1986: Interview mit Vadim Glowna | Schauspieler im Gespräch | DW | 24.02.2012
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Schauspieler im Gespräch

1986: Interview mit Vadim Glowna

"Ich habe schon ein sehr starkes Gefühl für diese Außenseiterfiguren" - Vadim Glowna über die meisten seiner Rollen

Vadim Glowna im Theater des Westens in Berlin (2005)

Vadim Glowna im Theater des Westens in Berlin (2005)

Als Regisseur hatte er einige Erfolge aber auch einige Flops zu verzeichnen, doch als Schauspieler gehörte er zu der obersten Riege des deutschen Nachkriegsfilms. Und er drehte viele, sehr viele Filme: mehr als 13 Dutzend Filme waren es, in denen er mitwirkte und so zu einem der bekanntesten und beliebtesten Schauspieler in Deutschland und auch international wurde.

Seemann und Hotelboy

Geboren wurde Vadim Glowna am 26.9.41 in Eutin in Schleswig-Holstein. Als Adoptivkind eines Piloten wuchs er in Hamburg auf, später besuchte er unter anderem ein Internat am Timmendorfer Strand. Danach bekam er Schauspielunterricht von der Schauspielerin und Theaterlehrerin Hildburg Frese. Um den Unterricht finanzieren zu können, jobbte Vadim Glowna als Seemann und Hotelboy. Im Jahr 1961 begann nun die schauspielerische Karriere des jungen Adepten dieser Kunst am Deutschen Schauspielhaus Hamburg unter keinem geringerem als Gustav Gründgens. Später sah man ihn auf den Theaterbühnen in Bremen, München und Halle, doch die richtige Karriere sollte vor allem beim Film ihre Entfaltung finden. Und sie begann zunächst mit einer Nebenrolle.

Außenseiter, Rebbellen und Ausgeflippte

Vadim Glowna auf der 58. Frankfurter Buchmesse in Frankfurt/Main (2006)

Vadim Glowna auf der 58. Frankfurter Buchmesse in Frankfurt/Main (2006)

"Held Henry" hieß ein Film vom ZDF, der im Januar 1965 seine Erstausstrahlung hatte – Vadim Glowna spielte dort den französischen Soldaten Bates. Noch im gleichen Monat kam über die ARD der nächste Film mit dem jungen Schauspieler heraus: "Im Schatten einer Großstadt", und auch dies war eine Fernsehproduktion – diesmal des SFB. Vadim Glowna fasste endgültig Fuß und es sollten noch unzählige weitere Filme folgen, wobei es sich relativ rasch herauskristallisierte, welchen Rollentypus er am liebsten spielte. Denn meistens spielte er die Rollen des Außenseiter, der Rebbellen und der Ausgeflippten. Bereits am 19.3.78 schrieb etwa der "Tagesspiegel" unter anderem über Vadim Glowna: "Nicht an Virtuosität ist dieser spröde Schauspieler interessiert, sondern an Wahrhaftigkeit, das heißt für ihn: einer Sache auf den Grund zu gehen." Dabei entfaltete er eine rege Tätigkeit: Vadim Glowna drehte manchmal bis zu vier Filme im Jahr. Kein Wunder also, dass es am Ende mehr als 13 Dutzend Streifen wurden, in denen er mitwirkte. Und er drehte unter anderem mit solchen Stars wie Romy Schneider, Claude Chabrol oder auch Klaus Kinski, arbeitete unter anderem mit Regisseuren wie Wolfgang Staudte, George Tabori sowie Jürgen Flimm. Doch Vadim Glowna entdeckte ein weiteres Talent bei sich: auch er hat sich bald als Regisseur versucht.

Der Regisseur Glowna

Vadim Glowna Hannelore Elsner in dem Film Die Unberührbare (2000)

Vadim Glowna mit Hannelore Elsner in dem Film "Die Unberührbare" (2000)

1981 kam nun ein Film in die Kinos, in dem Vadim Glowna nicht nur spielte, sondern auch zum ersten Mal die Regie übernahm. "Desperado City" hieß dieser Streifen, der in Hamburg spielte und das Schicksal zweier junger Menschen schilderte, die von einem alternativen Leben zur derzeitigen Tristesse träumten. Der "Kölner Stadt-Anzeiger" vom 6.6.81 schrieb in seiner Kritik zu diesem Film unter anderem: "Der Regisseur Glowna wiederum offenbarte einen professionellen Blick, er hat keine inszenatorischen Unsicherheiten geduldet, er hat den Mut gefühlvoll zu sein und er hat ein Feeling für kurze, saubere Schnitte.“ Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 16.6.81 bemerkte zu diesem Film unter anderem: "… 'Desperado City' kann sich in der neueren deutschen Filmproduktion durchaus sehen lassen." Der Start im Regiemetier war nun gelungen: noch im gleichen Jahr wurde der Film in Cannes mit der "Goldenen Kamera" und zwei Jahre später mit dem Gilde-Filmpreis ausgezeichnet. Es folgten im Laufe der Jahre weitere Regiearbeiten von Vadim Glowna, von denen manche von der Fachwelt distanziert bewertet wurden, und manche wiederum gelobt wurden. Vadim Glowna versuchte sich unter anderem auch auf dem Gebiet des Dokumentarfilms: 1984 fuhr er mit seiner damaligen Frau Vera Tschechowa nach Russland für die Dokumentation "Tschechow in meinem Leben", die Gespräche mit ihren Familienangehörigen, Literaten und Passanten zeigte. Sein letzter Film als Regisseur kam 2006 heraus: "Das Haus der schlafenden Schönen", in dem er auch die Hauptrolle spielte. Vadim Glowna starb am 24.1.12 in München. In unzähligen Nachrufen wurde der Schauspieler gewürdigt. So schrieb etwa "Der Spiegel" vom 26.1.12 unter anderem: "Vadim Glowna galt als vielseitiger Charakterkopf unter den deutschen Schauspielern. Als großer Außenseiter des deutschen Films wird er unvergesslich bleiben."

Im Juni 1981 sprach für die DW Jürgen M. Thie mit Vadim Glowna über einige Stationen seine Karriere.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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