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66 Journalisten starben 2011 im Einsatz

22. Dezember 2011

Der Preis für Pressefreiheit war auch im Jahr 2011 sehr hoch. Die weltweite Demokratiebewegung hat diesen Preis noch höher werden lassen, sagt "Reporter ohne Grenzen". Auch für Cyberdissidenten wurde es gefährlicher.

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Mit Helmen und kugelsicheren Westen bekleidete ausländische Journalisten in Tripolis (Foto: dpa)
Mit Helmen und kugelsicheren Westen bekleidete ausländische Journalisten in TripolisBild: Picture-Alliance/dpa

"2011 war in vielen Ländern ein Jahr der Demonstrationen und Kämpfe für Freiheit und Demokratie, die meisten Machthaber antworteten mit systemischer Gewalt. Nicht nur die Proteste sollten im Keim erstickt, sondern auch Berichte darüber unterdrückt werden." Hier sieht Michael Rediske, der Vorstandssprecher der deutschen Sektion von "Reporter ohne Grenzen" (ROG), einen Hauptgrund für den starken Anstieg an Repressionen und Gewalt gegen Medienschaffende im Jahr 2011.

Michael Rediske von "Reporter ohne Grenzen" (Foto: privat)
Michael Rediske: Die Berichterstattung aus politisch instabilen Regionen wird immer riskanterBild: privat

Insgesamt wurden mindestens 66 Journalisten getötet - im Jahr 2010 hatte "Reporter ohne Grenzen" 57 Todesfälle gemeldet. 1044 Journalisten wurden festgenommen, viele infolge des "Arabischen Frühlings" - das waren fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Auch Angriffen und Bedrohungen waren die Journalisten häufiger ausgesetzt, weltweit 1959 Mal, 43 Prozent mehr als in 2010. Überwiegend treffe die Gewalt einheimische Journalisten, heißt es im Jahresbericht von "Reporter ohne Grenzen". Die 1985 in Frankreich von Journalisten gegründete Menschenrechtsorganisation möchte deren Schicksal in das Blickfeld der Öffentlichkeit rücken.

Keine Weltregion bleibt verschont

Verhaftungen, Vorladungen und Verhöre gab es auch bei den Demonstrationen in Griechenland, Belarus, Uganda, Chile und im Umfeld der Occupy-Wallstreet-Proteste in den USA. Regierungen versuchten so, für sie brisante Informationen zu unterbinden, heißt es.

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, sagte in Reaktion auf den Jahresbericht von "Reporter ohne Grenzen": "Es ist besonders erschreckend, dass auch Journalisten in unmittelbarer Nachbarschaft, zum Beispiel in Aserbaidschan, Russland, Weißrussland oder der Türkei verfolgt und unterdrückt werden."

Jahresbilanz Reporter ohne Grenzen Infografik (Grafik: DW/Pock)

Immer häufiger gerieten Internetaktivisten, die in Blogs, bei Facebook oder Twitter berichten, ins Visier der Behörden oder gewaltbereiter Gruppen, warnt "Reporter ohne Grenzen". Fünf von ihnen kamen den Angaben zufolge ums Leben, drei davon in Mexiko. 199 Blogger wurden festgenommen, 62 körperlich angegriffen. "Blogger haben in einigen Ländern eine zentrale Rolle übernommen", erklärt Michael Rediske, "vor allem, wenn konventionelle Medien stark zensiert oder internationale Journalisten nicht ins Land gelassen werden". Zudem habe sich auch die Zahl der Länder mit Online-Zensur von 62 auf 68 Länder erhöht.

Angriffe gegen die Pressefreiheit sind ein weltweites Problem. Erstmals hat "Reporter ohne Grenzen" eine Liste der zehn gefährlichsten Orte für Medien weltweit erstellt. Diese Regionen, Länder und Städte waren geprägt von extremer Medienzensur und Gewalt gegen Journalisten. Zu den Ländern mit der höchsten Zahl an getöteten Journalisten gehören wie im Jahr 2010 Pakistan (10 Todesfälle), Irak (7) und Mexiko sowie Libyen (je 5).

Autor: Kay-Alexander Scholz

Redaktion: Hartmut Lüning