40 Jahre Trikotwerbung
Seit 1973 gibt es Trikotwerbung in Deutschland. Es wurde schon für viele Dinge geworben. Einiges war eher kurios, anderes sehr lukrativ - und manchmal machte man sogar dem guten Zweck Platz auf der Brust.
Der Trick mit dem Wappen
Bis 1973 ist Trikotwerbung in Deutschland verboten. Noch sechs Jahre zuvor setzt sich der DFB erstmals erfolgreich gegen Reklame auf der Spielerbrust durch, als Wormatia Worms für einen Baumaschinenhersteller werben will. Geschickter ist man in Braunschweig, wo die Eintracht 1973 mit dem Hirschkopf von Jägermeister ihr Vereinswappen ersetzt. Der DFB ist machtlos.
Likör gegen Rasierapparate
Nachdem Eintracht Braunschweig das Eis gebrochen hat, ziehen einige andere Clubs nach. Der Hamburger SV und Eintracht Frankfurt gehören zu den Ersten. Und auch Fortuna Düsseldorf (Allkauf) und der MSV Duisburg (Brian Scott) präsentieren bald einen Schriftzug auf der Brust. 1978 haben dann alle 18 Bundesligisten einen Trikotsponsor.
Royale Werbung?
Haben Anfang der 80er Jahre sogar das englische und das niederländische Königshaus auf deutschen Trikots Werbung gemacht? Immerhin sollen die Königinnen Elizabeth und Beatrix größere Aktienpakete der Firma BP besitzen, die damals den Hamburger SV sponsert. Vielleicht weil "Kaiser" Franz Beckenbauer (2.v.r.) dort spielt - gekrönte Häupter unter sich...
Polarisierende Präservative
Diese fünf Spieler des FC Homburg machen 1988 nicht etwa Werbung für London, die Hauptstadt Großbritanniens, sondern für einen gleichnamigen Kondom-Hersteller. Ein Aufschrei geht durch die Republik: Darf man das? Ja, man darf, entscheidet im Februar 1989 das Landgericht Frankfurt im Rechtsstreit zwischen dem FC Homburg und dem Deutschen Fußball-Bund.
Den Gegner auf der Brust
Fast schon tragisch: Da versucht Torhüter Claus Reitmaier (2.v.r) jahrelang vergeblich, sich in Kaiserslautern gegen die Nummer 1 im Tor, Gerry Ehrmann, durchzusetzen und wechselt schließlich frustriert nach Karlsruhe – und was ziert dort seine Brust? Ausgerechnet der Name des langjährigen Konkurrenten, weil der KSC-Sponsor genauso heißt. Na bravo!
Deutlich untermotorisiert
Einen sehr lukrativen Schriftzug zieht Branchenprimus Bayern München 1989 an Land. Automobilhersteller Opel steigt bei den Münchenern ein und bleibt jahrelang Sponsor - zeitweise auch auf dem Trikot. Gut für den Club, schade für die Spieler: Statt eines schmucken Mercedes' oder eines flotten BMWs gibt es jetzt "nur" einen Opel als Dienstwagen. Hartes Profileben...
Alles für den Club!
Wohl dem Verein, der solvente Fans in seinen Reihen hat. Als dem damaligen Drittligisten Fortuna Düsseldorf das Geld fehlt, springt kurzerhand die Punkrock-Band "Die Toten Hosen" um Sänger Campino (2.v.r.) als Trikotsponsor bei ihrem Lieblingsclub ein. Statt eines Schriftzugs ziert das Totenkopf-Emblem der Band das Trikot.
Für den guten Zweck
Manchmal weichen die Schriftzüge der Sponsoren aber auch, um wichtigeren Dingen Platz zu machen. Mit dem Spruch "Mein Freund ist Ausländer" reagiert die Bundesliga 1992 auf den fremdenfeindlich motivierten Überfall auf ein Asylbewerberheim in Rostock-Lichtenhagen. Im Sommer 2012 wirbt man mit "Geh' Deinen Weg!" für bessere Integration.
Schön bunt
Nachdem ein großer Lotto-Anbieter beim VfL Bochum einsteigt, wird es farbenfroh bei der grauen Maus der Liga. Allerdings geht es im Faber-Trikot insgesamt viermal runter in die 2. Liga. Die bis dahin "Unabsteigbaren", bei denen damals sogar die Nationalspieler Dariusz Wosz und Maurizio Gaudino (Foto) spielen, werden zur Fahrstuhlmannschaft. Ob es am bunten Trikot liegt...?
Sonderstatus Werksclub
Leverkusen und Wolfsburg sind Werksvereine. Sie werden von der Volkswagen AG und der Bayer AG großzügig finanziert, der Schriftzug des Konzerns oder der Name von einzelnen Produkten ziert das Trikot. In Leverkusen war das bis zum Jahr 2000 so. Seitdem gibt es andere Sponsoren. Angeblich, weil der Bayer-Konzern nicht mehr so viel Geld in seine Fußballmannschaft investiert.
Bunte Mischung
Vergangene Saison trugen vier Bundesligisten den Schriftzug eines Energieanbieters auf der Brust. Ein weiterer warb für einen Telefon-Anbieter, zwei für Banken. Dazu kamen jeweils einer für einen Reiseveranstalter, eine Automarke, eine Fluggesellschaft, eine Versicherung, einen Textilhersteller, eine Molkerei, eine Firma für Fahrzeugtechnik und einer für leckere Masthähnchen.
Umstrittene Broiler-Reklame
Für die Masthähnchen ist Werder Bremen verantwortlich. Der Verein lässt sich von der Firma Wiesenhof sponsern und sorgt damit für wilde Proteste. Wiesenhof steht immer wieder wegen seiner Massentierhaltung in der Kritik. Viele Werder-Anhänger haben daher zwar ein Fan-Trikot, auf das Beflocken mit dem aktuellen Sponsor verzichten aber die meisten.
Gott sei dank!
Allerdings könnte es noch viel schlimmer sein: wie in Österreich, wo man vor lauter Sponsoren kaum noch Trikot und Hose sieht. Und für solch eine Werbe-Pappe sollen die Fans auch noch Geld bezahlen...