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Ackermann unter Druck

21. Dezember 2005

Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann und weitere Angeklagte im Mannesmann-Prozess müssen erneut vor Gericht. Der Bundesgerichtshof hob die Freisprüche auf.

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Muss erneut vor Gericht: Josef Ackermann (Archivbild)Bild: AP

In dem spektakulären Fall geht es um insgesamt 57 Millionen Euro an Prämien und Pensionsabfindungen, die an Manager und Ex-Vorstände gezahlt worden waren, nachdem der britische Mobilfunkkonzern Vodafone Anfang 2000 den Mannesmann-Konzern übernommen hatte. Der Bundesgerichtshof (BGH) hob die Freisprüche im Verfahren um Millionen-Abfindungen an frühere Manager nach der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone auf. "Das Urteil des Landgerichts kann nicht bestätigt werden", sagte der Vorsitzende Richter Klaus Tolksdorf am Mittwoch in Karlsruhe. Ackermann, der frühere Mannesmann-Aufsichtsratschef Joachim Funk und Ex-IG-Metall-Chef Klaus Zwickel hätten sich der Untreue schuldig gemacht.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sowie der Ex-IG-Metallvorsitzende Klaus Zwickel und der frühere Aufsichtsratsvorsitzende Joachim Funk waren wegen des Verdachts der schweren Untreue angeklagt worden. Sie hatten dem für die Ausschüttungen zuständigen Aufsichtsrats-Präsidium angehört. Dem einstigem Mannesmann-Chef Klaus Esser, der zusätzlich zur vertraglichen Abfindung von rund 15 Millionen Euro einen 16-Millionen-Euro-Bonus bekommen hatte, war Beihilfe zur Untreue vorgeworfen worden. Auf der Anklagebank saßen außerdem Jürgen Ladberg, Ex-Betriebsratsvorsitzender und Dietmar Droste, ein früherer Mitarbeiter, der mit den umstrittenen Beschlüssen befasst war.

Rolf Breuer
Mann mit der Denkkappe: Rolf BreuerBild: AP

In Bankenkreisen wird seit Tagen über einen Abtritt des Bank-Chefs spekuliert. Mit Spannung wird nun erwartet, wie die Deutsche Bank auf das Urteil des Gerichtshofs reagiert. Nach Medienberichten bereitet sich das größte deutsche Institut offenbar schon auf einen möglichen Rücktritt ihres Vorstandschefs Josef Ackermann vor. "Ich habe meine Denkkappe auf", sagte Aufsichtsratschef Rolf Breuer der "Financial Times" unmittelbar vor der am Mittwoch anstehenden Entscheidung des Bundesgerichtshofs im Mannesmann-Prozess gegen Ackermann und fünf weitere Angeklagte.

Debatte über möglichen Nachfolger

Breuer sprach sich ungewohnt offen für einen Nachfolger aus dem Kreis der Deutschen Bank aus. "Ich favorisiere sehr stark einen internen Kandidaten. Nur wenn das nicht möglich ist, würden wir außerhalb der Bank suchen", sagte Breuer der Zeitung. Ein Sprecher der Bank sagte gleichwohl unmittelbar vor Beginn der Gerichtssitzung in Karlsruhe: "Die Berichte über eine Nachfolgersuche für Herrn Ackermann sind Spekulation."

Politiker sprachen sich nach dem BGH-Urteil offen für einen Rücktritt Ackermanns aus. "Ackermann sollte überlegen, ob ein solcher Schritt für die Bank und ihre Kunden nicht der Beste ist', sagte Bundestags-Vizepräsidentin Susanne Kastner (SPD) dem Berliner "Tagesspiegel" (Donnerstagsausgabe). Wirtschaftslenker trügen eine Verantwortung für Menschen, nicht nur für Bilanzen.

"Mach Dich vom Acker, Mann!"

SPD-Wirtschaftsexperte Rainer Wend sagte, der BGH-Spruch ergebe im Zusammenspiel mit dem "respektlosen Auftreten" des Deutsche-Bank-Managers beim ersten Prozess in Düsseldorf eine für Ackermann "brisante Kombination".

Auch der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen, Matthias Berninger, forderte den Rücktritt Ackermanns. "Bei der Deutschen Bank müssen jetzt die Konsequenzen gezogen werden, und die heißen: Mach Dich vom Acker, Mann!", sagte Berninger dem Tagesspiegel.

Der gebürtige Schweizer steht seit 1996 an der Spitze der Deutschen Bank und zog immer wieder breite Kritik auf sich. (mik/sams)