Milchskandal
9. Oktober 2008Die Zahl der Kleinkinder in China, die wegen verseuchten Milchpulvers im Krankenhaus behandelt werden mussten, ist deutlich höher als bisher bekannt. Insgesamt seien knapp 47.000 Kinder in Kliniken behandelt worden, weil sie mit der Chemikalie Melamin verunreinigte Milchprodukte zu sich genommen hätten, teilte das Gesundheitsministerium am Donnerstag (09.10.2008) in Peking mit.
Am 22. September hatte es noch geheißen, 14.471 Kleinkinder seien ins Krankenhaus gebracht worden. Die meisten behandelten Kinder befinden sich den Medienberichten zufolge in keinem ernsten Zustand. Viele der Opfer leiden an Nierensteinen, vier von ihnen starben nach offiziellen Angaben.
Immer über 10.000 Kinder in Behandlung
Laut einer Ministeriumssprecherin befinden sich derzeit noch immer 10.666 Kleinkinder in stationärer Behandlung, 36.144 wurden inzwischen aus den Krankenhäusern entlassen. Tausende weitere wurden außerhalb der Kliniken behandelt, sagte die Sprecherin, ohne genaue Zahlen zu nennen. Im September hatte das Gesundheitsministerium von knapp 40.000 Kleinkindern gesprochen, die außerhalb der Krankenhäuser behandelt wurden.
In China waren mit Wasser gestreckte Milch und Milchprodukte flächendeckend mit der Industriechemikalie Melamin versetzt worden, um einen höheren Proteingehalt vorzutäuschen. Zunächst wurde die Substanz in Babymilchpulver entdeckt, später aber auch in Frischmilch, Joghurt, Süßigkeiten und anderen Produkten.
Hilfe für die Bauern
Die Regierung in Peking will die durch den Skandal in Bedrängnis geratenen Milchbauern finanziell unterstützen. Mit Hilfe eines "provisorischen Subventionsprogramms" im Umfang von umgerechnet 31 Millionen Euro solle die Entwicklung der Milchindustrie in den am härtesten betroffenen Provinzen gefördert werden, teilten Finanz- und Landwirtschaftsministerium am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung mit. Der Skandal hat das Vertrauen in Chinas Milchwirtschaft zerstört, allgemein wird mit Milliardenverlusten gerechnet.
Die chinesische Polizei hat bisher 26 Personen festgenommen, die in den Skandal verwickelt sein sollen. In Deutschland und anderen Ländern tauchten melaminverseuchte Bonbons in Asia-Shops auf. Die EU hat ein Einfuhrverbot für Milchprodukte aus China verhängt. (ina)