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14 Jahre Haft für Ex-Banker

3. August 2015

Er war ein Starhändler - aber nach dem Urteil eines Londoner Gerichts muss Tom Hayes jetzt wohl sehr lang ins Gefängnis. Im weltweiten Libor-Zinsskandal war das Verfahren der erste Prozess gegen eine Einzelperson.

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Großbritannien Tom Hayes vor Gericht in London
Bild: Reuters/P. Nicholls

In Großbritannien ist der erste Banker wegen des Skandals um Manipulationen des internationalen Referenzzinssatzes Libor schuldig gesprochen worden. Die Jury befand den einstigen Star-Händler Tom Hayes in acht Fällen der Verschwörung zum Betrug für schuldig, wie das Gericht am Montag mitteilte. Als Strafmaß legte das Gericht 14 Jahre Haft fest. Für jeden einzelnen Anklagepunkt hatten dem 35-Jährigen zehn Jahre Gefängnis gedroht.

Der Prozess hatte Ende Mai unter großem Medienandrang begonnen. Nach Erkenntnissen der britischen Strafverfolgungsbehörde SFO war Hayes, der früher als Derivatehändler für die Schweizer UBS und die US-Großbank Citigroup arbeitete, einer der Drahtzieher in der Zinsaffäre, die Großbanken rund um den Globus Milliardenstrafen kostete. Einzelne Händler hatten zwischen 2006 und 2010 nachweislich wichtige Referenzzinsen wie den Libor manipuliert, um sich persönlich zu bereichern und hohe Bonuszahlungen einzustreichen.

#Der 35-jährige Hayes hatte auf nicht schuldig plädiert. Ein früheres Geständnis nahm er zurück, als er seine Anwälte austauschte. Seine Verteidigung argumentierte, Hayes Vorgesetzte hätten von den Manipulationen gewusst und sie gebilligt. Die Anklage dagegen machte Gier als Tatmotiv aus und erklärte, Hayes sei für seine Taten selbst verantwortlich.

Dreistelliges Billionen-Geschäft

Der Libor ist der Zinssatz, zu dem sich Banken am Finanzplatz London untereinander Geld leihen. Er wird täglich von Banken festgelegt, von ihrer Höhe sind etwa Haus- und Verbraucherkredite abhängig. Schätzungen zufolge hängen vom Libor Finanzprodukte im Volumen von 350 Billionen US-Dollar ab. Selbst Manipulationen im Mini-Promille-Bereich haben damit gewaltige Auswirkungen. Der Manipulationsskandal war im Jahr 2012 bekannt geworden. Mehrere Banken wie Barclays, UBS, RBS, Rabobank und die Deutsche Bank leisteten deshalb bereits hohe Strafzahlungen an die Behörden in den USA und in Großbritannien. Dutzende Händler wurden gefeuert, gut 20 angeklagt.

Hayes früherer Arbeitgeber, die Schweizer Großbank UBS, hat sich zurückhaltend zu dem Urteil gegen ihren ehemaligen Star-Händler geäußert. Die UBS sei in den Prozess nicht involviert gewesen, es handele sich um eine Angelegenheit zwischen der britischen Strafverfolgungsbehörde SFO und Hayes, erklärte das Institut am Montag. Die Bank wolle sich deshalb nicht äußern,. Die UBS habe den Fall bereits mit den meisten Behörden beigelegt.

tko/ ul (rtr, afp, dpa)