1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Acht Tote bei Brandkatastrophe

10. März 2013

Einen fremdenfeindlichen Anschlag schließen die Behörden aus, aber das Entsetzen ist dennoch groß: Bei einem Brand im schwäbischen Backnang sind eine Türkin und sieben ihrer Kinder ums Leben gekommen.

https://p.dw.com/p/17uft
Erst am Sonntag konnten die Flammen vollständig gelöscht werden
Bild: picture-alliance/dpa

Bei den Opfern handelt es sich nach bisherigen Erkenntnissen um eine 40 Jahre alte Mutter türkischer Herkunft und sieben ihrer zehn Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und 16 Jahren. Die Leichen seien im ersten Obergeschoss eines Gebäudekomplexes gefunden worden, erklärte ein Polizeisprecher vor Ort. Dort war das Feuer in der Nacht zu Sonntag ausgebrochen. Grund sei möglicherweise ein defekter Holzofen. Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund gebe es nicht.

Drei Bewohner wurden gerettet

Drei Menschen - vermutlich ein elf Jahre alter Sohn, dessen Onkel und Großmutter - konnten die Einsatzkräfte von einer Art Balkon retten. Sie mussten in Krankenhäuser gebracht werden. Retter betreuten rund 50 Familienangehörige und Bekannte. Der Vater der Kinder war laut Polizei zum Zeitpunkt des Unglücks nicht in dem Gebäude. Zwei Töchter seien bereits von zu Hause ausgezogen.

Der türkische Botschafter in Deutschland, Hüseyin Avni Karslioglu, kam mit Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zum Unglücksort. Kretschmann sagte: "Wir sind sehr betroffen und erschüttert angesichts dieser Katastrophe, die diese große Familie und unser Land heimgesucht hat. Ich will allen Angehörigen und der ganzen türkischen Gemeinde mein herzliches Beileid auch im Namen der Landesregierung und des baden-württembergischen Volkes aussprechen." Auch Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall eilte an den Unglücksort: "Die Rettungskräfte haben getan, was sie tun konnten", betonte der SPD-Politiker.

Acht Tote bei Brandkatastrophe in Backnang

Im Schlaf überrascht

Bei dem Brand hatten die Flammen vom ersten Obergeschoss aus schnell die Etage darüber erfasst. Nach ersten Ermittlungen starben die Opfer im Schlaf- und Kinderzimmer an Rauchvergiftungen und verbrannten dann. "Wir gehen davon aus, dass die Familie im Schlaf überrascht wurde", sagte der Polizeisprecher.

Die genaue Ursache für das Feuer war zunächst unklar. Infrage kommt ein technischer Defekt an einem Ofen. Denkbar seien aber auch andere Auslöser. "Die Ermittlungen in diesem Zusammenhang dauern mit Sicherheit noch einige Tage, wenn nicht Wochen", teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit. Ministerpräsident Kretschmann warnte vor Spekulationen.

Feuerwehrmänner kommen am 10.03.2013 in Backnang (Baden-Württemberg) aus dem Brandgebäude (Foto: dpa)
Den meisten Opfern konnten die Feierwehrmänner nicht mehr helfenBild: picture-alliance/dpa

Gegen 4.30 Uhr hatten offenbar Besucher einer benachbarten Disco die Rettungskräfte alarmiert. Beim Eintreffen der Feuerwehr schlugen die Flammen schon aus den Fenstern, berichtete ein Behördensprecher. Der Komplex ist eine frühere Lederfabrik und besteht aus mehreren Gebäuden, die miteinander verbunden sind. 13 Menschen waren in den beiden hauptsächlich betroffenen Wohnungen gemeldet, sagte der Polizeisprecher. Wegen der komplizierten Bauweise und viel verarbeitetem Holz seien die Löscharbeiten kompliziert gewesen.

Aufklärung gefordert

Im Untergeschoss der Anlage mussten in der Nacht zwei Gaststätten evakuiert werden, die bei Ausbruch des Feuers noch gut besucht waren, wie der Feuerwehrsprecher berichtete. Im Erdgeschoss des Gebäudes ist auch ein Deutsch-Türkischer Kulturverein untergebracht. Die Feuerwehr war mit mehr als 100 Einsatzkräften vor Ort. Erst am Vormittag waren die Flammen gelöscht.

Die Regierung in Ankara forderte eine vollständige Untersuchung. Die Türkei sei in Trauer, schrieb der türkische Vizeregierungschef Bekir Bozdag über den Kurznachrichtendienst Twitter. "Von Deutschland erwarten wir, den wahren Grund des Brandes ohne Platz für Zweifel aufzuklären und der Öffentlichkeit mitzuteilen", twitterte Bozdag.

ml/SC (dpa/afp)