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1,5 Millionen Polen wollen demnächst im Westen arbeiten

1. März 2004
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Warschau, 1.3.2004, ZYCIE WARSZAWY, poln.

Junger und gut ausgebildeter Single. Das sind die typischen Merkmale des polnischen Emigranten. Aus den Untersuchungen der polnischen Regierung geht hervor, dass in den nächsten Jahren sogar 1,5 Millionen Polen in den Westen übersiedeln könnten.

"Hier zu Lande wird es immer schwieriger werden, eine entsprechende Arbeitstelle zu finden. Aus diesem Grunde würde ich sofort ausreisen, wenn sich diese Chance bieten sollte", sagt Justyna Makulska, die parallel an der Warschauer Universität und an der Kunstakademie studiert.

Aus den Schätzungen der Europäischen Union geht hervor, dass nur ein Prozent der polnischen Bevölkerung die Ausreise in den Westen in Erwägung zieht. Unser Wirtschaftsministerium ist jedoch weitaus pessimistischer. Die Untersuchungen, die im Auftrag dieses Ministeriums durchgeführt wurden, ergeben, dass in den kommenden Jahren zwischen 400 000 und 1,5 Millionen Menschen aus Polen ausreisen werden. Das Ausmaß der Emigration wird von der Wirtschaftslage in Polen abhängen.

"Es gibt keine einheitlichen Ursachen für die Emigration. Das ist eher eine Verknüpfung verschiedener Ursachen, zu denen vor allem die hohe Arbeitslosigkeit, schlechte Verdienstperspektiven im Vergleich zu der Ausbildung gehören sowie die Probleme, eine Wohnung zu finden", sagt Hubert Krieger, ein Experte der Europäischen Union.

"Junge Leute sehen hier zu Lande keine Aufstiegsperspektiven", sagt Professor Edward Ciupak . "Es werden jedoch nur die Jüngsten und Mutigsten ausreisen, die noch keine eigenen Familien gegründet haben. Sie werden das Risiko in Kauf nehmen. Eine ähnliche Ausreisewelle gab es schon am Ende des Kommunismus und Anfang der neunziger Jahre", fügt ein Soziologe der Warschauer Universität hinzu.

Als Ziele werden von den Polen vor allem Deutschland, Frankreich und Österreich bevorzugt. Gern würde man aber auch nach Belgien, Holland und Schweden ausreisen. Im Vergleich zu anderen neuen EU-Mitgliedern gibt es aber in Polen mehr ausreisewillige Männer als Frauen. (...)

Die Untersuchungen, die sowohl in der Europäischen Union als auch in Polen durchgeführt werden, ergeben, dass sich die Emigrationswelle weitaus schlechter auf die "Neuen" als auf die "Alten" Mitgliedstaaten der EU auswirken wird. Die neuen EU-Mitglieder werden nämlich die besten Arbeitskräfte verlieren, die ihre eigene Wirtschaft ankurbeln könnten. (...) (Sta)