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Das ifa wird 100 Jahre alt

10. Januar 2017

Totgesagte leben länger. Da macht auch das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) keine Ausnahme. Heute ist das ifa ein internationaler Kulturmittler. Seine wechselvolle Geschichte währt genau 100 Jahre.

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Historisches Foto der ersten Verwaltungssitzung der IFA
Bild: IFA

Festakt im Neuen Stuttgarter Schloss, Reden von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) – zur Geburtstagsfeier am 10. Januar haben sich wichtige Vertreter des Staates angesagt. Schließlich ist das ifa Deutschlands älteste Mittlerorganisation für auswärtige Kulturbeziehungen. Auf seiner Agenda stehen der Kultur- und Informationsaustausch. Dafür organisiert das ifa Ausstellungen und Seminare. Es unterhält Galerien in Stuttgart und Berlin und schickt Ausstellungen zu Bildender Kunst, Fotografie oder Architektur um den Globus. Das ifa bringt eigene Publikationen heraus und unterhält eine große Bibliothek. Ziel ist es immer, Menschen und Kulturen ins Gespräch bringen. Geldgeber sind das Auswärtige Amt, das Land Baden-Württemberg und die Landeshauptstadt Stuttgart.

Ursula Seiler-Albring
ifa-Präsidentin Ursula Seiler-AlbringBild: IFA

Vor 100 Jahren, am 10. Januar 1917, wurde die Einrichtung als "Museum und Institut zur Kunde des Auslandsdeutschtums und zur Förderung deutscher Interessen im Ausland" in Stuttgart aus der Taufe gehoben und - wohl wegen des unaussprechlichen Namens - noch im selben Jahr in Deutsches Auslandsinstitut (DAI) umbenannt. Württembergs König Wilhelm II. sprach von einem "Werk des Friedens inmitten des Kriegs". Es ging darum, das beschädigte Ansehen Deutschlands in der Welt zu verbessern. Die vielen Auslandsdeutschen wollte man zudem als kulturelle "Mittler" einspannen.

Von den Nazis gleichgeschaltet

Für das ifa begann ein weiter und selten gerader Weg. Schon früh wurde das Institut Spielball politischer Interessen. Zwar standen anfangs mit dem Unternehmer Theodor Wanner und dem Politikwissenschaftler Fritz Wertheimer zwei Männer an der Spitze, die das Institut zunächst als überparteiliche Einrichtung formten. Doch nach der Machtübernahme der Nazis 1933 wurden beide von den Nationalsozialisten aus ihren Ämtern gedrängt.

Kulturaustausch 3/2006 - Cover
Cover der ifa-Publikation "Kulturaustausch"

Die Nazis bemächtigten sich des Auslandsinstituts und stoppten seine kulturellen und völkerverbindenden Aktivitäten. Jetzt propagierte es "Rassenpolitik" und "Eindeutschung" ausländischer Gebiete. Das DAI half bei Zwangsumsiedlungen, in dem es Karten über die Verteilung der Bevölkerungsgruppen in Osteuropa lieferte. Es herrschte eine enge Verflechtung mit dem Hitler-Regime, wie eine später vom ifa angeregte Forschungsarbeit 2006 konstatierte.

Kultur als Mittel der Politik

Nach Kriegsende war der Ruf des DAIs stark beschädigt, und es begann der schwierige Neuanfang, jetzt unter dem Namen "Institut für Auslandsbeziehungen". 1951 bezog das ifa die wiederhergestellten Räume am Stuttgarter Charlottenplatz. Bundespräsident Theodor Heuss nannte das Institut in seiner Rede "Elementarschule für den Verkehr mit dem Ausland". Er äußerte die Hoffnung:"Mit Politik kann man keine Kultur machen; vielleicht kann man mit Kultur Politik machen."

Heuss' Satz könnte noch heute der Leitspruch des ifa sein: Als "Mittlerorganisation" will es mit Kultur zu einem "friedlichen und bereichernden Zusammenleben von Völkern, Staaten und Religionen beitragen". Das ifa vermittelt, wie auch das Goethe-Institut, ein Deutschlandbild. Bildungsseminare für deutsche Fachkräfte im Ausland sowie Deutschkurse für Ausländer wurden abgehalten und Regionalreferate eingerichtet, um weltweit Beziehungen zu knüpfen.

Martin Roth
Designierter ifa-Präsident: Martin RothBild: Peter Kelleher

Das 100. Jubiläum des ifa fällt in eine unruhige Zeit. ifa-Präsidentin Ursula Seiler-Albring und Generalsekretär Ronald Grätz definieren ihr Institut selbstbewusst als "Kompetenzzentrum der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik." Aktuell beschäftigt das ifa 123 Mitarbeiter – 103 in Stuttgart und 20 in Berlin. Der Jahresetat beläuft sich auf knapp 20 Millionen Euro. Im Sommer wird Martin Roth, zuletzt Direktor des renommierten Victoria and Albert Museums in London, die ifa-Präsidentschaft übernehmen. Roth hat schon angekündigt, dass er sich stärker der Europa-Politik widmen will.