1981: Interview mit Attila Hörbiger | Schauspieler im Gespräch | DW | 28.11.2011
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Schauspieler im Gespräch

1981: Interview mit Attila Hörbiger

"Ich spielte alles, was man mir gab" - Attila Hörbiger über seine unzähligen Rollen

Attila Hörbiger (1971)

Attila Hörbiger (1971)

Knapp über zwanzig Jahre war er am Theater in der Josefstadt engagiert, danach ein Viertel Jahrhundert Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters, daneben spielte er in unzähligen Filmen. Attila Hörbiger, den die "Süddeutsche Zeitung" bereits am 21.4.66 zu "den Erlesenen und Auserwählten" zählte, schrieb während seiner Karriere Theater- und Filmgeschichte.

Das abgebrochene Studium

Bereits 1935 spielte Attila Hörbiger den Jedermann

Bereits 1935 spielte Attila Hörbiger den Jedermann

Das Licht der Welt erblickte Attila Hörbiger am 21.4.1896 in Budapest, wo er bis zu seinem siebten Lebensjahr aufwuchs, anschließend zog die Familie nach Wien. Nach der Schule begann er das Studium der Landwirtschaft, brach es aber ab, um in die Spuren seines älteren Bruders Paul zu treten, der in Wien bereits als Schauspieler Fuß gefasst hatte. Schließlich besuchte Attila Hörbiger die Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin und gab sein Debüt an der Schwäbischen Volksbühne Stuttgart. Es folgten nun weitere Engagements, die den jungen Schauspieler in den 20er-Jahren an die Theaterbühnen in Bozen, Wien, Reichenberg, Brünn, Berlin und Prag führten. 1928 kam nun ein festes Engagement, das über 20 Jahre andauern sollte: Attila Hörbiger wurde am Theater in der Josefstadt zu einem festen Bestandteil. Die Rollen, die er anfangs übernahm, ließen ihn vor allem als jugendlichen Liebhaber und temperamentvollen Jüngling, aber auch in einigen Charakterrollen brillieren. Doch es sollte nicht nur bei Theaterrollen bleiben: bald entdeckte ihn auch der Film für sich.

Attila Hörbiger in dem Film Die letzte Runde (1940)

Attila Hörbiger in dem Film "Die letzte Runde" (1940)

"Heimkehr" und andere Filme

Bereits 1929 debütierte Attila Hörbiger auf der Leinwand: "Nachtlokal" hieß der Streifen aus österreichischer Produktion, in der er unter anderem neben Evelyn Holt oder auch Erna Morena spielte. Bald etablierte sich der Schauspieler auch beim deutschen Film. Bereits ein Jahr später wurde Attila Hörbiger für den deutschen Spielfilm „Der unsterbliche Lump“ engagiert und trat dort zusammen mit seinem älteren Bruder Paul Hörbiger auf. Es war zwar eine simple Geschichte über einen jungen Dorflehrer, dem es nicht gelingt, seine Angebetete zu heiraten, doch nun war Attila Hörbiger auch in Berlin angekommen. Für den Schauspieler begann nun eine rege Tätigkeit als Filmdarsteller. Er übernahm zunächst Neben- und zunehmend auch Hauptrollen in zahlreichen deutschen und österreichischen Produktionen, und es waren solche Filme wie etwa "Lumpenkavaliere", "Der große Trick", "Der Tunnel" oder auch der Streifen "Die Julika", mit dem er einen großen Erfolg hatte. Die Machtergreifung durch die Nazis tat der Karriere von Attila Hörbiger keinen Abbruch. Zusammen mit solchen damaligen Größen wie Gustav Gründgens oder auch Hans Albers drehte er unzählige Filme, wobei nicht selten auch seine Ehefrau Paula Wessely eine Rolle übernahm. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dem Schauspieler sodann zum Vorwurf gemacht, dass er auch bei einem Propagandafilm mitgemacht hatte. Es ging um den Streifen "Heimkehr", der auf Befehl von Goebbels entstand und durch seinen Inhalt den Überfall auf Polen 1939 rechtfertigen sollte. Doch das Ende des Krieges sollte für Attila Hörbiger auch die Fortsetzung seiner schauspielerischen Karriere bringen.

Am Wiener Burgtheater

Der 85. Geburtstag von Attila Hörbiger am Wiener Burgtheater

Der 85. Geburtstag von Attila Hörbiger am Wiener Burgtheater

Das Jahr 1950 brachte für Attila Hörbiger ein neues Theaterengagement: von da an gehörte er dem Ensemble des Wiener Burgtheaters an. Hier entfaltete er sein großes Talent als einfühlsamer Charakterdarsteller. So wirkte er bei den Inszenierungen großer Theaterstücke mit, wie etwa "Die Heilige Johanna" von George Bernard Shaw, wo er den Part des Bastard von Orleans Dunois mit großem Erfolg interpretierte; man sah ihn als Tellheim, Tell, Valentin oder auch als Sorinzew in Tolstois "Und das Licht scheint in der Finsternis", um nur einige seiner unzähligen Rollen zu nennen. Einen festen Platz sicherte sich Attila Hörbiger auch bei den Salzburger Festspielen: hier trat er mit großem Erfolg jahrelang als "Jedermann“ bei dem Stück "Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes" von Hugo von Hofmannsthal auf. Parallel zu seiner Theatertätigkeit übernahm der Darsteller auch Rollen in Filmen. Und es waren Produktionen, bei denen er nicht selten mit seiner Ehefrau oder auch seiner Tochter, Christiane Hörbiger, vor der Kamera stand. Insgesamt zählt die Online-Filmdatenbank ofdb.de knapp 80 Filme, in denen Attila Hörbiger mitgewirkt hat. Seine schauspielerischen Leistungen wurden auch mehrfach gewürdigt. So wurde Attila Hörbiger unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz, dem österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse oder auch mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich geehrt. Attila Hörbiger starb am 27.4.87 in Wien. "Der Spiegel" vom 4.5.87 schrieb in seinem Nachruf unter anderem: "Hörbigers Nachkriegsauftritte waren mit steigendem Alter gesättigt von dem Air weltläufiger Weisheit, Güte und Menschlichkeit."

Im März 1981 sprach DW-Mitarbeiter Robert Stauffer mit Attila Hörbiger über seine schauspielerische Laufbahn.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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