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Porträt Abraham Lincoln

Christina Bergmann10. Februar 2009

Abraham Lincoln gilt als einer der beiden großen Präsidenten der USA. Dabei war er ein Kriegspräsident – in seine Amtszeit fällt der Bürgerkrieg, der die junge Republik fast auseinander gerissen hätte.

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Gedenkplakette, die an Lincolns Reise durch Annapolis am 2. und 4. Februar 1865 erinnert.Bild: DW/Christina Bergmann

Für den derzeitigen Präsidenten Barack Obama ist Lincoln nach eigenen Worten eine große Inspiration, Obama hat Lincolns Leben und Reden studiert und nimmt immer wieder Bezug auf den ersten Präsidenten der republikanischen Partei.

Abraham Lincoln ist das klassische Beispiel für den amerikanischen Traum: Am 12. Februar 1809 auf einer Farm in Kentucky in ärmlichen Verhältnissen geboren, geht er nicht einmal ein ganzes Jahr zur Schule. Lesen und Schreiben bringt er sich selbst bei. Er wird Rechtsanwalt, Politiker, einer der größten Präsidenten der USA und ein erfolgreicher Oberbefehlshaber der US Armee.

Der talentierte Mr Lincoln

Abraham Lincoln hatte einfach die richtigen Talente, sagt der Historiker und Lincoln-Experte Ronald C. White, dessen Biografie „A. Lincoln“ gerade in den USA erschienen ist. Lincoln sei gewitzt gewesen, wusste in sich in der Politik zu behaupten, war ein guter Zuhörer, konnte mit Menschen umgehen und hatte keine Angst davor, auch Konkurrenten mit ins Team zu nehmen. Das alles, so White, habe sich schon früh abgezeichnet. “Seine Freunde, die sich später an ihn erinnerten, sagten: Er war der Anführer, er war anders als wir. Er war ein kräftiger junger Mann,“ erklärt White weiter, „der auch auf der Farm arbeiten konnte, aber schon in frühen Jahren zeichnete ihn eine intellektuelle Neugier aus. Er liebte Bücher und so erschloss er sich eine Welt, die viel größer war als die, in der er lebte.“

Ein guter Rhetoriker

1846 wird Lincoln, der inzwischen in Illinois lebt, als Abgeordneter in den US-Kongress gewählt und 1858 tritt er gegen den Demokraten Stephen Douglas in der Wahl für den Senatssitz für den Bundesstaat an. Sein Streben ist erfolglos, aber seine sieben Wahlkampf-Debatten mit Douglas machen ihn berühmt. Die Menschen nehmen lange Wege in Kauf, um den großen, hageren Lincoln mit dem kleinen, untersetzten Douglas diskutieren zu sehen.

Lincoln hatte zwar eine verhältnismäßig hohe Stimme und sah auch nicht besonders attraktiv aus mit seinen immer strubbeligen schwarzen Haaren, sagt Ronald White, aber er hatte sich selbst beigebracht “ein guter, ein gewinnender Redner zu sein.“ Und das ließ ihn in einem Zeitalter herausstechen, „in dem Redekunst mehr gefragt war, als in unserer Zeit. So konnte man sich damals hervorheben“, resümiert Ronald White.

Schon früh spricht sich Lincoln gegen die Sklaverei aus. Er findet Gleichgesinnte in der neu gegründeten Partei der Republikaner. Für sie bewirbt er sich 1860 um die Präsidentschaft. Mit den Stimmen der Nordstaaten und der Westküste gelingt ihm der Sieg über seine Rivalen.

Ein unvermeidbarer Bürgerkrieg

Die Südstaaten reagieren auf die Wahl Lincolns mit dem Austritt aus der Union und wählen Jefferson Davis zu ihrem Präsidenten. Als Lincoln im März sein Amt antritt, ist es zu spät, um die Sezession rückgängig zu machen oder den Krieg zu verhindern, der nur wenig später mit dem Angriff der Konföderierten auf Fort Sumter im April 1861 beginnt.

Lincoln erklärt bei seinem Amtsantritt, dass die Südstaaten nach der Verfassung kein Recht haben, die Union zu verlassen. Er sagt aber auch, dass die Verfassung nicht vorschreibt, wie die Frage der Sklaverei in den bereits zur Union gehörenden Bundesstaaten zu regeln ist.

Mit der Emanzipationserklärung befreit er 1863 während des Krieges nur die Sklaven in den Staaten der Konföderation – und gewinnt so für seine Armee 180.000 Mann Verstärkung. Ist die Sklavenbefreiung also nur ein Mittel, um den Krieg zu gewinnen? Nein, sagt Ronald White. “Lincoln glaubte, das Sklaverei unmoralisch war. Aber er war auch der Ansicht, dass ihm die Verfassung, auf die er einen Eid geleistet hatte, nicht das Recht gab, gegen Sklaverei vorzugehen, wo sie bereits existierte. Er wollte die Ausdehnung auf neue US-Bundesstaaten verhindern. Die Emanzipationserklärung war dann eine militärische Maßnahme, die dem Militär half und gleichzeitig die Sklaven befreite. Lincoln war klar, dass es keine dauerhafte Lösung war. So strebte er einen Verfassungszusatz an, der Sklaverei in den USA verbot und der zweieinhalb Monate vor seinem Tod verabschiedet wurde.“

Mit Bescheidenheit zum Erfolg

Es dauert vier Jahre, bis die Union die Truppen der Konföderierten schließlich zur Aufgabe zwingen kann. Die ganze Zeit verfolgt Lincoln das Ziel, die Einheit der Nation zu wahren und gleichzeitig dem Satz Sinn zu geben, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben. Öffentlich formuliert es dies zum Beispiel in seiner berühmten Rede in Gettysburg, wo er 1863 einen Soldatenfriedhof einweiht. Dabei sei Lincoln nie arrogant sondern sei stets bescheiden gewesen, erklärt Ronald White. “Das war das Geheimnis seines Erfolges. Wegen dieses sanftmütigen Wesens haben die Menschen auf ihn gehört. Und am besten kommt das in den letzten Worten seiner zweiten Amtsantrittsrede zum Ausdruck: Bosheit gegenüber niemandem, Barmherzigkeit gegenüber jedem.“

Das Ende des Krieges hat Lincoln nur um 41 Tage überlebt. Am Karfreitag 1865 wurde er von einem fanatischen Sympathisanten der Südstaaten bei einem Theaterbesuch in Washington erschossen. Was bleibt, sind seine Reden, die auch heute noch moralische Gültigkeit haben, und die Tatsache, dass er die Einheit der Vereinigten Staaten bewahrt und Amerika so ein zweites Mal gegründet hat – und dieses Mal mit dem Anspruch, allen Amerikanern die gleichen Rechte und die gleiche Freiheit zu garantieren.