6. Fototriennale: "The Day Will Come"
"Der Tag wird kommen": "Wenn der Mensch stürzt", "Die Hoffnung keimt" und "Wir mehr denn je teilen". Welche Bilder und Konzepte verbergen sich hinter diesen prophetischen Ausstellungstiteln der Fototriennale in Hamburg?
"Der Tag wird kommen"
Diesen prophetischen Titel hat sich die "6. Triennale der Photographie" in Hamburg (noch bis 28. Juni) gegeben. Ausstellungen in acht Museen und an vielen Nebenschauplätzen, die bis September zu sehen sind, zeigen, welche Relevanz die Fotografie für die zeitgenössische Bildkunst hat. Wie hier das Foto der französischen Künstlerin Catherine Balet aus der Serie "Strangers in the Light" von 2012.
"When Man Falls"
Die Ausstellung im "Haus der Photographie" in den Deichtorhallen rückt den New Yorker Fotografen Phillip Toledano in den Fokus. "Wenn der Mensch stürzt" – in seinem Werk offenbart er mit höchster Sensibilität persönliche Erfahrungen und stellt sie ins Verhältnis zu gesellschaftlichen Entwicklungen. So auch in seiner Serie "Maybe" aus den Jahren 2011 bis 2015.
"When We Share More Than Ever"
Unzählige Aufnahmen sammeln sich auf Festplatten und in Clouds oder werden im Internet geteilt. Die Ausstellung "Wenn wir mehr denn je teilen" des Museums für Kunst und Gewerbe (MKG) widmet sich dieser neuen Sammellust. Künstler wie Ai Weiwei oder Laia Abril – hier ein Still aus ihrem 4-minütigen Video "Intimacy" von 2014 – kommentieren diesen Austausch digitaler Fotografien heute.
"When There Is Hope"
Obwohl die Fotografie scheinbar nur die Realität abbildet, ist sie immer auch Vermittler von Träumen, Fantasien und Sehnsüchten gewesen. Die Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle widmet sich diesem Prinzip Hoffnung. Clemens von Wedemeyer hat seinen 15-minütigen, 2005 ursprünglich im 16-mm-Format gedrehten Film "Otjesd" digitalisiert und zeigt auch den erwartungsvollen Blick im Loop.
"When Water Matters"
Um die fließenden Übergänge zwischen Malerei und Fotografie geht es in der Ausstellung im Bucerius Kunst Forum, thematisch gebündelt zum Thema Wasser. 150 Werke von berühmten Künstlern wie William Turner, Gerhard Richter oder Olafur Eliasson behandeln den ästhetischen Reiz oder die existentielle Bedeutung des Lebenselixiers. Martin Parr hat 1996 den Ocean Dome in Miyazaki, Japan, fotografiert.
"Civic Radar"
Eine der Schauen im "Haus der Photographie" zeigt unter dem Titel "Staatsbürgerlicher Radar" Arbeiten der US-amerikanischen Künstlerin Lynn Hershman Leeson, die sich seit Jahrzehnten in ihren fotografischen Werken, Videos oder Performances als Pionierin mit Fragen der Identität unter Bedingungen technischer Innovation auseinandersetzt. "Digital Venus" entstand schon 1988.
Utopie und Hoffnung
Auch hier, auf diesem im Original 80 mal 100 cm großen Aluminium-Print von André Lützen in der Hamburger Kunsthalle, geht es um Hoffnung. Es gehört zur Serie "Außenlinie Europa" und entstand 2006 in Palermo. Es trägt keinen Titel und zeigt keine Menschen, nur ihre Spuren – Erinnerungen an Verlorenes, verbunden mit der Hoffnung auf Veränderung und Neuanfang, als Kommentar zur Flüchtlingspolitik.
"A Place Not Far From Here"
Auch Rivane Neuenschwanders kleinformatiger Fotodruck von 2009 gehört zu den Werken, die unter dem Ausstellungstitel "When There Is Hope" zu sehen sind. In den Arbeiten der brasilianischen Künstlerin, für die sie häufig auf die folkloristischen Traditionen ihrer Heimat zurückgreift, ist immer noch etwas anderes präsent, etwas, das man nicht sieht; sie sind spielerisch und ernsthaft zugleich.
"When Photography Revises"
Der Kunstverein Hamburg stellt Fragen an die Zukunft der Fotografie: Welche Bedeutung hat das Foto heutzutage noch? Inga Kerbers "Tourné, tourné, tourné, tourné (Look what they've done to my song, ma)" von 2010 ist eine der Arbeiten, die die Frage nach der Relevanz des Fotografischen behandelt. "Der Tag wird kommen, wenn die Fotografie sich selbst revidiert."
"When The Past Meets The Future"
Auch die historischen Museen der Hafenstadt beteiligen sich an der Triennale. Das "Hamburg Museum" stellt alten Fotografien aus den Jahren 1870 bis 1914 jüngste Werke gegenüber, die den Stadtbildwandel dokumentieren. Rafal Milachs Aufnahme aus dem Kohlebunker des Kraftwerkes Moorburg von 2015 zeigt eine ganz neue, fast abstrakte Auffassung von Stadtfotografie.
"100100 Views of Mount Fuji"
Jens Sundheim bezieht sich mit seiner Fuji-Serie aus den Jahren 2008 bis 2010 auf die berühmte Holzschnittserie "36 Ansichten des Berges Fuji", die der japanische Künstler Hokusai wegen ihres Erfolgs schon damals, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, um zehn weitere Motive erweiterte, und damit viele Nachahmer fand. Dieses digital verbreitete Motiv gehört zum Kapitel "Sharing the World".
"Mittelmeer, Cassis II"
An Gerhard Richters graue Fotobilder der späten 1960er-Jahre erinnert Hiroshi Sugimotos Bild, das 1989, zwanzig Jahre später, entstand. Um die künstlerische Konkurrenzsituation zwischen Malerei und Fotografie angesichts millionenfacher Medienbilder geht es beiden. Richter hat Fotos gemalt, der in New York lebende japanische Fotograf reduziert seine Motive so weit, bis sie zum Bild werden.
"Signals Still"
Penelope Umbricos im MKG ausgestellter Fotodruck drückt das Thema "Teilen" schon in seiner Bildsprache aus. Die in New York lebende Künstlerin arbeitet mit Tablets, neuester digitaler Software, Apps und allem, was die moderne Bildbearbeitung hergibt. Ihre Fotobearbeitungen wie diese von 2011 lassen Gegenständliches weit hinter sich und werden zur Konzeptkunst.