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5 berühmte Dauerbaustellen der Geschichte

Antje Binder4. März 2016

Geldmangel, Statikprobleme, Anbaumaßnahmen. Es gibt viele Gründe, aus denen sich Bauarbeiten in die Länge ziehen können. Manchmal sogar um Jahrhunderte. Vom Ulmer Münster bis zum Kreml: Dauerbaustellen der Geschichte.

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Detailansicht des Ulmer Münsters neben dem Rathaus (Foto: picture alliance/blickwinkel/W. G. Allgoewer)
Bild: picture alliance/blickwinkel/W. G. Allgoewer

Alle Welt lacht über das Berliner Flughafen-Desaster. Zehn Jahre sind seit der Grundsteinlegung bereits ins Land gegangen, und noch immer ist kein Ende der Bauarbeiten in Sicht. Doch im historischen Vergleich erscheint eine Bauzeit von gut einem Jahrzehnt beinahe lächerlich. Einige europäische Gebäude haben nämlich mehr als 500 Jahre Bauzeit auf dem Buckel. Ein Beispiel: das Ulmer Münster.

Sakrales Großprojekt

Es ist eine Kirche, die scheinbar nur aus Turm besteht. Noch heute ist er der höchste Kirchturm der Welt. Ein wahrer Prachtbau, doch um dahin zu kommen, dauerte es. Nicht Jahre, nicht Jahrzehnte, sondern Jahrhunderte. Im Jahr 1377 war die Grundsteinlegung. Eine riesige Baugrube wurde ausgehoben, denn das Ulmer Münster war ein sakrales Großprojekt: Bis zu 20.000 Gläubigen sollte die Kirche Platz bieten. Schon damals muss den Ulmern klar gewesen sein, dass sie die Fertigstellung ihres Münsters wohl nicht erleben würden.

Probleme mit der Statik

Viele namhafte Architekten und Baumeister brachten sich ein, und im Laufe der Jahrzehnte entwickelte das Bauwerk eine Eigendynamik. Mit den ursprünglichen Plänen hat das Münster heute deshalb nicht mehr viel gemein. Doch das eigentliche Problem war ein ganz anderes, nämlich die Statik. Das Fundament zu flach, der geplante Turm zu hoch: Nach den ersten Schäden wurde das Bauwerk schließlich statt mit einem prächtigen Kirchturm lediglich mit einem pyramidenförmigen Notdach ausgestattet.

Zu teuer und altmodisch

Als sich die Ulmer 1531 zum Protestantismus bekannten, stellten sie schließlich das ganze Gebäude in Frage. Allein die Ausmaße der Kirche standen plötzlich im krassen Gegensatz zur neuen Lehre. Der Bau wurde schließlich 1543 eingestellt, aus Geldmangel, aber auch weil die prachtvolle gotische Kirche an der Schwelle zur Renaissance einfach nicht mehr so recht in den Zeitgeist passte.

Vollendung nach 513 Jahren

Erst 300 Jahre später, als sich die Menschen im 19. Jahrhundert wieder mehr für das Mittelalter begeistern konnten, wurde weitergebaut. 1880 war der Bau schließlich vollendet, nach ganzen 513 Jahren. Trotzdem gilt das Ulmer Münster heute als architektonisches Meisterwerk. Es gibt also noch Hoffnung für Berlin und seinen Flughafen.

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