1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

560.000 Jahre alter Menschenzahn gefunden

28. Juli 2015

Sein Besitzer verspeiste wohl bevorzugt Pferde, Rentiere und Nashörner. Doch der Urzeitmensch ist schon seit langer Zeit tot. Einer seiner Zähne hat die Jahrtausende in einer südfranzösischen Höhle überlebt.

https://p.dw.com/p/1G6Xd
Der 560.000 Jahre alte Zahn in der Hand des Finders (Foto: EPCC)
Bild: Denis Daina/Epcc-Cerp Tauvate

560.000 Jahre soll der Zahn (Artikelbild) sein, den eine französische Hobby-Archäologin auf einmal in der Hand hielt. Die 16-jährige Camille Jacquey und ein anderer freiwilliger Helfer, Valentin Loesch, fanden den Uralt-Zahn in der berühmten Ausgrabungsstätte im südfranzösischen Tautavel, wie die Paläontologin Amélie Viallet mitteilte. Es handle sich um einen "bedeutenden Fund". Denn schließlich seien in Europa bisher nur sehr wenige menschliche Fossilien aus dieser Zeit entdeckt worden.

100.000 Jahre älter als der Tautavel-Mensch

Ob der Zahn - ein schon arg mitgenommener Schneidezahn - der eines Mannes oder einer Frau ist, konnte nicht geklärt werden. Bekannt ist aber, dass Camille Jacquey ihn in einer Schicht Erdreich aufspürte, die zwischen 550.000 und 580.000 Jahre alt sei, so Viallet. Der Zahn hat damit rund 100.000 Jahre mehr auf dem Buckel als der sogenannte Tautavel-Mensch, der vor ungefähr 450.000 Jahren lebte. Seine Überreste waren ebenfalls in der Region gefunden worden. Der Zahn auf jeden Fall schlummerte Jahrtausende lang unbemerkt in der Höhle von Arago in der Nähe des Dorfes Tautavel, das etwa 35 Kilometer nordwestlich von Perpignan liegt. Die Stätte zählt zu den bedeutendsten prähistorischen Stätten in Europa. In den vergangenen 50 Jahren haben sich Tausende Freiwillige an den Ausgrabungen beteiligt.

Der Besitzer des Schneidezahns lebte in einem kalten, windigen und trockenen Zeitalter. Außerdem jagte er gerne Pferde, Rentiere, Bisons und Nashörner. Darauf weisen zumindest die archäologischen Funde in der Höhle hin. Lange Zeit galt der 1907 in Deutschland gefundenen Kiefer des Homo Heidelbergensis als ältestes Fossil unsere Vorfahren in Westeuropa. 600.000 Jahre soll der Kiefer alt sein. Das ist nur etwa halb so alt wie der 2013 in Südostspanien entdeckte Zahn, dem ein Alter von 1,4 Millionen Jahren zugeschrieben wird. Dieser Fund warf die Frage auf, ob moderne Menschen nicht schon früher als bisher angenommen bestimmte Teile Europas besiedelt hatten.

Die zwei Finder mit dem 560.000 Jahre alten Zahn in der Hand (Foto: EPCC)
Zwei glückliche Finder: Camille Jacquey (rechts) und Valentin LoeschBild: Denis Daina/Epcc-Cerp Tauvate

mas/kle (afp, rtre)