Würden Sie der These zustimmen, dass eines der Ziele Ihrer Publikationen ist, die Menschen zu motivieren, ihre eigenen Belange in der öffentlichen Diskussion zu artikulieren?

TN: Wir besitzen drei Tageszeitungen in Simbabwe und zwei in Südafrika. Unser Ziel ist es unseren Lesern qualitätsvolle journalistische Inhalte zu vermitteln und sie zu befähigen, am nationalen Diskurs teilzunehmen und zu erkennen, wie sie regiert werden. Wir sind leidenschaftlich für die Freiheit des Wortes, Demokratie, für Menschenrechte und den Fortschritt des afrikanischen Volkes.

DW: Als Journalist ist Ihnen die “Watchdog“-Funktion der Presse – insbesondere der Tageszeitungen – besonders wichtig. Sind nicht in Afrika Zeitungen viel mehr als bloße Informationsträger?

TN: Tageszeitungen sind in Afrika ein kritisches, aber ausbaufähiges Element und bilden so etwas wie einen Marktplatz der Ideen. Sie haben darüber hinaus eine Bildungsfunktion in einem Kontinent, der hungrig ist nach Informationen. Die Geschichte hat gezeigt, dass Gesellschaften, die sich durch ein schnelles und nachhaltiges Wirtschaftswachstum auszeichnen, Machthaber bewegen können, ihrem Volk gegenüber Rechenschaft abzulegen - und Afrika ist hier keine Ausnahme.

DW: In welchem Maße betrachten die Regierungen der afrikanischen Staaten die Medien als Faktor zur Verbreitung demokratischer Werte?

TN: Unglücklicherweise sehen viele afrikanische Regierungen die Medien als ihren Feind und neigen dazu, den Bildungs- und Informationsauftrag der Medien zu untergraben. Afrikanische Regierungen fühlen sich besonders unwohl mit investigativem Journalismus, der dazu neigt, Korruption und Machtmissbrauch aufzudecken. In der Tat, viele afrikanische Regierungen haben undemokratische Gesetze erlassen, die die Freiheitsrechte des Wortes und der Presse verletzen.

DW: Sind Sie der Meinung, dass Afrika in den westlichen Medien eine faire und ausgewogene Berichterstattung erhält?

TN: Afrika beginnt damit, seine eigene Geschichte zu erzählen. Es befindet sich damit noch in einem frühen Stadium, aber Tatsache ist, dass es langsam anfängt. Wir können den westlichen Medien nicht sagen, wie sie über Afrika berichten sollen. Die Besessenheit der westlichen Medien für negative Aspekte aller Art im Zusammenhang mit Afrika, wie Krieg und Hungersnöte, verändert sich durch die vielen positiven Geschichten, die aus Afrika kommen. Die westlichen Medien können es sich nicht leisten, weiter zu ignorieren, dass Afrika Fortschritte macht ohne zu riskieren, an Bedeutung zu verlieren. Ja, Afrika hat Probleme, aber der Kontinent ist in Bewegung, so wie es zahlreiche Berichterstatter in der jüngsten Vergangenheit bestätigt haben.