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Ablehnung und Verachtung

17. April 2004

Weltweit wurde auf das angebliche Friedensangebot Osama bin Ladens mit Ablehnung reagiert: Man werde sich im Kampf gegen den Terrorismus nicht spalten lassen. Der US-Geheimdienst hält die Tonbandaufnahme für echt.

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Vom untergetauchten bin Laden gibt es nur ArchivbilderBild: AP

Eine Stimme und ein altes Bild. Auf Tonband soll sich Osama bin Laden am Donnerstag (15.4.) an Europa gewandt und einen "Waffenstillstand" anboten haben. Ob die Nachricht echt ist, ist bisher nicht sicher. Trotzdem reagierten Politiker ablehnend. US-Außenminister Colin Powell ist überzeugt, dass es Terroristenführer bin Laden nicht gelinge, Europäer und Amerikaner zu spalten. "Ich bin sicher, dass er keinen Erfolg hat", sagte Powell in einem Interview des italienischen Fernsehsenders RAI. Powell reagierte damit auf das "Versöhnungsangebot" bin Ladens an die Europäer. In einem Interview des polnischen Fernsehens bestätigte Powell erste Erklärungen des US-Geheimdienstes CIA (Central Intelligence Agency), wonach das Band vermutlich echt ist. Die Informationen, die er habe, deuteten darauf hin, dass es Osama bin Laden sei, sagte Powell.

USA vom Angebot ausgenommen

Arabische Nachrichtensender hatten am Donnerstag ein wahrscheinlich von bin Laden besprochenes Tonband ausgestrahlt. Das Terrornetzwerk El Kaida biete den Regierungen Europas darin an, alle Operationen in ihren Ländern einzustellen. Dafür müssten diese sich verpflichten, ihre Soldaten aus Afghanistan und dem Irak abzuziehen und sich nicht mehr an "militärischen Operationen gegen Muslime" zu beteiligen. Die USA werden von dem "Angebot" ausdrücklich ausgenommen.

Spitzenpolitiker aus ganz Europa hatten das angebliche "Versöhnungsangebot" sofort abgelehnt. Der designierte spanische Außenminister Miguel Angel Moratinos sagte in Madrid: "Wir sollten uns dies gar nicht anhören und ihm keine Beachtung schenken." Auch sein britischer Kollege Jack Straw rief dazu auf, das Angebot mit der "Verachtung" zu behandeln, die es verdiene.

Aufnahmedatum unklar

Mit Terroristen werde nicht verhandelt, hieß es in Berlin und bei der EU-Kommission in Brüssel. Auch Russland hat das angebliche Versöhnungsangebot bin Ladens an die Europäer als Spaltungsversuch zurückgewiesen. "Damit versucht er nur die Anti-Terror-Koalition zu spalten, an der auch Russland aktiv beteiligt ist", sagte ein Sprecher des russischen Außenamtes am Freitag (16.4.2004) in Moskau. Es sei schwer einzuschätzen, ob die Tonbandbotschaft tatsächlich von bin Laden stamme, hieß es. Die australische Regierung hat das Waffenstillstandsangebot des El-Kaida-Führers an die europäischen Länder ebenfalls als Propaganda zurückgewiesen. Der Vorschlag müsse von der internationalen Gemeinschaft einhellig zurückgewiesen werden, sagte Außenminister Alexander Downer am Freitag.

Wann genau das Band aufgenommen wurde, war zunächst unklar. Es muss jedoch am oder nach dem 22. März 2004 aufgenommen worden sein, denn auf dem Band wird Rache für die Tötung des palästinensischen Hamas-Gründers Scheich Ahmed Jassin angekündigt, den die Israelis an diesem Tag gezielt mit Raketen getötet hatten. (kap)