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Politik

Abschied von einem großen Staatsmann

30. September 2016

Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen gaben in Jerusalem mehr als 3000 Trauergäste Schimon Peres das letzte Geleit. Einhellig würdigten die Trauerredner Israels früheren Präsidenten als großen Menschen und Politiker.

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Reuven Rivlin  Israel Beisetzung Shimon Peres
Bild: Getty Images/AFP/T.Coex

Israels Staatspräsident Reuven Rivlin (Artikelbild) nannte Peres einen unermüdlichen Kämpfer für Israel und die Aussöhnung mit den Palästinensern. Er würdigte seinen Amtsvorgänger als großen Visionär. "Du hattest die seltene Fähigkeit, scheinbar unmögliche Ideen in die Realität umzusetzen." Peres großer Optimismus sei ansteckend gewesen. Bis zuletzt habe er dafür gekämpft, dass Israel als unabhängiger Staat in Frieden mit seinen Nachbarn leben kann. "Auch wenn wir uns nicht einig waren, so wollten wir doch glauben, dass Du vielleicht Recht hast", sagte Rivlin zu den Bemühungen des Friedensnobelpreisträgers um eine umfassende Friedensregelung im Nahen Osten. Peres' Tod sei "ein riesiger persönlicher und nationaler Verlust".

Peres sei "einer der größten Anführer unseres Volkes" gewesen, sagte Regierungschef Benjamin Netanjahu in seiner Trauerrede. Sein Leben habe der Verstorbene dem Kampf für eine Friedensregelung mit den Palästinensern gewidmet. "Es ist kein Geheimnis, dass wir politische Gegner waren, aber über die Jahre sind wir Freunde geworden, sogar enge Freunde." Er habe mit Peres oft über den richtigen Weg zu einem Frieden in der Region gestritten, räumte Netanjahu ein. "Letztlich glaube ich, dass wir beide Recht hatten." Im umkämpften Nahen Osten sei Frieden nur aus einer Position der Stärke zu erzielen. "Aber das Ziel ist die Koexistenz, Frieden für uns und die Völker der Region und unsere palästinensischen Nachbarn."

Schimon Peres: Ein Nachruf

US-Präsident Barack Obama als letzter Trauerredner nannte Peres einen der "Giganten" des 20. Jahrhunderts und stellte ihn auf eine Stufe mit Nelson Mandela. Alt-US-Präsident Bill Clinton sagte, Peres habe niemals aufgegeben. Mit ihm habe der Nahe Osten seinen größten Fürsprecher für den Frieden verloren.

Zu dem Staatsbegräbnis reisten nach israelischen Angaben mehr als 90 Delegationen aus rund 70 Ländern an, darunter zahlreiche Staatschefs. Aus Deutschland sind Bundespräsident Joachim Gauck, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Arbeitsministerin Andrea Nahles gekommen. EU-Ratspräsident Donald Tusk, der französische Staatschef François Hollande, Spaniens König Felipe VI. und der britische Thronfolger Prinz Charles nahmen an den Feierlichkeiten teil. Auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der ägyptische Außenminister Sameh Schukri waren unter den Gästen. Die arabischen Golfstaaten entsandten eine Delegation.

Barack Obama Jerusalem Israel Beisetzung Shimon Peres
Obama nutzt den Staatsakt, um zu einem neuen Anlauf für den Frieden aufzurufenBild: picture-alliance/AP Photo/A. Schalit

Jerusalem gleicht einer Festung

Die Trauerzeremonie und die Beisetzung auf Nationalfriedhof auf dem Herzl-Berg fanden unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Rund 8000 Polizisten sind im Einsatz, unterstützt von rund 1000 Geheimdienstmitarbeitern. Sie sollen die Sicherheit der offiziellen Feierlichkeiten sowie der Zehntausenden Trauergäste, die nach Jerusalem gekommen sind, gewährleisten.

In Israel heißt es, es handele sich um die größte Sicherheitsoperation, die es jemals im Land gab. Der frühere Vize-Chef des Inlandsgeheimdienstes, Lior Akerman, bezeichnete den Staatsakt als einen "Sicherheitsalbtraum". Terroristengruppen hätten die Gelegenheit, zahlreiche hochrangige Repräsentanten zur selben Zeit am selben Ort zu erreichen.

Architekt der Friedensverträge

Peres' Sarg wurde zu den Begräbnisfeierlichkeiten in einer Trauerprozession, begleitet von einer Ehrengarde und seiner Familie, von der Knesset zum Nationalfriedhof auf dem Jerusalemer Herzl-Berg gebracht. Ein Militärrabbiner rezitierte jüdische Trauergebete.

Israel Shimon Peres Begräbnis in Jerusalem Joachim Gauck
Bundespräsident Joachim Gauck nahm als Vertreter Deutschlands an dem Begräbnis teilBild: picture-alliance/dpa/A. Sultan

Schätzungsweise rund 50.000 Israelis hatten am Donnerstag an der Knesset Abschied von ihrem früheren Präsidenten genommen, dessen Sarg vor dem Parlament aufgebahrt war. Der ehemalige US-Präsident Clinton besuchte als einer der ersten ausländischen Gäste den Sarg, um seinem alten Weggefährten Respekt zu bekunden. Peres war der letzte Vertreter der Gründergeneration Israels und einer der Architekten der Friedensverträge mit den Palästinensern. Er wurde dafür 1994 gemeinsam mit dem damaligen israelischen Regierungschef Izchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Eine umfassende Friedensregelung und die Einrichtung eines unabhängigen Palästinenserstaates stehen aber bis heute aus.

Insgesamt 60 Jahre war Peres in der israelischen Politik aktiv. Vor seiner Zeit als Staatspräsident (2007 bis 2014) war er zweimal Regierungschef und mehrmals Minister. Peres war am Mittwoch im Alter von 93 Jahren gestorben, zwei Wochen nach einem Schlaganfall.

qu/sti (dpa, rtr, afpe, APE, kna)