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Abgas-Skandal erreicht VW-Mitarbeiter

30. September 2015

Die Folgen des Abgas-Skandals bei VW sind bei den Mitarbeiteren angekommen. In Salzgitter läuft die Motorenfertigung langsamer, in Braunschweig gibt es einen ersten Einstellungsstopp.

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Motorenfertigung im VW-Werk Salzgitter (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Eine Woche nach dem Rücktritt von VW-Chef Martin Winterkorn wegen des Abgas-Skandals hat die Krise jetzt auch konkrete Konsequenzen für die Mitarbeiter bei Volkswagen. Im Motorenwerk Salzgitter wurde die Produktion zurückgefahren, teilte eine Sprecherin mit.

In Salzgitter, nach Konzernangaben eines der größten Motorenwerke der Welt (Artikelbild), werden täglich rund 7100 Otto- und Dieselmotoren hergestellt. Im Werk arbeiten rund 7000 Beschäftigte. Gleichzeitig verhängte die VW-Finanztochter Volkswagen Financial Services in Braunschweig bis zum Jahresende einen Einstellungsstopp.

Kommunen verhängen Etatsperren

Die Städte mit großen Standorten des VW-Konzerns bereiten sich derweil auf mögliche negative Auswirkungen der Krise auf ihre Haushalte vor. Auch Ingolstadt verhängte jetzt eine Haushaltssperre. Für dieses und das kommende Jahr würden die Ausgaben um 15 Prozent gekürzt. Dies sei "ausschließlich eine Vorsichtsmaßnahme", sagte ein Sprecher der oberbayerischen Stadt, in der die VW-Tochter Audi ihren Sitz hat.

Da nicht absehbar ist, wie sich der Skandal auf den Konzerngewinn und damit auf die Einnahmen aus der Gewerbesteuer auswirken wird, hatten zuvor schon Wolfsburg als Konzernsitz und das benachbarte Braunschweig vorsorglich eine Haushaltsperre verhängt.

Ex-VW-Chef Winterkorn (l.) und sein Nachfolger Müller (Foto: dpa)
Ex-VW-Chef Winterkorn (l.) und sein Nachfolger MüllerBild: picture-alliance/dpa/B. Weißbrod

Vor zehn Tagen war bekannt geworden, dass VW mit einem speziellen Computerprogramm die Abgaswerte bei Dieselwagen manipuliert hat. Die Fahrzeuge produzierten auf den Prüfständen deutlich weniger Abgase als im Straßenverkehr.

Weltweit sind nach Konzernangaben rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen, davor rund 2,8 Millionen in Deutschland. Der langjährige VW-Chef Winterkorn hatte deshalb vor einer Woche sein Amt aufgegeben. Nachfolger ist der bisherige Porsche-Chef Matthias Müller. Bei dem Sportwagenbauer wird zum 1. Oktober der bisherige Produktionsvorstand Oliver Blume den Chefsessel übernehmen, wie die VW-Tochter mitteilte. Wegen der Betrügereien drohen VW drohen weltweit Milliardenstrafen.

Manipulationen seit 2005

Nach Informationen der Deutschen Presseagentur fiel die Entscheidung zum Einbau der manipulierten Software in Dieselautos bereits in den Jahren 2005 und 2006, und zwar in der Motorenentwicklung in der VW-Zentrale.

Nach Angaben des "Manager Magazin" wurden bereits mehrere VW-Mitarbeiter beurlaubt. Sie seien an Entwicklung und Einsatz der Software beteiligt gewesen oder hätten zumindest frühzeitig davon gewusst. Deshalb würden sie bis zur Klärung der Vorwürfe beurlaubt. Betroffen seien Entwickler und Manager höherer Hierarchieebenen in Deutschland sowie den USA, meldete die Zeitschrift.

Der Wirtschaftsminister des Bundeslandes Niedersachsen, Olaf Lies, der auch dem VW-Aufsichtsrat angehört, forderte unterdessen eine konsequente strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen für die Diesel-Manipulationen. "Diejenigen, die erlaubt haben, dass dies geschehen kann und die, die entschieden haben, die Software zu installieren, haben kriminell gehandelt. Sie müssen deshalb dafür die persönliche Verantwortung übernehmen", sagte Lies der britischen Rundfunkanstalt BBC.

wl/cr (dpa, afp)