5000 Jahre Megacity Uruk
Sie gilt als erste Metropole der Menschheit: Uruk, gegründet vor 5000 Jahren im Süden des Irak. Das Vorderasiatische Museum in Berlin lädt nun zur Entdeckung dieser frühen Megacity ein. Mehr Bilder hier:
Wiederentdeckt
Vor Jahrtausenden wurde diese Statuette eines Priesters in Süd-Mesopotamien kultisch begraben. Deutsche Archäologen haben sie wieder freigelegt - in Uruk, der ersten Metropole der Menschheit. Das Vorderasiatische Museum in Berlin bezeichnet sie gar als Megacity und lädt nun zur Entdeckung ihrer glanzvollen Kultur ein.
Präzise Bilder
Uruk, das biblische Erech und heutige Uruk-Warka, liegt etwa 260 km südlich von Bagdad in der Schwemmlandebene von Euphrat und Tigris. Viel mehr als Lehm gibt es hier nicht. Und doch entstand in dieser heißen und rohstoffarmen Region vor Jahrtausenden eine blühende Stadt. Nach mehr als 40 Grabungskampagnen ist ein präzises Bild der Stadt und ihrer Entwicklung möglich - auch als Computeranimation.
Erfindung Großstadt
Uruk ist aus kleinen bäuerlichen Ansiedlungen hervorgegangen und stetig gewachsen. Über Jahrhunderte war Uruk die größte Stadt der babylonischen Tiefebene, bereits um das Jahr 3000 v. Chr. lebten hier 40.000 Menschen. Möglich war das nur infolge bemerkenswerter Entwicklungen geworden.
Innovation Schrift
Ende des vierten Jahrtausends v. Chr. wurde in Uruk ein Schriftsystem erfunden, aus dem sich in der Folge die Keilschrift entwickelte. Sie erleichterte die Verwaltung der Stadt, ordnete Handelsströme und schließlich wurden auch literarische Texte und wissenschaftliche Abhandlungen aufgeschrieben. Mit dieser Tontafel wurden Getreideprodukte abgerechnet.
Meisterleistungen
Neun Kilometer lang war die Mauer um die Stadt und acht Meter hoch. 306.000.000 Ziegel hat man verbaut, in 2.445.000 Arbeitsstunden. Kleinsturkunden haben sogar festgehalten, wer zur Arbeit kam und welche Mengen Fisch und Fleisch an die Arbeiter verteilt wurden. Die großen Zusammenhänge haben die deutschen Archäologen oft mühsam aus Details rekonstruiert.
Prächtige Bauten
Von der einstigen Großstadt sind vor allem Reste von Lehmziegeln geblieben. Aus ihnen bestanden nicht nur Wohn- und Handelshäuser, sondern auch prächtige Tempel und Paläste. Diese Nische ist Teil der Fassade des Inanna-Tempels.
Machtzentrum
Das Heiligtum Bit Resch aus der sogenannten Seleukidenzeit im dritten/zweiten Jahrhundert vor Chr. war religiöses und wirtschaftliches Zentrum. Hier waren unter anderem das königliche Schatzamt und die Steuerbehörde untergebracht. In Uruk bestimmten Könige und Priester gemeinsam, aber sie mussten auch auf das hören, was ein Ältestenrat ihnen empfahl.
Handel als Motor
Uruk verdankte seine hochentwickelte Gesellschaftsstruktur einer blühenden Wirtschaft. Die Kaufleute handelten mit getrockneten Datteln, Wein und Textilien. Ihre Geschäftspartner in Indien, Anatolien, Afghanistan oder Ägypten tauschten die Waren aus Uruk gegen Halbedelsteine, Elfenbein, Schildplatt, Perlmutt , Kupfer sowie Hartgestein zur Herstellung von Kult- und Herrscherstatuen.
Hierarchische Ordnung
Hervorragende Materialien und eine besonders hochwertige Verarbeitung trugen dazu bei, dass Gegenstände wertvoll wurden. Wer sie besaß, stand in der Hierarchie weit oben. Und er konnte sich auch Schmuck aus Steinen leisten, die von weither importiert worden waren.
Mythos Uruk
Um Uruks einstigen König Gilgamesch ranken sich Erzählungen und das legendäre Gilgamesch-Epos - die älteste schriftlich überlieferte Dichtung der Menschheit. Diese große Heldenfigur wurde in der Vergangenheit gerne mit ihm in Verbindung gebracht. Aber er ist es nicht, betont die Wissenschaft. Ähnlich imposant könnte er indessen schon gewesen sein, der sagenumwobene König aus Uruk.
Öffentlichkeitswirksam
Seit gut 100 Jahren finden in Uruk-Warka archäologische Ausgrabungen durch das Deutsche Archäologische Institut statt. Was dort zutage befördert wurde, den Reichtum und die Bedeutung dieses kulturellen Erbes, präsentiert die Ausstellung "Uruk - 5000 Jahre Megacity" erstmals einem breiten Publikum. Zunächst im Berliner Vorderasiatischen Museum, ab Oktober in den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim.