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Ab ins Museum!

Konstantin Klein 18. Juli 2002

Washington ist eine Spionage-Metropole - kein Wunder: Hier gibt es für berufsmäßig Neugierige aus allen Ländern eine Menge herauszubekommen. Und wohin geht ein Spion in seiner freien Zeit? Richtig, ins Spionagemuseum ...

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Was waren das noch für Zeiten, als die NSA, der geheimste aller US-Geheimdienste, so geheim war, dass sie offiziell gar nicht existierte! Es waren die Zeiten, als der Neubau der US-Botschaft in Moskau mehr (elektronische) Wanzen als Steckdosen enthielt, als amerikanische Schlapphüte ein Haus gegenüber der sowjetischen Botschaft in Washington kauften und im Keller einen Tunnel zum Botschaftsgebäude buddelten. Als Spione noch aus Vaterlandsliebe, Überzeugung oder Geldnot ihr Leben aufs Spiel setzten und doch meist erst berühmt wurden, wenn ihre Karriere ein strafrechtlich relevantes Ende genommen hatte.

Vorbei, vorbei sind die Zeiten. Heute sitzen die erfolgreichsten Spione in abgedunkelten, klimatisierten Büros und werten mit Hilfe von Supercomputern aus, was ihre Antennen auf der ganzen Welt und im Weltraum an Daten gesammelt haben. Die Spionage alter Schule ist dagegen reif fürs Museum.

800 F Street NW in Washington, DC - das ist die Adresse, an der Interessierte ab Freitag (18. Juli 2002) dieser Woche alles über Spionage erfahren, was sie schon immer wissen wollten. Von historischen Schlossknackern (Schloss wie in Vorhänge-, nicht wie in prunkvolles Gebäude!) über die legendäre deutsche Verschlüsselungsmaschine "Enigma" aus dem Zweiten Weltkrieg, Minipistolen und Mikrofilmverstecke bis zur hochmodernen Datenschnüffelei reichen die Exponate im "International Spy Museum", und weil Amerikaner nun mal ein Faible für Film und Fernsehen haben, kommen auch nicht ganz echte Spione wie James Bond oder Emma Peel zu Museumsehren.

Das ganze ist aufgemacht, wie die angepeilte Zielgruppe von Jungs jeden Alters es will: mit viel Interaktivität, elektronischen Tricks und Knöpfchen zum Drücken.

Und wer nach dem Verlassen des Museums drei Blocks nach Süden geht und sich nach links wendet, sieht, wo die Zukunft der Zunft geplant wird. Auf dem Capitol Hill, wo Senatoren und Abgeordnete sich teilweise noch Mitarbeiter zum Ausdrucken ihrer Email halten, denkt man über den unfreundlichen Umgang mit Daten im Cyberspace nach. Hier wird jedes Jahr darüber entschieden, wieviel die amerikanischen Geheimdienste künftig für Lauschangriffe auf der ganzen Welt ausgeben dürfen, und wie hart diejenigen bestraft werden können, die ohne staatlichen Auftrag in fremden Rechnern herumstöbern.

Der aktuelle Stand der Dinge: In besonders schweren Fällen kommt ein Hacker für den Rest seines Lebens hinter Gitter. Und die sind sehr real - anders als die Ausstellungsstücke im Spionagemuseum.