Bonn – Der Klimaexperte Prof. Adil Najam war am 21. Januar auf Initiative des Amerika Hauses NRW zu Gast im Funkhaus der DW. Thema seines Vortrags: Kopenhagen und die künftige internationale Klimapolitik.
Adil Najam und DW-Redakteurin Irene Quaile-Kersken
Najam sagte, Kopenhagen sei sicher kein Erfolg gewesen, aber auch kein Scheitern – „zumindest noch nicht“. Es bestehe aber die Gefahr, dass wir „das Vorhaben aufgeben, einen UN-Prozess zu bekommen, einen globalen Prozess, der alle einbindet“. Es wäre sehr schlecht, so Najam, wenn man sich in mehrere kleine Prozesse mit nur einigen Akteuren zurückziehen würde.
Kopenhagen sei mehr als ein Klimagipfel gewesen, so Najam. Dort habe sich eine neue Welt manifestiert, „in der China, Indien und Brasilien lernen, wie sie mit der eigenen neuen Macht umgehen und in der der Rest der Welt lernt, wie sie mit dieser neuen Einheit umgeht.“
Najam ist einer der leitenden Autoren des 4. Weltklimaberichts, den der Weltklimarat vorgelegt hat. 2007 erhielt der Rat gemeinsam mit dem damaligen US-Vizepräsident Al Gore den Friedensnobelpreis. Rund 200 Gäste waren zu dem Vortrag gekommen.
Rund 200 Gäste waren zum Vortrag gekommen
Die Herausforderung liege auch in der Balance zwischen nationalen und globalen Interessen. Najam sagte, die Einstellung in den USA in Bezug auf erneuerbare Energien beginne sich langsam zu ändern – vor dem Hintergrund, dass die Wirtschaft diese nicht ignorieren könne, ohne an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. China, so Najam, wolle Marktführer bei der Herstellung von Autos, insbesondere klimafreundlichen Autos werden.
Frage der Anpassung
Eine Enttäuschung sei für ihn gewesen, dass die Verbindung zwischen Klimapolitik und Entwicklungspolitik in Kopenhagen nicht ausreichend thematisiert worden sei. Bei Klimapolitik gehe es nicht nur um die Reduzierung der Treibhausgase, sondern auch um die Anpassung: „Diejenigen, die bereits arm sind, die bereits schwach sind, spüren die Auswirkungen des Klimawandels automatisch stärker als die anderen, weil der Rest von uns die Fähigkeit hat, sich anzupassen.“ Als Beispiel nannte er Haiti, wo so viele Menschen vor allem deshalb gestorben seien, weil sie aufgrund der Armut in Hütten und baufälligen Häuser lebten.Verschiedene Akteure nötig
Najam ging auch darauf ein, wer an der Klimapolitik beteiligt werden müsse: „Die wichtigsten Akteure sind nicht länger nur die Nationalstaaten, sondern auch die Wirtschaft und die Zivilgesellschaft“, so der Professor. Es müsse eine echte Partnerschaft zwischen diesen drei Gruppen geben, in der jede das tue, was sie am besten könne: Die Regierungen erlassen Regeln und Richtlinien, die Wirtschaft macht Gewinne und die Zivilgesellschaft übt eine Kontrollfunktion aus.Der in Pakistan geborene US-Amerikaner Adil Najam ist Professor of Global Public Policy an der Boston University und Direktor des Pardee Center for the Study of the Longer-Range Future.