15 Jahre im Dienst der EU
28. Mai 2009"Wir wollen Frieden und soziale Gerechtigkeit. Europa darf nicht Superreichtum für einige wenige produzieren, sondern es muss mit seinem Reichtum Wohlfahrt für alle garantieren." Martin Schulz erklärt den Wählern, wofür die SPD in Europa steht. In ganz Deutschland ist der Spitzenkandidat der SPD auf Stimmenfang für seine Partei unterwegs.
Für einen europäischen Mindestlohn
Im Ruhrgebiet spricht der 54-Jährige mit rund 70 Senioren bei einem gemeinsamen Frühstück über Europa. "Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir das nicht alleine sichern können zuhause bei uns, sondern wir brauchen internationale Regeln und diese internationalen Regeln, die werden im Europäischen Parlament beschlossen und deshalb ist es so wichtig dass ihr zur Wahl geht." Die Senioren hören aufmerksam zu, einige nicken zustimmend.
Martin Schulz will kämpfen - um das soziale Europa mit starken Arbeitnehmerrechten. Plausibel und schlagkräftig soll das klingen. Der SPD-Politiker setzt sich für Mindestlöhne in der Europäischen Union ein. "Eine Firma, die ihre Arbeitnehmer nach Deutschland schickt, die muss, auch wenn sie bei sich zuhause weniger zahlt, in Deutschland mindestens 7,50 Euro zahlen. Damit wir nicht dadurch Lohndumping haben, dass irgendwelche ausländischen Firmen die Tarife bei uns unterbieten und die Firmen hier nicht mithalten können", sagt der Europapolitiker.
Die Gründe fürs Nicht-Wählen
Ein Termin jagt den anderen an diesem dicht gedrängten Wahlkampftag. Martin Schulz fährt von den Senioren weiter zu der gemeinnützigen Gesellschaft "Werkstatt" im Kreis Unna. Sie unterstützt sozial schwache Jugendliche auf dem Arbeitsmarkt. Doch die Zeit reicht nur für ein paar Fotos mit den Jugendlichen, das Gespräch mit ihnen fällt aus. Dabei ist Schulz vor allem die Zukunft der Jugend in Europa wichtig. Doch die Jugendlichen entfernen sich zunehmend von Europa.
Dafür sind laut Schulz die einzelnen nationalen Regierungen verantwortlich, "die dafür sorgen, dass die Leute nicht kapieren, dass die meisten unserer wirklich großen Probleme - die finanzpolitischen und klimapolitischen Probleme, der Handel, Forschungsprobleme, Gesundheitspolitik - nicht mehr alleine national zu lösen sind. Deshalb bekommt die EU immer mehr Kompetenzen. Aber die nationalen Regierungen tun so, als wären sie allein immer noch die Herren im Lande." Das führe dazu, dass die Leute glauben, die nationale Politik wäre viel wichtiger als die Europapolitik, so Martin Schulz. Und das sei der Grund dafür, dass sie nicht wählen.
Verständnis für den Ärger der Bürger
Schulz wirkt angriffslustig und selbstbewusst. Doch er kann auch diplomatisch sein und gibt sich menschennah. Und er weiß, warum sich die Bürger über Europa ärgern. "Die Bürger fühlen sich oft ein bisschen belästigt durch die Brüsseler Bürokratie." Sie empfänden das als Einmischung in den Alltag und hätten damit zum Teil auch Recht, sagt Schulz.
Am Ende des langen Wahltages wirkt Schulz müde. Doch er bleibt stets gefasst: Bloß keinen Fehler machen und auf die Probleme der Bürger eine gute Antwort finden. Schließlich ist der SPD-Politiker auf ihre Stimmen angewiesen, wenn er sein Ziel bei dieser Wahl erreichen will.
Autorin: Justyna Bronska
Redaktion: Julia Kuckelkorn