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30. Europäischer Filmpreis

Jochen Kürten
6. Dezember 2017

Am Samstag werden die Europäischen Filmpreise verliehen. Der "Euro-Oscar" steht zu Unrecht im Schatten der US-Konkurrenz. Ein Blick auf die Nominierungen zeigt, wie vielfältig europäische Filmproduktionen sind.

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Europäischer Filmpreis: Vier Trophäen in Preisträgerhänden gehalten
Bild: picture-alliance/dpa/T. Brakemeier

Warum ist die europäische Filmszene eigentlich nicht selbstbewusster? Warum berichten die europäischen Medien nicht begeistert und ausführlich über den Europäischen Filmpreis? Warum wird über die europäische Auszeichnung, die ja nichts anderes ist als das Gegenstück zum amerikanischen Oscar, nicht auch schon im Vorfeld der Gala so viel gesprochen und diskutiert wie über den Oscar?

Vor genau 30 Jahren wurde der europäische Preis aus der Taufe gehoben, nachdem sich Europas Filmschaffende endlich dazu aufgerafft hatten, auch das heimische Kino alljährlich zu würdigen. Es war höchste Zeit. Seither hat sich allerdings in der öffentlichen Wahrnehmung nicht allzu viel geändert. Obwohl die Euro-Gala nach dem gleichen Muster abläuft. Im Vorfeld gibt es Nominierungen in verschiedenen Kategorien, am eigentlichen Gala-Abend wird es dann spannend. Es gibt einen Roten Teppich und Ehrenpreise, die Promis treten sich auf die Füße und Filmgrößen eines ganzen Kontinents kommen zusammen.

Es gibt Gründe für das Schattendasein des Europäischen Preises

Warum also ist der Europäische Filmpreis (der früher noch "Felix" hieß) immer noch der kleine, unbekannte Bruder des Oscars? Ein paar Gründe gibt es. Der Oscar hat eine wesentlich längere Tradition - in den USA wird er seit 1929 verliehen, den Euro-Oscar gibt es erst seit 1988. Der Oscar wird seit langem an einem Ort vergeben, die Gala des europäischen Gegenstücks findet immer mal wieder an anderen europäischen Schauplätzen statt.

Europäischer Filmpreis 2016 Breslau - Maren Ade mir Preis-Trophäe
Siegte im vergangenen Jahr: die Deutsche Maren Ade und ihr Film "Toni Erdmann"Bild: picture alliance/dpa/M. Kulczynski

Natürlich liegt es auch an der Sprache. Der Oscar ist eine englischsprachige Angelegenheit, die US-Akademie verleiht Preise aus dem englischsprachigen Raum (Ausnahme ist der Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film). Die europäische Auszeichnung spiegelt eben die Sprachenvielfalt des ganzen Kontinents wider.

Und dann spielen die europäischen Medien eine wichtige Rolle. Die Übertragung der Oscarshow wird weltweit schon im Vorfeld kräftig beworben - mit viel Aufwand wird das Event dann inszeniert. In Europa dagegen scheuen sich die TV-Veranstalter vor einer Übertragung der Preisverleihung. Mal wird sie zeitversetzt gesendet, mal wird ganz darauf verzichtet. Das interessierte Publikum wird auf den Live-Stream der Europäischen Filmakademie verwiesen. Das ist ein Armutszeugnis.

Es wird höchste Zeit mehr europäisches Selbstbewusstsein zu zeigen

Die Europäer sollten sich selbstbewusster geben. Schließlich haben sie viel vorzuweisen: viele Filmnationen, viel unterschiedliche Filmkunst, Stars ganz unterschiedlicher Couleur. Vergleicht man die Liste der Oscargewinner und die der Preisträger der europäischen Auszeichnung der letzten 30 Jahre, besteht für den "alten Kontinent" kein Grund sich zu verstecken. Im Gegenteil: Der Europäische Filmpreis hat ein größeres künstlerisches Potential als der Oscar. Nur mit dem Marketing hapert es noch gewaltig!