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11mm-Festival: Fußball und Macht

Javier Perez de la Cruz
23. März 2018

Zur Eröffnung der 15. Ausgabe des 11mm-Fußball-Filmfestivals in Berlin wird "The Workers Cup" gezeigt - eine Dokumentation über das Leben von Gastarbeitern, die die Spielstätten der WM 2022 in Katar bauen.

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Berlin Babylon Kino 11 mm Football Film Festival
Bild: DW/J. Perez de la Cruz

Fußball kann ein extrem wirksames Mittel sein, um Brücken zwischen Kulturen zu bauen, gleichzeitig aber auch als Teil des Propaganda-Apparats fragwürdiger Regierungen missbraucht werden. Das diesjährige 11mm-Fußballfilm-Festivals in Berlin steht unter dem Motto "Fußball und Macht". "Als wir 2004 loslegten, hätten wir niemals gedacht, dass wir eines Tages die 15. Auflage feiern würde", sagt Birger Schmidt, einer der Direktoren des Festivals, der DW.

Filmcrew in Katar im Gefängnis

Für die Eröffnung am Donnerstag wählten die Organisatoren "The Workers Cup" aus, eine Dokumentation des US-Filmemachers Adam Sobel. Das Publikum im vollbesetzten Kino "Babylon" in Berlin verfolgte gebannt die Geschichte von Gastarbeitern, die unter haarsträubenden Bedingungen die Stadien der Fußball-WM 2020 in Katar bauen. Mit viel Fingerspitzengefühl zeigt der Film den Kontrast zwischen der harten Wirklichkeit dieser Migranten und der glamourösen Luxuswelt der Oberschicht Katars, die sich auf die WM freut.

Berlin Babylon Kino 11 mm Football Film Festival
Produzentin Rosie GarthwateBild: DW/J. Perez de la Cruz

"Wir haben den Film auch den Frauen und den Familien der Protagonisten des Films gezeigt. Für einige von ihnen war es ziemlich schockierend und traurig", sagt Rosie Garthwaite, eine der Produzentinnen des Films, der DW. "Auf der anderen Seite sind sie froh, dass diese Geschichte überhaupt erzählt wurde. Und sie hoffen, dass der Film dazu führt, dass sich etwas ändert."

Garthwaite und andere Mitglieder der Filmcrew erlebten die Menschenrechtslage in Katar am eigenen Leib: Sie wurden während der Filmarbeiten vorübergehend inhaftiert. Das Land sei in den letzten Jahren unter großen internationalen Druck geraten, so Garthwaite: "Sie haben daraufhin eine Menge versprochen. Geändert aber hat sich bisher nichts."

Spielform des Kapitalismus

Bei dem weltweit größten Fußball-Filmfestival werden über einen Zeitraum von fünf Tagen mehr als 60 Filme gezeigt, darunter Dokumentation aus oder über Argentinien, Brasilien, Iran, Katar, Nordkorea und Russland. "Ich glaube, auf Amateurebene kann man Fußball und Politik noch trennen, aber für den Profifußball ist das unmöglich", sagt Festival-Direktor Schmidt. "Fußball ist eine Spielform des Kapitalismus, also ist auch immer Politik dabei."

Berlin Babylon Kino 11 mm Football Film Festival
Eröffnungsfeier des 11-mm-Fußballfilm-Festivals im Kino "Babylon"Bild: DW/J. Perez de la Cruz

Als beliebteste Sportart in zahllosen Ländern spiegelt der Fußball nicht nur die Wünsche und Träume der Menschen wider, sondern auch ihre Ängste und Animositäten. So zeigt der türkische Dokumentarfilm "Yesil Kirmizi" (Grün-Rot) von Ersin Kana am Beispiel von Amedspor, eines Fußballklubs in der kurdischen Metropole Diyarbakir, die anhaltenden Spannungen zwischen Türken und Kurden. "Fußball spielt eine große Rolle in der türkischen Politik", sagt Recep Bozgöz, Autor des türkischen Kurzfilms "Ronaldo", der bei dem Festival ebenfalls gezeigt wird. "Abseits", ein Dokumentarfilm von Jafar Pahani aus dem Jahr 2006, beleuchtet die haarsträubende Lage der Frauenrechte im Iran: Eine Frau verkleidet sich als Mann, um ein internationales Fußballspiel zu sehen.

Fußballfilme aus Russland

Angesichts der bevorstehenden Weltmeisterschaft 2018 gibt es in diesem Jahr im Rahmen des 11mm-Festivals auch einen Schwerpunkt zu Russland. Im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in Berlin werden Filme gezeigt, die sich mit Fußball beschäftigen: von historischen Filmen über Komödien bis zu Gesellschaftsdramen. So beschäftigt sich der Kurzfilm "Sollten Sie vor der russischen WM Angst haben?" mit dem Hooligan-Problem in Russland. Um dieses Thema geht es auch in der umstrittenen Dokumentation "Okolafutbola", die vom Internationalen Filmfestival in St. Petersburg ausgeschlossen worden war.