Aarhus denkt um

Hoch über dem Kunstmuseum ARoS laufen die Besucher durch einen begehbaren Regenbogen-Gang. Spektakuläre Lichteffekte, fast wie im Traum. Dieses Lichtdesign ist das moderne Wahrzeichen von Aarhus.

"Boy" heißt die Skulptur von Ron Mueck. Neue Perspektiven will Aarhus eröffnen. Das Museum ARoS für moderne Kunst zeigt 2017 "The Garden", eine Ausstellung über den Anfang und das Ende der Zeiten. Junge dänische und internationale Künstler sind zu sehen.

"Das Gleiche für jeden". Diesen Ausdruck dänischer Toleranz und Weltoffenheit hat der Lichtkünstler Nathan Coley in der ganzen Region Aarhus in der Landschaft installiert. Die Lichttafeln, hier vor dem Rathaus von Aarhus, fordern zum Umdenken auf.

Kinder und junges Publikum will die Kulturhauptstadt besonders ansprechen. Zum Auftakt wurden Wünsche von Grundschülern in den Dörfern rund um Aarhus formuliert und in den Himmel entlassen. Denkanstöße auf Reisen.

Kinder und Erwachsene sollen begeistert werden, nicht nur für die Ballone, die in den Himmel aufsteigen, sondern für Hunderte von Aktionen in diesem Jahr. Opern, Konzerte, Festivals seien nicht für Eliten, sondern für alle gemacht, so die Leiterin der Kulturhauptstadt, Rebecca Matthews.

Die britische Sängerin Anohni wird in Aarhus für ein ganzes Jahr komponieren, aufnehmen, arbeiten. Im November wird ihr neues Album mit den Aarhus Symphonikern öffentlich aufgeführt. Ihre kraftvolle, einfühlsame Stimme und die abrupten Stilwechsel zwingen zum Umdenken, meinen die Macher der Kulturhauptstadt.

Musik, Tanz, Bewegung, Mitmachen - das alles wird großgeschrieben in Aarhus. Die Tanzperformance "Barbaren", das Ballett der Pariser Oper und viele dänische Tänzer kommen in die Kulturhauptstadt 2017. Dazu gibt es einen globalen "Musik-Gipfel" und Jazz-Expeditionen. Mittanzen erwünscht.

Das MoMu, Moesgaard-Museum, wächst aus der Wiese heraus. Das Dach dient als Bühne für ein gewaltiges Wikingerspektakel, eine dänische Saga um Schlachten, Liebe, und Eroberung: "Die rote Schlange" wird im Sommer Tausende an den ungewöhnlichen Spielort locken.

Das MoMu in Moesgaard ermöglicht unter seinem Grasdach auf dieser Treppe direkte Begegnungen mit den frühen Menschen. Das Moesgaard zeigt die Menschheitsgeschichte. Für das Kulturhauptstadt-Jahr wurde eine Ausstellung über die ersten Flüchtlinge der Geschichte konzipiert. Ein anderes Museum zeigt das Projekt "Life-boats", Schiffe von Flüchtenden voller Erinnerungen.

Kurator Martin Brandt Djupdraet vom Freilichtmuseum "Den Gamle By" (Die alte Stadt) glaubt, dass Aarhus neue Zuversicht erhalten wird. Vor 100 Jahren gab es schon einmal eine Dänemark-Ausstellung in Aarhus, die die Stadt total umgekrempelt hat. "Das kann wieder passieren."

Diese dänische Wohnung aus dem Jahr 1950 ist der jüngste Teil des Museums "Den Gamle By", aber sie wird auch genutzt. Hier treffen sich jetzt an Demenz erkrankte Dänen zum Kaffeeklatsch. Sie leben in der vertrauten Umgebung ihrer Kindheit auf. Eine völlig neue Museumsnutzung in Aarhus.

Gebaut wird in Aarhus im Hauptstadtjahr der Kultur viel. Nicht nur Hamburg bekommt eine Hafencity. Dänische und internationale Architekten denken hier Wohnarchitektur neu. Die Häuser wirken wie Eisberge an der Ausfahrt zum offenen Meer. Nachhaltige Versorgung der neuen Bewohner und der Klimawandel sind für Aarhus Teil der Kultur.

Lichtspektakel, Wassermusik und die europäischen Feuerwerksmeisterschaften werden Aarhus zum Leuchten und Klingen bringen. Eine Lichtshow am Hafen und am Rathausturm machen das Kulturjahr weithin sichtbar. Mit Lichtprojektionen feiert die Kathedrale in Aarhus auch das Lutherjahr, das mit dem Kulturjahr zusammenfällt. Luther, ein Vordenker. Aarhus denkt an ihn.