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5 Lutherbücher

Klaus Krämer
31. Oktober 2017

Der Buchmarkt präsentiert zum 500. Reformationsjubiläum ein schillerndes Luther-Sortiment, dass kaum zu überblicken ist: Biografien, Bildbände, Lexika, seine wichtigsten Schriften. Hier fünf Empfehlungen.

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Luther-Figur mit den fünf  besprochenen Büchern. Martin Luther Bücher Sammlung
Bild: DW/K.Krämer

Ist über den Christen, Reformator und Weltveränderer Martin Luther nicht bereits alles gesagt? Was kann denn 500 Jahre nach dem Thesenanschlag von Wittenberg noch Neues aus dem Dunkel der Geschichte ins Licht des 21. Jahrhunderts gezerrt werden? Derartige Fragen mag sich vielleicht so mancher stellen angesichts vieler Dutzend Regalmeter, die all die vielen Bücher tragen, die im Verlauf von Jahrhunderten zum Kirchenreformer verlegt wurden. Doch gerade zum Jubeljahr 2017 gibt es etliche Neuerscheinungen – und beileibe nicht nur dicke Wälzer – die in Art, Aufmachung und Sprache wohltuende Akzente setzen und nicht nur für eine Insider-Leserschaft interessant sein dürften.

Armin Kohnle: Martin Luther Reformator, Ketzer, Ehemann

Armin Kohnle, Kirchenhistoriker und Lutherforscher an der Universität Leipzig, hat einen beachtlichen biographischen Bildband veröffentlicht - die erste großformatige Bildbiografie über Martin Luther seit 30 Jahren. In 14 Kapiteln stellt der Autor den Menschen Luther vor, dessen Leben in jeder Phase von seiner handfesten Theologie als Basis seines Glaubens durchwirkt ist.

Buchcover Armin Kohnle Martin Luther Reformator Ketzer Ehemann
Bild: EVA/SCM

Also geht es nicht nur um den Kirchenmann und Gelehrten in all seinen Facetten. Auch der streitbare Kritiker, der Kämpfer, der Ehemann, der Familienvater, der Freund, der Ratgeber, der verhärtete alte Luther werden gespiegelt. Kohnle macht das informativ und konzentriert. Historisch ist er zweifellos auf Höhe der Forschung und all das führt er zusammen, ohne es theologisch zu überfrachten.

Mehr als 120 aussagestarke Darstellungen, Gemälde, die die Protagonisten der historischen und theologischen Ereignisse darstellen, Bilder von Orten des Geschehens, Ausschnitte aus bedeutenden Schriften oder Karten, machen Luther begreifbarer. Kohnle liefert zudem eine Übersicht des unterschiedlichen Luther-Bilder von Freund und Feind durch die Jahrhunderte.

Armin Kohnle: Martin Luther/Reformator, Ketzer, Ehemann; Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, SCM Hänssler, 224 Seiten (zahlreiche Abbildungen), ISBN 978-3-374-04107-7

Joachim Köhler: Luther! Biographie eines Befreiten

Buchcover Joachim Köhler: Luther! Biographie eines Befreiten Buchcover
Bild: Evangelische Verlagsanstalt Leipzig,

Was kommt dabei heraus, wenn ein Philosoph, der einst über Nietzsche promovierte, der 15 Jahre beim "Stern" war und schon einige Lebensbilder interessanter Persönlichkeiten gezeichnet hat, jetzt über einen Christenmenschen schreibt? Kurz gesagt: ein flott und amüsant geschriebenes Buch.

Köhler findet den Zugang zum bewegten Leben des Reformators, indem er drei prägende Bereiche dieser übervollen Vita analysiert: Bedrängnis, Befreiung, Bewahrung. Da geht es selbstredend um die tiefen und prägenden Erfahrungen des Glaubens, ohne die Luther niemals zu seinem reformatorischen Handeln fähig gewesen wäre. Auf der anderen Seite haben ihn jedoch auch dunkle Erlebnisse beeinflusst: psychische Probleme, politischer und klerikaler Druck, Anfechtungen des Glaubens, körperliche Gebrechen.

Köhler schafft es, all das lebendig darzustellen. Und wenn der Verlag erklärt: "Köhler schreibt uns den großen Luther ins Herz, ohne den manchmal kleinlichen und irrenden zu beschönigen", so ist das eine treffende Quintessenz. Eine kleine Einschränkung: Vielleicht kommt Luther insgesamt eine Spur zu heldenhaft daher.

Joachim Köhler: Luther! Biographie eines Befreiten; Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, 408 Seiten, ISBN 978-3-374-04420-7

Heinz Schilling: Martin Luther Rebell in einer Zeit des Umbruchs

Buchcover Heinz Schilling, Martin Luther Rebell in einer Zeit des Umbruchs
Bild: C.H.Beck

Eine Dreiteilung unternimmt auch Heinz Schilling in seiner Luther-Biographie. Der Historiker und ausgewiesene Fachmann für die Frühe Neuzeit beginnt mit "Kindheit, Studium und erste Klosterjahre", präsentiert dann "Wittenberg und die Anfänge der Reformation" und endet mit "Zwischen Prophetengewissheit und zeitlichem Scheitern". Für Schilling ist Luther ein welthistorischer Rebell.

Doch schon bevor es richtig los geht, gewährt der Autor in einem fesselnden und eindrucksvollen Prolog Einblicke in die Epoche, durchpflügt jenen Nährboden, der all das sprießen ließ, was dann nachhaltig die Welt veränderte. Ein Einordnen, das die dann folgenden Abläufe für den Leser umso spannender und zugleich verständlicher macht – das große Ringen um Wahrheit, Deutungshoheit und letztlich auch um Macht und die Rolle des christlichen Glaubens in der Welt.

Dass der Autor Luther-Fan ist, merkt jeder, der zwischen den Zeilen liest. Allerdings stilisiert Schilling ihn nicht zum Helden, sondern dringt tief ein in einen genialen und zugleich schwierigen und widersprüchlichen Charakter. Das neue theologische Denken Luthers wird präzise herausgearbeitet – das ist nur ein Grund, warum diese Biografie den Leser in Beschlag nimmt.

Heinz Schilling: Martin Luther/Rebell in einer Zeit des Umbruchs, C.H.BECK, 728 Seiten, (51 Abbildungen), ISBN 978-3-406-69687-9

Volker Leppin, Gury Schneider-Ludorff (Hrsg.): Das Luther-Lexikon

Buchcover Volker Leppin Das Luther-Lexikon
Bild: Bückle & Böhm

Nachschlagewerke zu Martin Luther für jedermann – also nicht nur für kirchlich-theologische Insider – sind auf dem Buchmarkt rar. Allein deshalb ist dieses Luther-Lexikon eine unbedingte Bereicherung.

Es ist ein Mammut-Werk, geschrieben von rund 170 Spezialisten verschiedenster Wissensgebiete aus 15 Ländern und drei Kontinenten. In beinahe 500 Artikeln von A – wie Abendmahl bis Z – wie Zwingli, spiegeln sie nicht nur Wesentliches rund um die Person Luther und die Reformation, sondern sie bieten damit auch einen Überblick darüber, wie umfangreich die aktuelle Luther-Forschung ist. Außerdem nimmt dieses interdisziplinäre Nachschlagewerk auch die Zeit vor Luthers Reformation und deren Nachwirkungen in den Blick.

Es handelt sich beim Luther-Lexikon um das noch nicht sehr verbreitete Format eines Personenlexikons. Darin, so der Verlag, werden "Biographie, Schaffen, das geschichtliche, kulturelle und soziale Umfeld, aber auch systematische Aspekte und die Rezeption bis in die heutige Zeit beleuchtet". Dabei ist die gezielte Suche nach einem Schlagwort möglich. Ein "durchdachtes Verweissystem" lade außerdem dazu ein, "Schaffen, Leben und Nachwirken der dargestellten Person auf selbstgewählten Pfaden zu erkunden". In der Tat, das funktioniert. Denn auch unter Stichworten wie "Lutherfilm", "Sexualität" oder "Bier" (zur Zeit Luthers) wird der Leser fündig. Leider ist es etwas umständlich, dass der Leser erst über das Autorenkürzel im Autorenverzeichnis suchen muss, welcher Autor welchen Artikel verfasst hat - eben ein Nachschlagewerk.

Volker Leppin, Gury Schneider-Ludorff (Hrsg.): Das Luther-Lexikon, Verlag Bückle & Böhm, 820 Seiten (67 Abbildungen), ISBN 978–3–941530–05–8

Margot Käßmann, Martin Rösel (Hrsg.): Die Bibel Martin Luthers. Ein Buch und seine Geschichte

Buchcover Margot Käßmann Martin Rösel Die Bibel Martin Luthers - Ein Buch und seine Geschichte
Bild: Evangelische Verlagsanstalt Leipzig

Als Martin Luther 1534 erstmals seine Übersetzung der kompletten Bibel vorlegte, ahnte vermutlich kaum jemand, dass in den ersten zwölf Jahren 100.000 Exemplare verkauft würden. Damit ist der Reformator der auflagenstärkste Publizist des 16. Jahrhunderts.

Noch weniger war damit zu rechnen, dass diese Übersetzung – zwar mehrfach revidiert – über die Jahrhunderte ein publizistischer Dauerbrenner bleiben würde. Wohl deshalb, weil die Luther-Übersetzung Bombastisches geschafft hat: Sie versetzte jeden, der damals des Alphabets mächtig war,  in die Lage, die Bibel auf Deutsch selbst zu lesen. Sie war im Höchstmaß verständlich und darum sprachbildend für das gemeinsame Hochdeutsche. Mit einer einheitlichen deutschen Sprache wuchs auch ein Gefühl nationaler Zusammengehörigkeit.

Über all das und noch viel mehr gibt dieses Buch erschöpfend Auskunft. Zum Jubiläumsjahr 2017 erfolgte nun die neueste Revision der Lutherbibel – eine dezente Rückführung in den sprachlichen Duktus ihres Übersetzers. Und auch diese aktuelle Ausgabe erweist sich als Bestseller. Verschiedene namhafte Autoren erzählen in "Die Bibel Martin Luthers" vom Zustandekommen dieses außergewöhnlichen Werks und seiner Wirkung durch die Jahrhunderte bis heute.

Margot Käßmann, Martin Rösel (Hrsg.): Die Bibel Martin Luthers. Ein Buch und seine Geschichte, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, 272 Seiten (zahlreiche Abbildungen), ISBN: 978-3-374-04408-5

TV-Thementag: 500 Jahre Reformation. Alles rund um Martin Luther und die Reformation am 31.10.2017 einen ganzen Tag lang bei DW Deutsch und in unserem Online-Special auf dw.com/kultur. Beginn 6 Uhr UTC (7 Uhr MEZ). Livestream: http://www.dw.com/de/media-center/live-tv/s-100817