1976: Interview mit Ivan Desny | Schauspieler im Gespräch | DW | 26.02.2013
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Schauspieler im Gespräch

1976: Interview mit Ivan Desny

"Für die Amerikaner bin ich immer uniformiert, immer ein Fürst" - Ivan Desny über sein Rollenspektrum beim Film

Ivan Desny (1993)

Ivan Desny (1993)

Seine Rollen konnte er in fünf Sprachen spielen – die beherrschte er fließend – und dementsprechend umfangreich präsentiert sich seine Filmographie. Als der Gentleman schlechthin, eroberte er die Herzen der Damen sowohl auf der Leinwand als auch unter seinen weiblichen Fans. Ivan Desny war auf der Bühne und vor der Filmkamera vor allem "ein Mann für Frack und Smoking" - wie die "Stuttgarter Zeitung" vom 28.12.92 ihn nannte – ein Bonvivant im beruflichen aber auch privaten Leben.

Doch kein Diplomat

Das Licht der Welt erblickte Ivan Desny am 28.12.22 im Land der aufgehenden Sonne, in Peking. Er war drei, als seine Mutter nach dem Tod des Vaters nach Paris übersiedelte, wo er dann aufwuchs. Ursprünglich wollte Ivan Desny in die Fußstapfen seines Vaters treten und ebenfalls eine diplomatische Karriere einschlagen. Er studierte politische Wissenschaften und Jura in Frankreich und England. Doch bald fühlte er sich aber zur Bühne hingezogen und eine Freundin unterstützte ihn dabei. So nahm er schließlich Schauspielunterricht an der "Dramatischen Schule" von René Simon. Ivan Desny debütierte zunächst auf der Theaterbühne und schließlich auch beim Film. Nach Angaben des Portals ofdb.de war es das französische Drama "La Fleur de l'âge" von Marcel Carné (Regie). Es war der Anfang einer internationalen Schauspielerkarriere, die Ivan Desny über 17 Dutzend Male vor die Filmkamera führte. Nach einigen weiteren Filmrollen, unter anderem in dem Melodrama "Madeleine" von David Lean, kam 1952 der Durchbruch mit dem Drama "Die ehrbare Dirne" von Jean-Paul Sartre von Charles Brabant (Produzent).

Ruhm und Rolls-Royce

In seiner Freizeit malte Ivan Desny sehr gerne (1985)

In seiner Freizeit malte Ivan Desny sehr gerne (1985)

Nun hagelte es unzählige Rollenangebote für Ivan Desny. Und nach und nach entwickelte er sich zu einem unverzichtbaren Gesicht im deutschen Nachkriegskino. So spielte er unter anderem in dem Streifen "Die goldene Pest" von John Brahm (Regie) – das Plakat versprach damals "der mutigste Film des Jahres" zu sein, in dem Film "Lola Montez" von Max Ophüls (Regie und Co-Drehbuch) spielte er an der Seite von Peter Ustinov den Leutnant James, an der Seite von Lili Palmer übernahm Ivan Desny die Rolle des Jugendfreundes Gleb Botkin in dem Drama von Falk Harnack (Regie) "Anastasia, die letzte Zarentochter", um nur einige wenige zu nennen. Es folgten auch unzählige Rollen in italienischen Filmen, die Ivan Desny angeboten wurden und die er auch mühelos zu bewerkstelligen vermochte, da unter den fünf Sprachen, die er fließend sprach, auch Italienisch zu finden war. Ivan Desny spielte zu dieser Zeit praktisch alles: in Komödien, Dramen, Sport- und Heimatfilmen, stets elegant und charmant. "Die Welt" vom 16.2.88 erinnerte in einem Porträt des Schauspielers, dass er "einst zum bestgekleideten Mann Deutschlands" gekürt wurde. Und die "Stuttgarter Zeitung" vom 28.12.92 erinnerte: "Und er genoß Ruhm und Geld, fuhr einen Rolls-Royce, hatte Apartments in Paris und London, trank gerne Whisky, spielte Golf und verspielte üppig in Casinos. Er war auch im Privatleben der Herr, den er im Film so oft spielte." Doch seine besten Rollen sollten erst später kommen.

Ivan Desny und der Filmregissuer Wolf Gremm (1989)

Ivan Desny und der Filmregissuer Wolf Gremm (1989)

Wenders und Fassbinder

Der damals dreißigjährige Wim Wenders holte 1975 Ivan Desny für seinen Film "Falsche Bewegung". Dort spielte er an der Seite von Hanna Schygulla einen melancholischen Industriellen. Und auch Rainer Werner Fassbinder hatte immer wieder Verwendung für den Schauspieler. So etwa in dem Streifen "Die Ehe der Maria Braun" – dort übernahm Ivan Desny die Rolle des Dr. Karl Oswald, in Fassbinders "Welt am Draht" war er Günther Lause, der Onkel von Eva Vollmer, in dem Vierzehnteiler "Berlin Alexanderplatz" spielte er den Herrn Pums, und in dem Dreiteiler "Lola" übernahm er die Rolle des Sparkassenleiters Wittich. Auch das Fernsehen hatte stets Angebote für Ivan Desny – vorwiegend in Serien. Das letzte Mal stand er 2002 vor der Kamera. Noch als Mittsechziger war Ivan Desny für "Die Welt" vom 16.2.88 "ein hundertprozentiger Mann von Welt." Der Schauspieler starb am 13.4.02 im schweizerischen Ascona.

Im März 1976 sprach DW-Redakteurin Ellen Gödde mit Ivan Desny über seine Arbeit.

Autor. Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

Audio und Video zum Thema

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  • Autorin/Autor Andreas Zemke
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