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Fußballhymnen, die nichts mit Sport zu tun haben

Antje Binder | Maria John Sánchez
10. Juni 2021

Bei der diesjährigen Fußball-EM dürfen Fans wieder ins Stadion und ihr Team live anfeuern - inklusive Gesang. Dafür bedienen sie sich aus allen Genres.

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Deutschland Fussballfans im Stadion von Ljubljana
Singen gehört zum Fußball dazuBild: Frank Hoermann/ SvenSimon/picture alliance

Für einen echten Fußballfan gibt es wohl kaum etwas Ergreifenderes, als im Stadion zusammen mit tausenden anderen Fans zusammen zu singen - sei es zur Feier eines Sieges in einem wichtigen Spiel oder zum Trost nach einer Niederlage. Zum Fußballerlebnis gehören die Fangesänge des Publikums einfach dazu. Besonders deutlich wurde das in der Corona-Pandemie, als auf einmal die Zuschauer wegbleiben mussten - und die Stadien unheimlich still wirkten. Umso größere Freude herrscht nun bei Fußballfans, dass bei der diesjährigen UEFA Europameisterschaft Publikum in den Stadien zugelassen wird und sie ihre Nationalmannschaften live anfeuern können. 

Unangefochtene Champions im gemeinschaftlichen Stadionsingen sind die Engländer - während andere Nationen es beim Jubeln, Ratsche drehen und Klatschen belassen, haben sie ein ganzes Repertoire an Songs, das sie je nach Anlass umtexten, anpassen und voller Herzenslust mitgrölen. Die Grundlage für solche Kurvenklassiker sind bekannte Popmelodien wie "Yellow Submarine" von den Beatles oder "Go West" von den Pet Shop Boys. Darauf werden dann neue Texte gedichtet - fertig ist die Fanhymne. 

You'll never walk alone

Der bekannteste Fußballsong überhaupt ist wohl "You'll never walk alone", die weltberühmte Vereinshymne des britischen Clubs FC Liverpool. Ein Lied, das zurückgeht in die 1940er Jahre, auf ein Broadway-Musical namens "Carousel". Darin geht es um Liebe in turbulenten Zeiten und um einen Raubüberfall, der mit dem Tod des Liebsten endet. Zum Schluss tönt das hoffnungsvolle Lied "You'll never walk alone".

Dass es dieses kitschige Werk der Musikgeschichte in die raue Welt des englischen Fußballs geschafft hat, haben wir der Band Gerry & the Pacemakers aus dem englischen Liverpool zu verdanken. Die nämlich brachte 1963 eine Coverversion des Songs heraus und landete damit auf Platz eins der englischen Hitparade. In den englischen Stadien wurden zu dieser Zeit als Anheizer vor dem Anpfiff gern die Top-Hits der Charts gespielt. Und so tönte 1963 das erste Mal "You'll never walk alone" durch die Stadionlautsprecher in Liverpool. Und schließlich wenige Wochen später ein zweites Mal. Das reichte den Fans aus, um sich den Hit einzuverleiben und künftig ihre Mannschaft damit lautstark anzufeuern. Der langsame Song mit den sanften Tönen wurde zu einer der wohl ungewöhnlichsten Fußballhymnen.

Zehntausende Fans - ein Lied

Gerade wegen seiner leisen Töne sorgt das Lied auch immer wieder für Gänsehautmomente. So zum Beispiel im FA-Cup Finale 1989, wenige Wochen nach der Tragödie im Hillsborough-Stadion von Sheffield, bei der mehr als 90 Fans des FC Liverpool zu Tode gequetscht worden waren. Der kürzlich verstorbene Gerry Marsden von Gerry & The Pacemakers sang damals höchstpersönlich mit den Fans ihre Hymne im Wembley-Stadion.

Schon lange ist "You'll never walk alone" auch international zur Fußballhymne avanciert. Ein Lied, das das Potenzial hat, verschiedene Nationen und Menschen zusammenzubringen. Auch in der Corona-Krise: Im März 2020 spielten 180 europäische Radiosender das Lied gleichzeitig - als Symbol für das Zusammenhalten der europäischen Bevölkerung in der Pandemie. 

Dieser Artikel wurde am 10.06.2021 aktualisiert.

Maria John Sánchez Autorin