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Technische Schwierigkeiten

22. Mai 2010

Der Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko stößt weiter auf technische Schwierigkeiten und die Kritik an BP wächst. Nun hat US-Präsident Obama eine unabhängige Untersuchungskommission eingesetzt.

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Ein Schild in Louisiana: Über "Gott segne Amerika" prangt "BP sei verdammt". (Foto: AP)
Im US-Staat Louisiana...Bild: AP

Ein ursprünglich für dieses Wochenende geplanter Versuch, das seit einem Monat aus der Tiefseebohrung im Golf von Mexiko ausströmende Öl zu stoppen, musste erneut verschoben werden.

Der Ölkonzern BP kann nach eigenen Angaben voraussichtlich nicht vor Dienstag (25.05.2010) damit beginnen, die undichte Bohrstelle mit einer schweren Flüssigkeit und Zement zu verschließen. Für die Operation in 1500 Metern Tiefe stünden aber drei große Schiffe und 16 Unterwasser-Roboter bereit, sagte BP-Manager Doug Suttles. Schwierigkeiten gebe es zudem bei den Bemühungen, das Öl aus dem größeren der beiden Lecks abzusaugen. So hätten innerhalb von 24 Stunden 350 Tonnen Rohöl aufgefangen werden können, nachdem die Menge vorher schon doppelt so hoch war.

Die Ölpest verseucht die Küsten des US-Bundesstaates Louisiana (Foto: AP)
An der Küste des US-Bundesstaates LouisianaBild: AP

Bemühungen auf See…

Die US-Küstenwache vermeldet dagegen Fortschritte beim Absaugen des Öls von der Wasseroberfläche. Wegen der ruhigen Wetterverhältnisse könne derzeit die Hälfte des Öls an der Oberfläche abgeschöpft werden, so Admiralin Mary Landry. Bei schlechterem Wetter seien manchmal nur 10 Prozent möglich. Wie die Leiterin des Einsatzstabes weiter mitteilte, sollen Mitte nächster Woche erste Angaben darüber vorliegen, wie viel Öl tatsächlich aus den Lecks der Bohrstelle austritt. Zudem sei immer noch nicht klar, welche Menge bisher insgesamt ins Meer gelangt sei. Zu beiden Fragen ermittele derzeit ein von der US-Regierung eingesetztes Expertenteam.

Am Freitag hatte die "Los Angeles Times" berichtet, auch Hollywood-Star Kevin Costner wolle sich in den Kampf gegen die Ölpest einschalten. Eines von Costners Unternehmen verfüge über Separatoren, die das ölige Wasser wie ein Staubsauger aufnehmen und dann in einer Zentrifuge mit hoher Geschwindigkeit schleudern. Dabei werde das Gemisch getrennt, sodass 99 Prozent reines Wasser und ein Prozent reines Öl entstehen.

Nach Angaben der Zeitung könnten bis zu 26 dieser Stahl-Separatoren auf Lastkähnen eingesetzt werden und täglich mehr als 7,5 Millionen Liter Wasser säubern. Sechs der Maschinen sollen bereits in der nächsten Woche von BP und der Küstenwache getestet werden.

Kevin Costner (Foto: AP)
Kevin CostnerBild: AP

…und an Land

Angesichts der wachsenden Kritik an den von BP vorgelegten Zahlen und an der Arbeit der Regierung hat US-Präsident Barack Obama nun eine unabhängige Untersuchungskommission eingesetzt. Innerhalb eines halben Jahres sollen die sieben Mitglieder des Gremiums einen Bericht zu den Unfallursachen vorlegen und Konsequenzen vorschlagen. Man müsse sich genau ansehen, wie die Ölindustrie arbeitet und wie sie reguliert werden könne, sagte Obama am Samstag (22.05.2010) in seiner wöchentlichen Fernsehansprache.

Die überparteiliche Kommission soll von zwei Vorsitzenden geleitet werden: dem Demokraten und ehemaligen Gouverneur von Florida Bob Graham sowie dem Republikaner William K. Reilly, der unter anderem Chef der US-Umweltbehörde und Präsident der Umweltstiftung WWF war. Die übrigen fünf Mitglieder, die keine aktiven Regierungsmitarbeiter oder Amtsträger sein sollen, werden in den nächsten Tagen ernannt. Ähnliche Gremien hatten das Challenger-Unglück 1986 oder den Atomunfall von Harrisburg 1979 untersucht. Die bereits bestehenden Kommissionen der Küstenwache und der Umweltbehörde sollen ihre Arbeit fortsetzen. Zugleich machte Obama deutlich, dass es zwar auch künftig noch Tiefseebohrungen geben werde, die Auflagen dafür aber deutlich verschärft werden müssten. Der Golf von Mexiko spiele eine "wichtige Rolle bei der Sicherung unserer künftigen Energieversorgung, weil er 30 Prozent unserer Ölproduktion" ausmache, so Obama.

Der US-Präsident reagiert mit der Einsetzung eines speziellen Untersuchungsgremiums offenbar auch auf Kritik, das Weiße Haus habe sich zu lange auf die Angaben des Konzerns BP verlassen und die Ölindustrie zu lax kontrolliert.

Autor: Hartmut Lüning (apn, dpa)
Redaktion: Stephan Stickelmann

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