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Schweinegrippe in Europa

11. November 2009

Die Seuchenbehörde der Europäischen Union rechnet mit 40.000 Toten durch die Schweinegrippe. Bislang wurden 423 Todesfälle gemeldet. In vielen EU-Staaten sind inzwischen Impfaktionen angelaufen.

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Eine Nonne betritt neben einen Warnhinweis für die Übertragbarkeit von Atemwegserkrankungen am Freitag (23.10.2009) das Universitätsklinikum in Essen. Am kommenden Montag (26.10) startet in zahlreichen Bundesländern die Impfung gegen Schweinegrippe. Nur jeder Fünfte Deutsche will sich einer Forsa-Umfrage zufolge jedoch derzeit impfen lassen. (Foto: dpa)
Vorsicht vor Menschenmengen: Warnhinweise in EssenBild: dpa

Die Experten des Europäischen Zentrums für Seuchenkontrolle in Stockholm schreiben in ihrer jüngsten Lagebeurteilung vom 10. November 2009, dass die Schweinegrippe sich in Europa mittlerweile rasant ausbreite. Außerdem sei eine sprunghafte Zunahme der tödlichen Krankheitsverläufe zu beobachten. Seit April 2009 sind 423 Menschen in den EU-Staaten, Island, Norwegen, Liechtenstein und der Schweiz an einer Infektion mit dem H1N1-Virus gestorben. Die meisten Todesfälle wurden in Großbritannien mit 155 registriert. Deutschland meldete bis Dienstag (10.11.2009) zwölf Tote durch Schweinegrippe. In der Ukraine, die in der vergangenen Woche einen massiven Ausbruch der neuen Grippe meldete, wurde bislang nur ein Todesfall bestätigt. Weltweit sind bislang 6100 Menschen an den Folgen der Schweinegrippe gestorben.

Drastischer Anstieg der Opferzahlen

Eine Impfdosis des Mittels Pandemrix gegen Schweinegrippe wird verabreicht (Foto: dpa)
Risikogruppen werden geimpftBild: picture-alliance/ dpa

Der Grippe-Koordinator der Seuchenbehörde, Angus Nicoll, teilte in seinem letzten Wochenbericht am Freitag (06.11.2009) mit, dass in Europa ungefähr 40.000 Menschen an der Schweinegrippe sterben könnte. Das wäre eine Verhundertfachung gegenüber dem heutigen Stand. Dieselbe Anzahl Menschen werde der normalen saisonalen Grippe zum Opfer fallen.

Es sei schwierig vorauszusagen, wie sich diese Grippewellen gegenseitig beieinflussen werden, so Zsusanna Jakob, die Direktorin der EU-Seuchenbehörde. Es bestehe aber die Gefahr, dass sich auch die normale Grippe im Frühjahr 2010 zu einer Pandemie ausweite.

Junge Menschen gefährdet

Die Regierungchefin der Ukraine, Julia Timoschenko, schützt sich mit einer Maske (Foto: dpa)
Die Regierungchefin der Ukraine, Julia Timoschenko, schützt sich mit einer MaskeBild: picture-alliance/ dpa

Die Erfahrungen mit der Schweinegrippe auf dem amerikanischen Doppelkontinent zeigt nach Auffassung der Europäischen Seuchenbehörde, dass besonders Schwangere, chronisch Kranke und jüngere Menschen gefährdet seien. 20 bis 30 Prozent der Todesopfer seien gesunde junge Menschen ohne nennenswerte Vorerkrankungen. Schon vor einigen Wochen hatte die Seuchenkontrollbehöre der EU vorhergesagt, dass rund ein Drittel der 500 Millionen EU-Bürger an der neuen Grippeform erkranken werde.

Auch in Osteuropa greift die Schweinegrippe um sich. Russland meldet inzwischen 15 Todesfälle, Weißrussland sieben. Die Zahlen, die in Stockholm und von der Weltgesundheitsorganisation WHO zusammengetragen werden, basieren auf Angaben der Gesundheitsbehörden in den betroffenen Ländern. Je nach Leistungsfähigkeit des Gesundheitswesen können die Zahlen sehr unzuverlässig sein. Nicht jeder Schweinegrippe-Tote werde als solcher erkannt, heißt es.

Die Experten in Stockholm raten nicht dazu, die gesamte Bevölkerung zu impfen. Angus Nicoll, der Grippe-Koordinator der Behörde, sagte, es gehe vor allem darum, die Risikogruppen zu schützen.


Autor: Bernd Riegert (Reuters)
Redaktion: Julia Kuckelkorn